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225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
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starrte auf die einst weiche und samtige Haut seines Sohnes, die innerhalb weniger Tage hässlich und schrundig geworden war. Eitrige Pusteln bedeckten sie am ganzen Körper, dazwischen erschienen nun auch schwarzblaue Flecken.
    »Schau dir seinen Rücken an«, sagte Danara über seine Schulter. Vorsichtig drehte er seinen Sohn, der daraufhin in wirren Fieberträumen zu sprechen und um sich zu schlagen begann. »O Wischnu, was haben wir dir getan, dass du uns so schrecklich bestrafst?«, murmelte Sukmanda. Obwohl er eine Ahnung davon hatte, was mit Kenna passierte, war er doch ein gläubiger Mensch. Vorsichtig tastete er über die Risse, die sich kreuz und quer über den Rücken und das Hinterteil zogen. Die Haut war aufgesprungen, als sei Kenna gegeißelt worden.
    »Wird er sterben?«, fragte Danara zum wiederholten Male.
    »Nein, mein Bruder wird nicht sterben«, sagte Triva mit fester Stimme. Sie trat zu ihrer Mutter und nahm sie in den Arm. »Ich habe höchstes Vertrauen in die Heilkunst Papas. Er wird einen Weg finden, Kenna zu retten.«
    Sukmanda erwachte wie aus einem Traum. Trivas Vertrauen ehrte und erfreute ihn zugleich. Er stand auf. In seinem Blick lag jetzt alle Entschlossenheit, zu der er noch fähig war. »Ja, ich werde nichts unversucht lassen. Es gibt noch einen letzten Weg. Aber er ist schwierig.«
    ***
    10. September 2524, Kovlam
    Aruula stand kampfbereit mit dem Schwert in der Hand und starrte ungläubig auf die zwölf Frauen, die ihnen laut schnatternd entgegenkamen. Sie bildeten nur die Vorhut.
    Hinter ihnen drängten sich Dutzende von Bewohnern. Kämpfer in dunklen Lederrüstungen begleiteten sie.
    Aruula warf einen Blick zurück. Das Luftschiff hing dicht über der Weide, zwischen grasenden Wakudas. Maddrax und Yann waren dabei, es zu vertäuen. Im Notfall würde sie es problemlos mit einem Spurt erreichen können. Aruula war von Natur aus misstrauisch. Nur weil die Leute hier hübsche Hütten und Häuser hatten, mussten sie nicht friedlich sein…
    Unbehaglich sah sie zu den Wehrtürmen. Das Luftschiff war so weit von ihnen entfernt gelandet, dass ein Angriff unwahrscheinlich war. Aber die Wachen würden sie ohnehin nicht mit einem Hagel von Pfeilen eindecken, sonst liefen sie Gefahr, die eigenen Leute ebenfalls zu treffen.
    Die dunkelhäutigen Frauen in den weiten Gewändern aus violetten und gelben Stoffen hatten sie fast erreicht. Sie trugen Körbe und Tonschalen in den Armen, ihre Füße waren in leichte Sandalen gehüllt, und sie bewegten sich ganz ohne Scheu. Ihre langen schwarzen Haare waren am Ansatz allesamt rot gefärbt. Nur die Frau an der Spitze trug das Haar offen, alle anderen hatten komplizierte Zopffrisuren. Um den Hals der Anführerin hing eine lange Kette aus schwarzen Perlen, die in mehreren Reihen bis zu ihrem Bauchnabel baumelte. Alle Frauen lächelten und trugen ihre Mitbringsel mit nach vorne ausgestreckten Händen, an deren Gelenken zahlreiche Kettchen klimperten.
    Aruula senkte die blanke Waffe zu Boden. Von den Frauen schien keine Bedrohung auszugehen. Auch die Krieger, die die Menge begleiteten, machten keine Anstalten, ihre Waffen zu ziehen. Sie schienen eher um die zwölf Frauen besorgt, dass diese in Gefahr geraten könnten.
    Während das schnatternde Dutzend vor Aruula zum Halten kam, strömte das Gros der Menge um sie herum und weiter auf das Luftschiff zu. Bald war es im weiten Kreis von Menschen umringt. Es war offensichtlich, dass dieses Wunder der Tekknik für die Bewohner weit attraktiver war als die Ankömmlinge selbst. Sie staunten es mit offenen Mündern an.
    Maddrax und Yann tauchten neben Aruula auf. »Sind wir im Paradies gelandet?«, scherzte der Seher zu ihrer Rechten.
    Jetzt erst führte sich Aruula vor Augen, wie schön die zwölf Frauen vor ihnen waren. Jede Einzelne war von schlankem Wuchs. Rote Schmucksteine klebten auf ihrer Stirn und über den Augenbrauen. Sie hatten sich rote Muster auf die Haut gemalt, die denen auf den Häusern glichen. Besonders die Haut der Anführerin schien makellos zu sein. Sie glänzte leicht ölig unter dem leichten Stoff des bestickten roten Kleides. Ihre glatten Haare wurden von fein gearbeiteten Kämmchen an den Schläfen gehalten, und in der Nase trug sie einen großen, goldenen Ring.
    Sie kann nicht sehr alt sein. Höchstens zwanzig. Aruula musste plötzlich wieder daran denken, dass Maddrax nicht alterte, während sie selbst seit ihrer ersten Begegnung schon acht lange Jahre verloren hatte. Allmählich
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