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225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
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näherte sie sich seinem Alter an, das der Zeitstrahl vom Mars Anfang der Dreißig festgefroren hatte; nur noch zwei, drei Jahre, und sie würde zu ihm aufgeschlossen haben. Und dann? Sie berührte unwillkürlich mit den Fingern ihr Haar. Wann werden die ersten grauen Fäden darin erscheinen…?
    Die Anführerin hob die Hände, in denen ein Blumenkorb voller Orchideen lag, noch weiter an. Sie lächelte freundlich und nickte den anderen Schönheiten kurz zu. Sie blieben nun im Abstand von etwa zwei Metern stehen und wiesen in einem undeutlichen Kauderwelsch plappernd auf die Neuankömmlinge.
    Aruula schob ihr Schwert in die Rückenkralle zurück und versuchte zu lauschen, aber nur eine Vielzahl verwirrender, diffuser Bilder strömte auf sie ein. Sie würde sich in Trance versetzen müssen, um sie zu unterscheiden. Maddrax trat einen Schritt vor. »Mein Name ist Maddrax. Wir sind Reisende aus fernen Landen und kommen in Frieden…« Er stockte. Die jungen Frauen kicherten nur und wiesen auf seinen marsianischen Anzug aus synthetischer Spinnenseide.
    Anscheinend erheiterte sie das ungewöhnliche Kleidungsstück.
    »Das muss ein freundlicher Ort sein, der so ein Begrüßungskomitee aufweisen kann«, meinte Yann vergnügt.
    Der Seher sah erstaunlich erholt aus. Die Meditationen schienen ihm gut getan zu haben.
    Die Frau in dem bestickten roten Kleid trat nun mutig ebenfalls einen Schritt vor und griff nach den Orchideen. Sie warf sie in einer weiten Geste über Yann Haggard. Die weißen und rosafarbenen Blüten flogen in einem schwungvollen Bogen durch die Luft.
    »Safalta ke liye Shuubkamna yein!« (frei übersetzt: »Beste Wünsche für Glück und Erfolg!«)
    Sie beugte sich vor und gab dem verdutzten Grauhaarigen mehrere Küsse auf die Wangen. Sie deutete auf sich selbst.
    »Atta…« Dann zeigte sie auf den hageren Mann in der grauen Gewandung. »Vaidya?«
    Aruula konzentrierte sich. Sie bemühte sich, die Versatzstücke richtig zu ordnen und sie mit den Bildern, die sie durch ihren Lauschsinn auffing, zu vereinen.
    »Ich denke, Atta hält dich für eine Art Arzt.«
    Yann sah überrascht aus. Er nickte. »Ich habe tatsächlich schon als Wunderdoktor gearbeitet… auch wenn ich eher selbst einen Arzt brauchte …«
    Er wurde von den restlichen elf Frauen unterbrochen, die sich nun um die Ankömmlinge scharten, sie mit ihrem Geplapper eindeckten und ihnen immer wieder um den Hals fielen. Aruula war so verblüfft, dass sie stocksteif stehen blieb, während eine der Frauen ihr eine Muschelkette umhängte.
    Auch die anderen Dorfbewohner wurden nun mutiger.
    Nachdem sie das Luftschiff gebührend bestaunt hatten, palaverten sie mit ausladenden Gesten und zeigten dabei immer wieder auf Maddrax, Yann und sie.
    Auch ihre beiden Gefährten wirkten sichtlich überrumpelt.
    Immer wieder flogen Blütenblätter durch die Luft, bis die mitgebrachten Körbchen leer waren.
    Aruula hörte Worte wie »Vataa«, »Pitaa« und »Kapaa« aus dem Kauderwelsch heraus. (Vata, Pitta und Kapha sind drei Grundmenschentypen sowie Grundprinzipien, nach denen sich die ayurvedische Ernährungslehre richtet.) Sie war sich inzwischen sicher, dass die Fremden mehrere Sprachen und Dialekte benutzten. Dabei zeigten sie immer wieder auf die Bäuche der Neuankömmlinge.
    Maddrax machte ein besorgtes Gesicht. »Hoffentlich sind sie keine Kannibalen…«
    Yann schüttelte den Kopf. »Das denke ich nicht. Nefertari und Gilam’esh sind sich einig, dass sie uns freundlich gesinnt sind.«
    »Das ist auch mein Eindruck«, bestätigte Aruula. »Sie wollen uns zu irgend jemandem bringen, um uns vorzustellen. Ich hörte schon zwei Mal das Wort Hilar .«
    »Könnte ein Heiler sein…«, Yann wandte sich an die Frau im roten Kleid. »Wir kommen gerne mit.« Er wies auf das Dorf.
    Atta wiederholte die Geste. »Oja-Oja?« Sie machte eine Bewegung mit der Hand zum Mund.
    »Sie lädt uns zum Essen ein«, erklärte Yann bestimmt.
    Durch die telepathisch begabten Hydriten in seinem Geist konnte er sogar noch besser lauschen als Aruula, war aber selbst nicht in der Lage, diese Gabe zu steuern.
    »Dann nichts wie hin.«
    Hing Maddrax’ Blick nicht etwas zu lange auf der makellosen Gesichtshaut von Atta? Es versetzte Aruula einen leisen Stich. Sie hatte den Geliebten so lange nicht gesehen – und nun flog sie mit einem ältlichen Seher und zwei Hydritengeistern durch die Gegend und war keinen Moment mit ihm allein. Sie vermisste die Zeit, in der sie beide durch Euree gezogen
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