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2293 - Ein Held für alle Fälle

Titel: 2293 - Ein Held für alle Fälle
Autoren: Unbekannt
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aufgebrüht habe.
    Aber jetzt zeig mir doch Winky. Ich kann es kaum erwarten."
    Ich auch nicht, dachte er sehnsüchtig.
    Er setzte sich wieder und öffnete mit fahrigen Fingern die Box. Winky streckte den Kopf heraus. Mardi stieß einen begeisterten Pfiff aus, beugte sich über den Tisch und sah das kleine Tier an.
    Das Tier sah sie an.
    Sie sah Jack an.
    Winky auch. „Das ... das", sprudelte er verzweifelt hervor. „Es ... Ich meine, sie ist für dich, Mardi. Ich hoffe, du hast Freude mit ihr. Sie ist mit Abstand das schönste Mädchen auf Luna. Oh, ich meine ..."
    Was redest du für einen schrecklichen Unsinn! Sag ihr, dass sie die Schönste ist! Ein schönes Hamstermädchen für ein schönes Menschenmädchen. „Oh, Jack", kam sie ihm zuvor. Sie streckte vorsichtig eine Hand aus.
    Winky tippelte auf sie zu und hinauf. Mardis Augen leuchteten. „Jack, du weißt ja gar nicht, was für eine Freude du mir da gemacht hast."
    Na los! Worauf wartest du? Leg deine Hand auf die ihre, jetzt oder nie!
    Nun mach schon, sonst... „Äh, äh", sagte er. „Mardi, was ich noch zum Gras sagen wollte ..."
    „Gras?", fragte sie mit großen Augen. „Ja, Mardi, Gras ... Also nein, nicht >Mardi Gras<, sondern, äh, Mardi ist die Anrede, und mit dem Gras meinte ich das Gras, das sie frisst", stotterte er. „Ja, Winky mag frisches Gras am liebsten. Ich züchte es auch. Ich meine, ich kultiviere es. Du kannst es bei mir holen kommen, wenn du magst."
    Wie kam er aus dieser Kiste wieder heraus? Jack brach der Schweiß aus allen Poren. Er wusste, dass jetzt irgendetwas passieren musste, sonst gab es eine Katastrophe. Und die Götter schienen ihn gehört und ein Einsehen zu haben.
    Bevor er noch mehr Unsinn von sich geben konnte, gellte der Alarm auf.
    Mardi sprang hoch, er sprang hoch, nur Winky blieb ungerührt auf der Platte liegen. „Das ist der Katastrophenalarm!", sagte die Technikerin. „Wir müssen an unseren Platz, Jack. Wo arbeitest du noch einmal?"
    „Ich ... nirgends", stammelte er. „Ich meine natürlich, überall. Ich bin Fachmann für Reinigungstechnik und als solcher immer dort, wo ich gerade gebraucht werde."
    „Also auch in meiner Werft!", rief sie von nebenan. „Weißt du was? Du kommst einfach mit mir. Ich habe keine Ahnung, was los ist, aber Katastrophenalarm wird selbst in NATHAN nicht wegen einer Lappalie gegeben."
    „Ja... ja", rief er zurück, und dann war sie auch schon wieder da, in voller Technikermontur. „Du kannst Winky so lange hier lassen. Brauchst du noch was? Ich meine, Handwerkszeug oder so?"
    „Nein."
    „Na fein, dann komm. Beeilen wir uns."
    Wunderbar, dachte Jack Reuter sarkastisch. Gelungener Abschluss eines Rendezvous. Du kannst stolz auf dich sein. Aber du kannst immerhin an ihr dranbleiben. Immerhin.
    Sie nickte ihm auffordernd zu. Dann öffnete sich schon die Tür, und sie lief auf den Korridor hinaus. Jack folgte ihr, fiel beim Aufspringen über die eigenen Beine, rappelte sich vom Boden auf und sah zu, dass er den Anschluss nicht verlor.
    Wenn es nicht gerade um Frauen ging, war Jack Reuter im Grunde ein völlig normaler Mann. Er hatte keine gravierenden Fehler, im Gegenteil: Jack besaß eine Reihe von besonderen Talenten, die der Allgemeinheit allerdings teilweise verborgen blieben. Das hatte den einfachen Grund, dass er Angst davor hatte, ausgelacht zu werden. Es war nicht jedermanns Sache, sich mit alten Sprachen zu befassen, wie er es tat. Er liebte und beherrschte die altterranische Sprache Französisch aus dem Effeff. Er konnte sich stundenlang alte französische Bücher vorlesen oder alte Filme über die Große Revolution vom Kristall abspielen lassen.
    In seine Sammlung hatte er ein halbes Vermögen investiert, er besaß unter anderem einen Raubkristall mit Jean-Paul Sartres gesammelten Werken, aus denen er gern zitierte. Allerdings war er schon auf der Erde deshalb als Spinner belächelt worden. Das musste er sich auf Luna ganz bestimmt nicht wieder antun. Nicht auszudenken, wenn seine Kollegen erführen, dass er sogar mit seinen Hamstern französisch redete. Die meisten Männer kannten den Begriff „Französisch" nicht mehr als Sprache, sondern nur in einem anderen, eher schlüpfrigen Zusammenhang.
    Ganz zu schweigen von seiner Angewohnheit, in der Hygienezelle laut die „Marseillaise" zu trällern. Wenn das jemand herausbekäme - nicht einmal Brad wusste davon, sein bester und leider auch einziger Freund, vor dem er sonst keine Geheimnisse hatte.
    Abgesehen von der
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