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2279 - Zeit der Schatten

Titel: 2279 - Zeit der Schatten
Autoren: Unbekannt
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Kantor. „Was wolltest du sagen?"
    „Musst du das wirklich fragen?" Inshanin lachte kurz. „Es liegt doch auf der Hand, oder? Wenn Orren diese Atmosphäre wunderbar findet und wir nicht, ist es zwar Atemluft, aber nicht für uns, sondern ..."
    „... für Schohaaken", vollendete Kantor für sie. „Natürlich. Die Statuen am Portal und jetzt ... Dieses Luftgemisch wurde für Schohaaken produziert. Es passt. Es passt alles zusammen."
    Orren sah die Blicke, die sieh wieder auf ihn gerichtet hatten, und die Fragen darin. Er wandte sich ab.
    Und fast ohne es zu merken, setzte er sich langsam in Bewegung.
    Wenn es eine Erklärung - oder wenigstens einen Hinweis - gab, dann dort beim Portal.
    Orren blieb kurz vor den beiden Statuen stehen. Unter dem goldenen Bogen, der die Hände der Plastiken verband, war das Portal wie eine Einladung. Doch nichts geschah. Es öffnete sich nicht.
    Keine Stimme klang auf. Kein Holo bildete sich vor ihm - nichts von dem, was Orren erwartet hätte.
    Das Team war hinter ihm stehen geblieben. Die Wissenschaftler warteten immer noch darauf, dass er etwas tat oder ihm etwas einfiele. Doch da war nichts - außer der unerklärlichen Anziehung, die die beiden Statuen auf ihn ausübten.
    Fast wie in Trance trat er noch näher heran, bis er die Hände nach ihnen ausstrecken konnte. Er musterte die Schohaaken-Standbilder intensiv, und sie erschienen ihm noch lebendiger. Es waren vollendete Kunstwerke, oder etwa mehr?
    Seine sensiblen Finger berührten die rechte Statue, glitten sanft und vorsichtig über die Züge des Gesichts, wie über eine richtige Haut, dann über die Schultern, die Brust. Er spürte ein irritierendes Kribbeln, wie beim Kontakt mit leichtem Strom.
    Orren zog die Hand zurück. Myles Kantor fragte: „Nun?"
    „Ich... weiß nicht", murmelte Orren. Er trat hinüber zur linken Statue. Wie automatisch streckte sich seine Hand wieder aus. Er spürte erneut das leichte Kribbeln, und je länger seine Finger das unbekannte Material berührten, desto stärker wurde es. Er wollte wieder loslassen, aber etwas hinderte ihn daran. Von der Plastik ging etwas aus, was ihn lockte. Er verstand es nicht.
    Aber etwas geschah ... Er hatte für einen Moment das Gefühl, als würde die Statue unter seiner Berührung lebendig, aber das konnte nur Einbildung sein.
    Doch er sprach es aus. Er sagte den Wissenschaftlern, was er fühlte und dachte, während die Statue immer echter und plastischer, immer lebensechter auf ihn wirkte. Das Kribbeln in den Fingern wurde stärker. Die Statue schien plötzlich mehr und mehr vor Energie zu vibrieren, so als erwache sie durch die Berührung aus einem tiefen und langen Schlaf... „Orren", hörte er Myles' Stimme. Sie klang schwach und wurde schwächer, je länger er sprach. „Komm zurück! Ich habe keine Ahnung, was da passiert, aber ich..."
    Er hörte es nicht mehr. Ganz plötzlich kam es über ihn. Er wurde in einen Strudel gerissen, ohne sich dagegen wehren zu können. Er drehte den Kopf und sah seine Gefährten nur noch als Schemen, die langsam ganz verblassten. Alles versank in goldenen Nebeln und leise wispernden Stimmen, die auf ihn eindrangen.
    Seltsamerweise hatte er auch jetzt überhaupt kein Angst. Im Gegenteil. Er fühlte eine wohlige Wärme, die sich über seinen Körper ausbreitete.
    Er hörte einen Namen, als die Welt um ihn herum sich auflöste. Drüben Eskuri...
    Ich habe noch nie von einem Drüben Eskuri gehört, war sein letzter Gedanke, bevor er sich auflöste ... und als Drüben Eskuri wieder auferstand.
     
    1.
     
    Der RUF
     
    An diesem Morgen war die Welt noch in Ordnung. „Komm her, Na-Da!", sagte Drüben Eskuri. „Bring mir die Nachrichten!"
    Na-Da war sein Hausgefährte, und zwar der einzige. Drüben lebte allein. Für eine Bindung hatte er noch nie Zeit gehabt, vor allem nicht seit seinem Studienabschluss mit der höchsten Auszeichnung der Akademie auf Nekrion-Chapin. Gleich danach, vor mittlerweile elf Jahren, hatte er auf Nekrion-Momon niedergelassen. In der Zwischenzeit hatte er sich durch Talent und harte Arbeit einen Ruf als Pro-Chronist erworben, der weit über das Nekrion-System hinausging. „Na, komm schon, Na-Da", sagte der Schohaake geduldig. Er winkte mit einem kleinen Fladen, der noch warm war. „Ich will heute nicht spielen."
    Na-Da war aufgerichtet etwa sechzig Zentimeter groß. Er balancierte auf seinen Hinterbeinen und hatte die Vorderbeine ausgestreckt. Die kleine goldene Scheibe steckte zwischen den Zähnen seines
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