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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung
Autoren: Unbekannt
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der Taupo auf Neuseeland. Noch fünfzig Jahrzehnte früher rief der Toba auf Sumatra einen sechsjährigen „Vulkanischen Winter" hervor, der die menschliche Population so stark dezimierte, dass Homo sapiens beinahe ausgestorben wäre.
    Matti bekam einen Schweißausbruch, als er sich die Folgen einer derartigen Katastrophe ausmalte.
    Milliarden Tonnen Schwefeldioxid in der Luft verbinden sich mit Wasser zu Schwefelsäure.
    Wolken aus Säuretropfen legen sich um den Globus wie ein Sonnenschirm. Die Temperaturen fallen auf Jahre, auf der Nordhalbkugel um bis zu zehn Grad ... Gegen die Anstrengungen, die unternommen werden müssen, um die Erde weiterhin bewohnbar zu erhalten, nimmt sich die Hyperimpedanz-Krise wie ein leichtes Zwischentief aus.
    Und Schuld daran trüge hauptsächlich er, Matti di Rochette. Ein Spaßmacher, der sich anmaßte, wissenschaftliche Forschung zu betreiben, obwohl er nur ein einziges Diplom besaß: das einer Zirkusschule.
    Eine laute Stimme brachte ihn in die Realität zurück. Sie kam aus seinem Funkgerät: „He, ich frage dich zum letzten Mal: Habt ihr etwas zu deklarieren?"
    „Wie? Ja. Bomben. Äh. Ich meine, bom... bombensicher nichts. Außer ein paar Bonbons. Hihi.
    Der war gut, gell?"
    „Ihr Scherzbolde lasst auch keine Gelegenheit für einen Witz vorüberziehen, was? Nun fahrt schon weiter, Mann, bevor ich euch doch noch auf den Parkplatz winke. Eure Surfer-Truppe gestern war übrigens um Hausecken besser als deine Späßchen."
    Erst als der Kontrollpunkt bereits einen Kilometer hinten ihnen lag, fiel Matti Piccos Fußfessel wieder ein. Über die Gegensprechanlage erfuhr er, dass der Jongleur einfach sein Bein aus dem Fenster gestreckt hatte, worauf ihm das kobaltblaue Band anstandslos wieder abgenommen worden war. „Na, süße Träume gehabt, Herr Direktor?", zog ihn Sirene auf.
    Wenn du wüsstest, mein Schatz, dachte er; wenn du wüsstest..
     
    75.
     
    Beim ersten Rastplatz auf der Route hielten sie an. Er lag noch innerhalb der Regenzone und war entsprechend verwaist. Außer dem Schweber-Konvoi hatte niemand Lust, ausgerechnet hier, so kurz hinter Neapel, schon eine Pause einzulegen.
    Gutmütig wie immer fläzte sich Obacht mit seiner Werkzeugkiste unter Schweber Drei. Falls jemand nachfragte, würde der Naat vorgeben, einen defekten Prallfeld-Generator zu reparieren.
    Homer, Matti und Mondra luden zwei in Planen gewickelte Gegenstände aus Schweber Nummer zwölf auf einen primitiven Handkarren. „Werdet ihr lange fort sein?", fragte Babett. Ein Grund für den seltsamen Ausflug war nicht genannt worden. „Einige Stunden, denke ich", sagte Homer. „Ihr könntet den Klonelefanten mitnehmen. Der hätte etwas Auslauf dringend nötig."
    Sie sah förmlich, wie es hinter der hohen Stirn arbeitete. Norman alias Rosina hatte sich in Neapel zwar recht wohl gefühlt. Doch war er auf relativ engem Raum eingesperrt gewesen und hatte den Streichelzoo nie verlassen dürfen.
    Homer G. Adams nannte gewiss einen der klügsten Köpfe auf diesem Planeten sein Eigen. Aber gegen weibliche List zog auch er den Kürzeren.
    Noch bevor ihr Geliebter etwas entgegnen konnte, setzte Babett nach: „Er wird euch nicht zur Last fallen. Ich komme einfach mit und passe auf ihn auf. Na, was haltet ihr davon?"
    „Bis Bari muss es der Kleine dann ohnehin wieder in der Transportbox aushalten", überlegte Mondra, auf deren Unterstützung Babett gesetzt hatte. „Wir bewegen uns fast ausschließlich durch Weingärten. Und bei diesem Sauwetter ist er schon auf zehn Meter nicht von irgendeinem anderen Haustier zu unterscheiden."
    In Wirklichkeit wollte Babett in Homers Nähe sein. Das wusste er natürlich; es stand in seinen wundervoll väterlichen Augen geschrieben. Sie schmachtete ihn an, mit ihrem patentierten Waidwundes-Reh-Blick. - „Also schön", stimmte er zu. „Wir haben in diesen Tagen schon weit größere Risiken auf uns genommen. Aber beim geringsten Anzeichen von Gefahr versteckt ihr euch, versprochen?"
    „Ich tu alles, was du willst, Paulchen."
    Sie holte sich eine Regenpelerine und befreite den überaus erfreuten Elefanten, dann machten sie sich auf den Weg.
    Schweigend stapften sie zwischen Feldern, Obstbäumen und unzähligen Rebstöcken dahin. Matti führte sie; immer wieder blickte er auf sein Armband-Display. Mondra und Homer zogen den Karren. Keine Menschenseele begegnete ihnen.
    Babett fühlte sich in eine lang zurückliegende Zeit versetzt. Sie stellte sich vor, sie seien eine Gruppe von
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