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2279 - Zeit der Schatten

Titel: 2279 - Zeit der Schatten
Autoren: Unbekannt
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Obeon-Verlagshaus störte sich an ihm, selbst in den Oberen Etagen war er willkommen.
    Amasa-Yak, sein „weiblicher" Vorzimmer-Android, begrüßte Drüben mit der Nachricht, dass Dela Ruune schon nach ihm gefragt hatte. Die Verlagsleiterin wollte ihn sehen, nachdem sie ihr Pensum an Besprechungen mit wichtigen SYSTEM-Vertretern beendet hatte, die sich seit Tagen auf Nekrion-Momon befanden. Es ging mächtig geheimnisvoll in den Oberen Etagen zu. Das war nichts, was Drüben interessiert hätte. Dass Dela Ruune ihn sprechen wollte, war hingegen ungewöhnlich.
    Ob es mit dem wichtigen Besuch zu tun hatte? Ohne Grund schickte das SYSTEM niemanden auf die Randwelten.
    Er zerbrach sich nicht weiter den Kopf darüber, als die Tür seines Arbeitszimmers sich hinter ihm schloss. Na-Da lief in seine Ecke und rollte sich zusammen, während Drüben den Inhalt seiner Tasche auspackte und die Computer aktivierte. Die „höhere Politik" ging ihn nichts an. Ihm genügte es völlig, wenn man ihn in Ruhe arbeiten ließ. Die Chronik des Nekrion-Systems - natürlich in erster Linie Nekrion-Momons -, teilweise auch der Nachbarsysteme, und Dinge wie die Analyse von Handelsbeziehungen und kultureller Befruchtung, das „Graben" nach den Wurzeln der Zivilisationen, das war seine Arbeit. Darin ging er auf. Sein nächstes großes Ziel war immer die Vollendung des nächsten Bandes seiner Chronologie.
    Den ganzen Tag lang arbeitete er an einem Kapitel über die frühe Yamon-Kultur. Als Amasa-Yak sich bei ihm meldete und Bescheid gab, dass die Verlagsleiterin ihn erwartete, waren volle sieben Stunden vergangen. Ihm war es wie eine vorgekommen.
    Er fuhr sich mit den Händen durch das strohige, kurz geschnittene Haar und rückte sich die Toga zurecht. Dela Ruune achtete auf solche Äußerlichkeiten. Sie hatte Obeon von ihrer Mutter geerbt und führte den Verlag äußerst erfolgreich und mit sanfter Hand. Trotzdem war sie eine Autorität, wenn auch eher aus dem Hintergrund heraus lenkend. Wenn sie jemanden zu sich rief, dann gab es schon wichtige Dinge zu besprechen.
    Drüben Eskuris Kopf war noch voller Details aus der Frühgeschichte Momons. Er hatte keine Ahnung, was die Chefin von ihm wollte. Vielleicht brauchte sie seinen Rat, wie schon so oft, wenn es um die Planung des Verlagsprogramms und ähnliche Dinge ging. Obgleich - auch das erfolgte normalerweise über KOM.
    Als er dann hörte, worum es ihr ging, hätte er seine Freude am liebsten laut hinausgeschrien: „Oaghonyr, ich komme!"
    Zwei Wochen später befand er sich an Bord des Raumschiffs, das ihn nach Oaghonyr bringen sollte, der Welt, bei deren purer Erwähnung es jeden Schohaaken schon warm durchlief. Deren Namen jeder mit Andacht aussprach: Oaghonyr, „Die Wundervolle". Es gab nichts Höheres als den RUF zu diesem göttlichen Planeten, vor dem selbst die Macht des SYSTEMS endete, der höchsten weltlichen Instanz des Reiches. Niemand erreichte Oaghonyr, ohne den RUF erhalten zu haben.
    An Drüben Eskuri war der RUF ergangen. Der RUF! Das, wovon jeder Schohaake träumte. Deshalb hatte Dela Ruune ihn kommen lassen. Sie hatte ihm sein so vollkommen unerwartetes Glück verkünden dürfen. Ihre Augen hatten dabei geleuchtet. Neid? Nein, so etwas kannte man unter, gebildeten Schohaaken nicht. Sie war eher gerührt gewesen - glücklich darüber, dass einem ihrer Mitarbeiter eine solche Ehre zuteil wurde.
    Dabei hätte sie sie viel mehr verdient gehabt. Er war berühmt, ein guter ProChronist, vielleicht sogar der Beste weit und breit. Aber was er war, hatte er zu einem großen Teil ihr zu verdanken.
    Doch kein Schohaake kannte die Kriterien, nach denen die Auswahl stattfand, noch wusste er, wer diese Entscheidung traf. Nur eines stand fest: Was von Dymyr-Gro kam, der Zentralwelt des SYS-TEMS und des Reichs, war Gesetz. Was von Oaghonyr kam, war heilig. Selbst wenn man gewollt hätte, man konnte sich nicht widersetzen. Der RUF war mehr als nur eine Ehre, er war vielleicht die Vollendung eines jeden Schohaaken-Lebens.
    Selbst jetzt, zwei Wochen später, wusste Drüben noch nicht, womit er ihn verdient hatte. Seine Arbeit, sein mittlerweile gigantisches Werk - das lag nahe. Aber er war zu bescheiden, um wirklich daran zu glauben. Andere taten das Gleiche, seit langem, und waren nie be„RUF"en worden.
    Ihm blieb nur das Warten. Bis dahin genoss er den Flug. Die ESSAYA flog nicht direkt nach Oaghonyr, sondern machte Station auf mehreren anderen Planeten, um ebenfalls Passagiere zur
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