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2278 - Brennpunkt Talan

Titel: 2278 - Brennpunkt Talan
Autoren: Unbekannt
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auf Terra und den übrigen bewohnten Himmelskörpern des Solsystems sprunghaft nach oben geschnellt. Die privaten Zufluchten dieser Art zählten nach Millionen. Jeder brachte sich und seine Familie in Sicherheit, wo es eben ging.
    Maurenzi Curtiz deutete plötzlich auf die Panoramagalerie. „Ich sehe Mondra. Sie ist ganz nah beim Loch."
    Homer hätte sie beinahe nicht erkannt. Mit verzücktem Gesicht streckte Mondra Diamond ihre Arme dem dunklen Fleck entgegen, der in dreihundert Kilometern Höhe aus dem Nichts auftauchte und langsam nach unten sank. Die übrigen 48 Kybb-Titanen verteilten sich rund um den Erdball. „Scorchy meldet, dass er jetzt bei ihr ist und auf sie aufpasst", sagte LAO-TSE.
    Homer entdeckte den Propheten. Carlosch Imberlock trug über dem blauen Overall einen glutroten Umhang mit irregulär gelben Streifen. Wenn der Wind den Stoff bewegte, erinnerte es an Lavaströme, die sich den Berg hinabwanden. Imberlock trat aus dem Portal des Tempels, verlor den Boden unter den Füßen und schwebte hinauf bis zur Spitze des zentralen Turms. „Unser Gott ist gekommen", verkündete er mit Donnerstimme, gegen die kein Funkspruch ankam. „Erweist euch würdig, sein Antlitz zu sehen. Dieser Tag wird in die Geschichte des Universums eingehen als der Tag, an dem es neu geschaffen wurde. Es wird nicht mehr dasselbe Universum sein wie bisher, sondern ein anderes mit Krieg, mit Tod als höchstem Glück. Die Heerscharen Gon-Orbhons werden das All überfluten."
    Imberlock schwebte weiter, von der Spitze des Turms fast waagrecht hinüber zu dem Loch, das seine Anhänger in den Berg gefräst hatten. An der obersten Stelle des Randes nahm er Aufstellung, reckte Arme und Kinn gen Himmel, wo sich die Silhouette des Kybb-Titanen immer deutlicher gegen den hellen Nachmittagshimmel abzeichnete. Erste Verästelungen der Oberfläche wurden als Schattenrisse sichtbar, die an Tentakel eines Monsters oder an Äste eines knorrigen Baumes erinnerten.
    Der Schatten des Giganten fiel jetzt voll auf das Land. Über dem Vesuv wurde es im Zeitraffertempo dunkel. In 110 Kilometern Höhe kam der Koloss zum Stillstand. Sein Schatten legte sich über das Land wie die Vorahnung kommenden Unheils Am Tempel Gon-Orbhons gingen unzählige Lichter an. Tausende heller Lampen zeichneten die Silhouette der finsteren Stachelkröte nach, die im hellgelben Schein plötzlich überaus freundlich wirkte.
    Die Anhänger des Propheten holten kleine Windlichter aus ihren Taschen und entzündeten sie ebenfalls. Dazwischen hörte Homer die inzwischen heisere Stimme Imberlocks. „Unser Gott ist gekommen. Erweist euch würdig..."
    „Gon-Orbhon!", intonierte die Menge der Jünger. „Gon-O! Gon-O!"
    Aus Neapel wurden erste Anzeichen von Panik gemeldet. Das Gebilde am Himmel jagte den Menschen Angst ein.
    Homer G. Adams wandte sich an den TLD-Chef. „Deine Mitarbeiter können jetzt mal zeigen, wie gut sie in Deeskalation ausgebildet sind."
    Die Behörden auf Terra und im Solsystem würden diese Fähigkeit in nächster Zeit oft genug brauchen, wenn der Volkszorn sich zu entladen drohte.
    Homer dachte an den ersten „Krisenfall Karthago" zurück. Damals hatte sich die Bevölkerung ähnlich diszipliniert verhalten wie jetzt.
    Carlosch Imberlock schwebte jetzt ein Stück über dem Loch im Berg. Die Lichter am Tempel der Degression fingen rhythmisch an zu blinken, siebzigmal in der Minute, zählte LAOTSE. Das entsprach der durchschnittlichen Schlagzahl eines menschlichen Herzens. „Komm herab, Gon-O!", rief der Prophet. „Zeig dich. Dein Tempel ist vorbereitet, deine Jünger warten auf dich. Komm zu uns, Gon-O!"
    Ein einzelnes, winziges Licht glomm auf, ein Orientierungspunkt über dem dunklen Schlund des Loches.
    Homer suchte den Bildschirm ab. Er hatte Mondra aus den Augen verloren und fand sie auch nicht wieder. „Dies ist die Stunde der Wahrheit", murmelte Maurenzi Curtiz. „Hoffentlich geht sie schnell vorüber.
     
    11.
     
    Terra - 13. März 1333 NGZ.
     
    Die Menschen flohen. Ein Teil suchte sein Heil in der Stadt, ein mindestens ebenso großer Teil wollte die Stadt verlassen. Am Ostrand von Neapel und dem freien Gelände hinauf zum Bergmassiv lief nichts mehr. Eine große Anzahl winziger Boote floh hinaus auf das Meer, selbst traditionelle Ruderboote waren darunter, die aus der Vogelperspektive gesehen kaum vom Fleck kamen.
    Die Behörden setzten mehrere tausend Roboter ein, die den Menschen halfen und die Panik eindämmten. „Es ist höchste Zeit,
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