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228 - Crows Schatten

228 - Crows Schatten

Titel: 228 - Crows Schatten
Autoren: Jo Zybell
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Händlern auf die Finger. Schließlich beobachtete er einen von weitem, der zwei Fische in seine Waagschale warf und dabei mit flinken Fingern von unten einen großen Magneten an die Schale heftete. Danach wog er die Fische, packte sie ein und kassierte; natürlich für das durch den Magneten erhöhte Gewicht.
    »Hab ich dich erwischt«, murmelte Rev’rend Clash. Empört sog der Gottesmann die Luft ein und lief los. »He, Bruder! Du hast deine Waage manipuliert!« Die Leute blieben stehen und sahen dem Mann in Schwarz hinterher. »Weißt du denn nicht, dass der HERR denjenigen aus dem Lande ausrotten wird, der mit falschem Gewicht wiegt?« Vor dem Fischstand blieb er stehen. »Wie kannst du nur! Und noch dazu am ›Tag der Ehrlichkeit‹!« Er deutete auf die rostige Waage. »Her mit dem Magneten, und höre die Bußstrafe, die ich dir im Namen des HERRN…!«
    »Verpiss dich!« Der Fischhändler wischte den Magneten von der Unterseite der Waagschale und steckte ihn in die Schürzentasche. Die stattliche Erscheinung des schwarz gekleideten Gottesmannes schien ihn nicht im Geringsten zu beeindrucken. »Wer war der Nächste?« Er blickte gelangweilt in die Runde der Leute, die um Fisch anstanden.
    »Was erlaubst du dir…!« Die Frechheit des Fischhändlers verschlug Rev’rend Clash schier den Atem. Er griff nach seinem Gewehr. »Elender Sünder! Du gehst mit mir! Noch heute wirst du vor dem Glaubensgericht stehen!« Er richtete die Waffe auf den Händler. »Noch heute wird Rev’rend Torture dir…!«
    »Weg mit der Bleispritze, frommer Mann!« Eine schwere Hand legte sich dem Rev’rend auf die Schulter. Er drehte sich um und blickte in ein aufgedunsenes, rötliches Gesicht. Louis Stock, der größte Schnaps- und Tabakhändler von Waashton, stand hinter ihm. Vier schwer bewaffnete Schutzgardisten flankierten den massigen Händler mit den goldenen Ohrringen und den zu Zöpfen geflochtenen roten Haaren. »Du hast hier nichts zu sagen, Richie!«
    ›Richie‹ war der bürgerliche Rufname der Rev’rends. Stock, der sich »Bürgermeister« nannte, deutete zurück in Richtung Fordtheater. »Euer realexistierendes Paradies endet hinter dem Fleischstand. Okee?«
    Von einem Dutzend Männer und Frauen sah Rev’rend Clash sich auf einmal umringt. Ein Dutzend feindseliger Augenpaare richteten sich auf ihn. »Der HERR wird euch strafen!«, zischte er. Er schüttelte Stocks Hand von seiner Schulter.
    »Das soll er ruhig versuchen, wenn er gelegentlich vorbeikommt«, sagte der Fischhändler, und alle lachten.
    Eine Gasse bildete sich in der Menge. Die Glocken begannen zum Mittagsgebet zu läuten. Das Gelächter des gottlosen Packs ging im Dröhnen der elektronisch verstärkten Glocken unter. Rev’rend Clash hängte sein Gewehr um und ging hoch erhobenen Hauptes durch die menschliche Gasse davon.
    Plötzlich sah er den kahlköpfigen Fremden wieder – etwa zweihundert Schritte entfernt sprach er mit einem Waffenhändler.
    Wer war dieser Kerl? Was streunte er hier immer noch durch die Straßen und Gassen von Waashton? Rev’rend Clash beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Er lief zum Waffenstand.
    Inzwischen war der Fremde allerdings weitergegangen. Ohne Eile entfernte er sich vom Stand. Rev’rend Clash sprach den Waffenhändler an. »Der Fremde da, was wollte er?« Er erhob seine Stimme, um sich trotz der Glocken verständlich zu machen.
    »Komischer Bursche!« Der Waffenhändler, ein dürres Männchen mit hohlen Wangen und gelblicher Haut, schüttelte den Kopf. Er hieß Steinhower und war für seine guten Kontakte zu den Dieben und Huren der Stadt bekannt. »Wirklich komisch!« Auch er schrie mehr, als das er sprach. Anders als schreiend konnte man sich während des Glockengeläutes kaum verständigen.
    »Wieso?!«
    »Weiß nicht!« Steinhower zuckte mit den Schultern. »Der Blick, die Stimme – einfach komisch!«
    »Was hat er gesagt?! Was habt ihr geredet?!« Rev’rend Clash sah dem Fremden hinterher. Der Mann blickte nach links und nach rechts und schien alle Zeit der Welt zu haben.
    »Wollte wissen, wer regiert und wie die Regierung so ist!«
    »Und was hast du gesagt?!«
    »Dass wir im Prinzip drei Regierungen haben, euch, den Bürgermeister und die Präsidentin mit dem Hohen Richter!«
    »Nur der HERR regiert über Waashton, Bruder!« Rev’rend Clashs Augen bekamen einen stechenden Ausdruck. »Und sonst hast du ihm nichts gesagt?!«
    »O doch, Sir: Dass ihr die Präsidentin und den Hohen Richter zu Orguudoo
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