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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon
Autoren: Unbekannt
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endlich wieder am sechsdimensionalen Juwel, das sich in Talans Sonne verbarg.
    Obwohl wir unser Wachbewusstsein noch nicht wiedererlangt hatten, wurde unser Handeln immer zielgerichteter und unsere Kenntnis der Lage immer konkreter. Wir saugten neue Kraft ein und neues Wissen, das wir mit unseren unmittelbaren Dienern teilten, als Vorgeschmack auf das, was kommen würde.
    Aus zahlreichen Quellen erfuhren wir von der gestiegenen Hyperimpedanz, von den Hyperkokons und ihrem Rücksturz in den Normalraum.
    Unsere Recherchen ergaben, dass die gewaltige Flotte aus 450.000 Einheiten von Helix-Torpedos vernichtet worden war. Anscheinend brach damals alles zusammen, nachdem wir durch den Schock der „Abnabelung" in den Komaschlaf fielen. Der zu dieser Zeit aktive Statthalter der Arvezen war immerhin intelligent genug, das Parr-System mit einem UHF-Schirm zu umgeben,' dessen Ausstrahlung dem gesamten Helix-Waffensystem als „unberührbar" einprogrammiert worden war.
    Wir saugten. Erstarkten. Und wir setzten unsere Truppen in Marsch.
    Die Helix-Torpedos wurden vernichtet, um Bewegungsfreiheit für die noch verbliebene Flotte zu gewinnen. Wir entwickelten Pläne. TITAN-09 ließen wir für einen Fernflug und einen Großtransport vorbereiten.
    Dann sandten wir die ersten Parr-Jäger aus mit dem Auftrag, erneut Splitter aus Satrugars Leib an die wichtigsten Zentren der Galaxis zu transportieren. Auch die alten Relaispunkte existierten noch. Doch da außerhalb des Hyperkokons seit der Isolation sieben Millionen Jahre vergangen waren, wurde heute von völlig anderen Planeten aus geherrscht, als dies zu Zeiten des Schutzherrenordens der Fall gewesen war.
    Wir saugten. Und als wir endlich ausreichend gesättigt waren, wich ganz allmählich der Schlaf.
    Ich schlug die Augen auf. Millitron stand an meinem Lager und sah auf mich herab.
    Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Ich befand mich in meinem Körper! Das bedeutete, dass ich Gon-Orbhon war und von Satrugar getrennt.
    Weil ich vor dem Nocturnenstock zu mir gekommen war!
    Zum ersten Mal seit Ewigkeiten, seit ich in den Stock ein- und in ihm aufgegangen war, dachte ich wieder klar als Individuum. Und zum ersten Mal war ich, Gon-Orbhon, mir meiner eigenen Geschichte vollständig bewusst.
    Ich erinnerte mich wieder daran, woher ich gekommen war. Und fand mich, der ich dazu erschaffen worden war, als Kommandant eines Sporenschiffs Leben und Intelligenz im Kosmos zu verbreiten, als Komplize einer verbrecherischen Wesenheit wieder. Einer wahnsinnigen Kreatur, deren Entwicklung zur negativen Superintelligenz nur um ein Haar von ES aufgehalten worden war ...
    Und nun soll alles von neuem beginnen? Nein, das darf nicht sein.
    Millitron half mir auf die Beine. Selbst ein Kunstkörper wie meiner war nach elftausendjährigem Koma ein wenig steif.
    Von überall her spürte ich, wie sich der Geist des verrückten Nocturnenstocks regte. Auch er würde demnächst sein Bewusstsein wiedererlangen. Und ... erneut mit dem meinen verschmelzen?
    Ich sprintete los. Mir blieb keine Zeit für lange Überlegungen. „Hinaus!", rief ich Millitron zu. „Schnell!"
    Wir stürmten durch die Stollen aus schimmerndem Rosenquarz. Die Kristalladern zuckten. Es war nur noch eine Frage von Sekunden ...
    Ich wusste wohl, dass Satrugar ohne mich den Verstand vollends verlieren und vielleicht sogar sterben würde.
    Aber was zählte sein Tod gegen das Unheil, das wir als „Gott" schon über Schuldlose gebracht hatten und weiter bringen würden? Ich lief nicht bloß um mein Leben, sondern um das unzähliger Intelligenzwesen in mehreren Sterneninseln.
    Millitron war einige Schritte hinter mir. Wir rannten durch labyrinthische Gänge, Pforten ohne Türen, Kreuzungen.
    Etwas wie Nebelhauch streifte meinen Geist. Unwillkürlich duckte ich mich, ohne das Tempo zu verlangsamen.
    Die ungezielt tastende Präsenz glitt ab.
    Ich bog in den letzten Stollen, sah die Öffnung schon vor mir, die ins Freie führte. Fahle Blitze schlugen rings um mich aus dem Kristall, in immer schnellerem Rhythmus. Ein lang gezogenes Seufzen erfüllte den Berg.
    Dann verengte sich der Gang. Die Wände schoben sich zusammen, die Decke senkte sich. Aus dem stroboskopischen Wetterleuchten wurde dauerhaftes grellrotes Licht.
    Ich ließ mich auf die Knie hinab, kroch auf allen vieren weiter, dann bäuchlings. Nur noch wenige Meter!
    Da wuchsen die Kristalle aufeinander zu; die Öffnung wurde kleiner und kleiner und kleiner und ... ... war nicht
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