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225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
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unterschied, über die Matt in den letzten Jahren immer wieder gestolpert war.
    Man sah wunderbare Gartenanlagen mit Teichen, die sich über mehrere kleine Hügel hinweg zogen. Dazwischen standen zahlreiche Gebäude aus Stein und Bambus in schimmerndem Weiß. Auch sie trugen aufwändige Muster auf der verputzten Außenmauer. Eine breite weiße Treppe führte von dem Hotelbau hinunter ans Meer. Dort waren mehrere Becken angelegt, die entfernt an antike Schwimmbäder erinnerten. Auf Bastmatten und Badetüchern saßen vereinzelt Menschen mit verknoteten Beinen oder verbogen sich gerade einbeinig.
    Machen die Yoga? Der Gedanke erheiterte Matt. Landeten sie hier etwa auf einer Art Beauty-Farm, mitten in dieser ansonsten postapokalyptisch verkommenen Welt? Er betrachtete unwillkürlich Aruulas lange Haare, die schon viel zu lange auf den Kontakt mit einer Bürste hatten verzichten müssen. Aruula auf der Schönheitsfarm!, dachte er belustigt.
    Und wenn es ins Schaumbad gehen soll, zieht sie ihr Schwert…
    Aber eigentlich war der Besuch einer Wellness-Oase doch genau das, was er sich jetzt ersehnte. Er hatte einfach viel zu wenig Zeit gefunden, die Wiedervereinigung mit Aruula gebührend zu feiern. Abgesehen von der… Verfehlung, derer er sich auf dem Mars schuldig gemacht hatte – und die Aruula am Uluru prompt in seinem Hirn gelesen hatte –, war das Wiedersehen nicht optimal verlaufen. Erst war Aruula nicht sie selbst gewesen, dann hatte ihr gemeinsamer Sohn einen Krieg angezettelt, und schließlich waren sie von den beiden Hydriten zu dieser Reise überredet worden, anstatt mal ein paar Wochen auszuspannen.
    Matt versuchte sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Sie flogen nun direkt auf die Siedlung zu und sahen die verschiedenen Sektionen deutlicher. Lehmhütten mit Strohdächern standen auf der einen Seite einer breiten staubigen Erdstraße. Menschen in farbenfrohen Gewandungen sammelten sich darauf und zeigten auf die Roziere.
    Auf der anderen Seite der Erdstraße waren die Behausungen aus Bambus und Stroh. Dazwischen gab es zwei abgebrochene Hochhäuser. Sie reichten nur noch bis zur dritten Etage. Falls es hier einst noch mehr Hochhäuser gegeben hatte, waren sie vollständig zerstört und abgetragen worden.
    Auch die Leute auf den Wachtürmen winkten ihnen nun zu und wiesen auf den weiten Platz innerhalb der ersten Steinmauer. Dort grasten friedlich einige Wakudas vor sich hin. Die eigentlichen Häuser und Hütten lagen hinter der Weidefläche im inneren Mauerring mit den Wehrtürmen.
    »Wollen wir landen?«
    Yann nickte zustimmend.
    Aruula sah mit einem sehnsüchtigen Blick zu den Becken der Badeanlage hinüber. Ihre Hand berührte ihr blauschwarzes Haar. »Ich würde sehr gerne wieder einmal richtig ausgiebig schwimmen.«
    ***
    Vergangenheit
    18. Dezember 2435, Kovlam, Südküste Induus
    »Nekstplies!« Adivasa, die hübscheste Hilarhelferin entlang der Westküste, ließ den traditionellen Ruf in das brechend volle Wartezimmer schallen.
    Dosha, die alte Frau mit der runzligen Haut und dem roten Punkt auf der Stirn, erhob sich kraftvoll von ihrem Stuhl direkt neben der Tür, zog ihren rotgrün gestreiften Sari enger um den Kopf und ging hinter Adivasa her in eines der sechs Behandlungszimmer.
    »Setz dich, Dosha. Einen Moment wirst du aber noch warten müssen. Der Guhru kommt gleich zu dir.«
    Dosha kicherte. »Du glaubst wohl, ich sei alt und gebrechlich. Oder warum sonst verlangst du von mir, dass ich mich setzen soll?«
    »Ich soll dich für alt halten? Wo denkst du hin.« Adivasa lachte laut. »Du hast ja erst knappe achtzig Sommer auf dem Buckel. Na ja, ein paar Winter auch noch. Von mir aus steh oder mach ein paar Yoog-Übungen. Aber pass auf, dass du dabei die Einrichtung nicht zerstörst. Die Ayveeda-Salben in den Töpfen sind teuer.«
    Dosha setzte sich doch. Eine Minute später betrat Sukmanda den Raum. Der groß gewachsene, schlanke Mann mit der hellen Haut trug die traditionelle Kleidung der Hilars, einen weißen, bodenlangen Sari und, in derselben Farbe, ein schildloses Käppchen auf dem Hinterkopf. Kinn und Wangen wurden von einem langen grauweißen Vollbart bedeckt, der ihm bis auf die Brust fiel.
    »Wischnu mit dir, Dosha. Wie geht es dir?« Das Lächeln Sukmandas fiel äußerst knapp aus, die Frage klang fast desinteressiert. Zudem wanderten seine Augen unstet, sein Blick kreuzte sich nur einen Moment lang mit dem der alten Frau.
    Was hat er denn nur? Warum ist er nicht mehr freundlich zu
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