Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2262 - Der Submarin-Architekt

Titel: 2262 - Der Submarin-Architekt
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sah es von weitem so aus.
    Das Wasser um die reglosen Ingenieure herum wallte. Die Enden der Verstrebungen bis hin zu den dünnen Fasern - alles bewegte sich. Einen deutlicheren Beweis konnte es nicht geben. In diesem Schiff steckte Leben. „Ihr seht eines der großen Geheimnisse unserer Weißen Kreuzer", sagte Remo Quotost. „Kommt ruhig näher!" Sie taten es zögerlich, fast schüchtern. Einige von ihnen zeigten Anzeichen von Angst.
    Es war lange her, seit der Submarin-Architekt seine letzte Führung gemacht hatte. Seither hatten sich die Verhaltensweisen der Halbwüchsigen nicht verändert. Die aus dem Dhonwon-Flachmeer bildeten da keine Ausnahme. Das, was die Ingenieure seit vielen Generationen als Selbstverständlichkeit hinnahmen, weil sie alle Etappen und Eigenheiten der einzelnen Bauphasen kannten, empfanden die Schüler aus den Städten der Meere als etwas Gespenstisches. Bei jeder heftigen Bewegung einer Faser zuckten sie zusammen.
    Die Ingenieure rückten auseinander, gaben den Weg zum Fasernetz frei. In den dünnen Faserenden steckten noch dünnere Röhrchen, die zu einer Flasche führten. Die Jungen und Mädchen sahen eine milchige Kugel in einer silbernen Flüssigkeit. Bei jeder Bewegung der Flasche verformte sich die Oberfläche der Kugel. „Substanz 101", hauchte Renio Quotost ehrfürchtig. „Die Molke eines ganzen Jahres. Es ist ein Fingerhut voll, mehr nicht." Er gab den Jungen und Mädchen einen Wink, sich um die Flasche zu versammeln. „Die Substanz wird durch die Röhrchen in das Fasernetz mit seinen Mikrokanälen geleitet. Dort verteilt es sich. Achtzig Prozent wirken unmittelbar in der Rechnerkugel des Kreuzers.
    Bis zu zwanzig Prozent sind innerhalb des Biotronischen Fasernetzes unterwegs."
    Er ermunterte sie, jene Fasern zu berühren, in denen keine Röhrchen steckten. Sie bewegten sich zwischen ihren Fingern. „Bei der Schutzherrin, es lebt!", ächzte Quando Einost. „Wartet ein wenig. Gleich geschieht etwas. Seht genau hin."
    Ein Sog entstand. Er saugte erst die silberne Flüssigkeit und dann die milchige Substanz aus der Flasche. Beides verteilte sich in den Röhrchen und verschwand in den Mikrokanälen des Fasernetzes.
    Nach einer Weile kehrte die silberne Flüssigkeit allein in die Flasche zurück.
    Die Schülerinnen und Schüler machten den Ingenieuren Platz, die alle Röhrchen herauszogen und die Enden mit einer Paste versiegelten. Danach zogen die Schiffbauer kommentarlos von dannen. „Jetzt berührt die Fasern noch einmal. Merkt ihr den Unterschied? - Es pulsiert, nicht wahr?"
    Quando Einost zitterte vor Aufregung. „In gleichmäßigem Rhythmus, ja. Es ist unglaublich."
    „Ihr habt soeben die Geburt eines Weißen Kreuzers erlebt. Wenn sich die Rechnerkugel gefüllt und sich die Substanz überall in den Mikrokanälen verteilt hat, ist das Pulsieren kaum noch zu bemerken."
    Er scheuchte sie zurück in das Tauchboot, bevor ein paar von ihnen endgültig die Fassung verloren.
    Auf dem Weg zum Blautopf erklärte er ihnen, wie die Energieversorgung der Schiffe funktionierte. Die T-Kreuzer zapften sie aus dem natürlichen Psionischen Netz. Die begrenzte Speicherkapazität machte sie nur über kurze Zeiträume einsatzfähig, doch dabei erreichten sie erstaunliche Leistungswerte. Inzwischen war ein Großteil der fünfhundert Schiffe mit Transitionsaggregaten und Unterlichttriebwerken ausgestattet. „Einst gab es Bionische Kreuzer, die allein durch Gedankenkraft ihrer Besatzungen flogen und keine Maschinen benötigten", sagte Remo Quotost, als die ersten Fabrikanlagen in Sichtweite auftauchten. „Aber das liegt lange zurück. Es waren Motana-Modelle, doch es gibt schon lange keine Motana mehr, die Aufzeichnungen wurden geschlossen."
    Er zeigte ihnen die Fabriken, in denen Tausende von Scirn die Triebwerke bauten. Weiter unten in der Tiefe schwebten die Zulieferwerke, und die wiederum hielten Kontakt zu den Bergwerken und Erzhütten tief unten am Ozeanischen Sockel.
    Es war ein Wunder, dass bei der relativen räumlichen Enge im Ozeanischen Kamin die Natur nicht auf der Strecke geblieben war. Zum ersten Mal in ihrem Leben sahen die jungen Toron Erih Scirn-Roboter in Gärtnerausführung. Sie hegten die Unterwasserflora und kümmerten sich um die Fauna, wo sie sich unter dem Zivilisationsdruck der expandierenden Fabriken auf dem Rückzug befand.
    Die Porlimschen Schatten trugen mit ihren Enzymen und Exkrementen ebenfalls zur Ausgewogenheit der Tiefseenatur bei. „Wenn ihr nach Hause
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher