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2262 - Der Submarin-Architekt

Titel: 2262 - Der Submarin-Architekt
Autoren: Unbekannt
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Mimik nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Er schlug die Hände davor, bis sich die feinfaserige Muskulatur beruhigt hatte.
    Die dreißig warteten schon im Tauchschlitten auf ihn, wunderten sich über die Verzögerung.
    Nein, er durfte sich nichts anmerken lassen. Er hätte diesen hoffnungsvollen Jungen und Mädchen einen Teil ihrer unbeschwerten Jugend geraubt und die Zukunft dazu - ein unverzeihlicher Fehler.
    Dennoch - er ertappte sich dabei, wie er vor dem Einstieg einen intensiven Blick nach oben warf, dem fernen Himmel entgegen. Verzerrt durch die Wasserschichten sah er Demyrtle, die gelb und hoch am Himmel stand, sogar ein bisschen Wärme herab nach Lathor schickte. In den Überlieferungen der Toron Erih galt sie als Außenmutter, während der wärmende Schoß des Planeten den Ehrennamen „Liebende Innenmutter" trug. Aus der Tiefe kam mehr Wärme als aus dem Weltall.
    Wärme bedeutete Leben und Wachstum. Landbewohner gewichteten anders, wusste Remo Quotost. Aber solche Dinge besaßen jetzt keine Bedeutung mehr.
    Nicht in dieser Zeit, in der sie sich unaufhörlich einem unbestimmten Abgrund näherten.
    Er aktivierte die Staustrahltriebwerke des Schlittens und lenkte ihn hinaus in den Ozean. Mit seinen Sinnen und der elektromagnetischen Fähigkeit seines Torons spürte er die Anspannung, welche die Schülerinnen und Schüler übergangslos befiel. Mit der Zeit ließ sie wieder nach, stieg aber sprunghaft an, als sich ein gewaltiges Gebilde aus dem Halbdunkel des Meeres schälte. Es ähnelte einem ins Riesenhafte vergrößerten Toron. Remo Quotost schätzte, dass es annähernd fünfzigmal so groß war wie ein Toron Erih. Waagrecht trieb es durch das Wasser, seine Dutzende von Schwingen nach hinten gestreckt wie Tentakel. Ab und zu leuchteten dazwischen die Rückenflossen auf, Positionslichtern gleich. „Habt keine Angst. Es tut uns nichts. Es ist unser Freund, der Porlimsche Schatten."
    Es handelte sich um das größte Lebewesen im Ozean des Planeten. Der Submarin-Architekt aktivierte die elektromagnetische Funktion seines Torons und vermittelte den Schülern die Ehrfurcht, die er vor dem Gebilde empfand. „Liegt nicht so stocksteif da", meinte er anschließend. „Begebt euch alle auf die linke Seite des Schlittens, damit ihr den Porlimschen Schatten besser seht."
    Zögernd folgten sie seiner Aufforderung. Wieder war es Quando Einost, der als Erster das Wort ergriff. „Welchen Stellenwert nimmt er in der Ernährung unseres Volkes ein?"
    Remo Quotost erstarrte. Hastig suchte er nach einem Anlass für Quandos Frage. Er fand ihn schließlich in einem zweiten Schlitten, der sich hinter dem Schatten in die Höhe schob. Ein halbes Dutzend Submarin-Architekten schlüpfte ins Freie. Sie führten Gerätschaften mit sich, die an Harpunen oder Speere erinnerten, wie man sie zum Fischfang benutzte. „Die Schatten haben nichts mit unserer Ernährung zu tun, wohl aber mit der Lebenserhaltung unserer Schiffe."
    Die Schülerinnen und Schüler beobachteten gebannt, wie sich die Toron Erih an den Rückenflossen des Wesens zu schaffen machten. Der Porlimsche Schatten hörte auf, sich zu bewegen. „Er kennt das", flüsterte Remo, als könnten zu kräftige Laute des Toron-Verstärkers die Ruhe des Schattens und der Submarin-Architekten stören. „Deshalb hält er still. Unsere Spezialisten melken ihn. Die Porlimschen Schatten sind Teil einer Produktionssequenz, in der Genetik, Biotechnologie und Bionik ineinander übergehen." Ehrfurchtsvolle Stille breitete sich im Tauchschlitten aus. Remo Quotost drosselte die Geschwindigkeit des Staustrahltriebwerks und brachte das Fahrzeug schließlich zum Stillstand. „Wir bezeichnen die Molke als Substanz 101<", fuhr er fort. „Sie bildet die biologische Komponente, die im biotronischen Fasernetz eines Schiffes zirkuliert. In unseren eigenen Körpern würden wir von Blut sprechen. Jedes Schiff benötigt nur eine winzige Menge davon, aber es ist diese Menge, die sein Leben ausmacht. Ein Porlimscher Schatten benötigt Jahre, um die winzige Menge für ein einziges Schiff zu produzieren."
    Er erklärte ihnen die Funktionsweise der Schatten am Beispiel von Bakterien. Ähnlich, wie man sie programmieren konnte, hatte man es vor langer Zeit bei diesen Wesen getan. Seither gaben sie diese Eigenschaft von Generation zu Generation weiter. Substanz 101 war keine originäre Schöpfung der Toron Erih, sondern stammte ursprünglich aus einem Designlabor der Porleyter. Carya Andaxi hatte sie
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