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225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
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waren?
    Wichtig ist erst mal nur, dass wir die fette Schweinebacke loswerden, mischte sich Nefertari ein.
    Yann wünschte sich, er könnte sich an den Kopf fassen.
    »Was ist jetzt?«, zischte der Induu vor ihm wütend. »Muss ich dich erst zu Croocfutter zerhacken?«
    »Nicht nötig.« Yann brach der Schweiß aus. »Ich sage dir, was du tun musst. Zunächst einmal sollen deine Männer die Vertäuungen lösen, und dann braucht der Ballon genug heiße Luft. Das hält das Schiff oben.« Yann war von Matthew Drax längst in die Geheimnisse der Luftfahrt eingewiesen worden.
    Auch wenn er noch lange kein guter Pilot war.
    »Du weißt es ja doch!«, triumphierte Swamui. »Also los! Ich will fort sein, bevor die Drecksbande aus dem Dschungel hier ist!«
    Ganz ruhig, meinte Gilam’esh in Yann. Seine Angst ist größer als deine. Und trotz seiner Intelligenz ist er leicht zu besiegen. Seine Überheblichkeit ist seine Schwäche.
    ***
    Sie hatten die Siedlung durchquert, ohne aufgehalten, zu werden; allein ihr Anblick sorgte dafür, dass die Menschen auf Distanz blieben. Die »Göttin« und der Händler aus Doyzland stützten und halfen sich gegenseitig auf ihrem Weg zum Haupthaus des Hilars. Ingolf hatte nach dem Grund gefragt, warum sie diese Tortur auf sich nahmen, und Kali hatte erklärt, dass es eine innere Stimme sei, die sie rief. Sie
    musste
    einfach dorthin, wo vor einem Menschenleben alles mit der Flucht ihrer Mutter begonnen hatte.
    Sie waren in das Gebäude eingedrungen, und während Kali sich in der Vorhalle ausruhte, hatte Ingolf die Räume im Erdgeschoss inspiziert; sie waren alle verlassen gewesen. Dann stieß er auf die Treppe zum Keller, und als er seiner Begleiterin davon berichtete, drängte sie darauf, dort hinab zu gehen. Hörte sie von dort unten die Stimme, die sie rief? Ingolf hakte nicht nach, sondern half ihr die steinernen Stufen hinab. Unten entzündete er eine Fackel in einer Wandhalterung. In ihrem Licht nahmen sie das Gewölbe in Augenschein.
    »Dort hinten!« Die Alte mit der schiefen Hüfte, den vier Armen und dem zweiten Gesicht deutete in eine Nische, wo die Umrisse einer Holztruhe zu erkennen waren. »Bitte schau nach, was darin ist«, bat sie ihren Begleiter.
    Ingolf zerrte die Truhe ins Licht der Fackel und stemmte den Deckel hoch. Kali kam näher heran und beugte sich vor.
    »Nur ein paar Stofffetzen und Bücher«, meinte Ingolf – und duckte sich unwillkürlich zusammen, als der strafende Blick Kalis ihn traf.
    »Bücher können kostbarer sein als jeder Goldschatz«, sagte sie mit ihrer rauchigen Stimme. »Denn manchmal enthalten sie verlorene Zeit…«
    Was sie damit meinte, begann er zu ahnen, als sie in die Truhe griff und eine Kladde hervorzog, auf der in geschwungenen Lettern »Tagebuch von Triva, Tochter des Hilars Sukmanda, 2435 und 2436« stand. »Wer soll das sein?«, fragte er. Als er keine Antwort erhielt, drehte er den Kopf zu Kali – und sah, dass Tränen über ihre verkrustete Haut rannen.
    Sie weinte!
    »Es sind die Aufzeichnungen meiner Mutter«, kam ihre Antwort, als er schon nicht mehr damit rechnete. Sie strich mit ihren dürren, knotigen Fingern sanft über den Einband. »Hier drin…« Sie brach ab, als ihr die Stimme versagte.
    Ingolf zog sich lautlos zurück. Er hatte längst begriffen, was der Fund für die alte Frau bedeutete. Noch immer war ihm aber rätselhaft, wie sie die Truhe so gezielt hatte finden können.
    War es reine Intuition gewesen – oder ein Wink des Schicksals
    … oder gar der Götter, die einer der ihren beistanden?
    Er sah sich um und entdeckte ein Sitzkissen und eine alte Öllampe, in der noch Flüssigkeit gluckerte. Beides nahm er auf, entzündete die Lampe an der Fackel und trat erneut zu Kali. »Hier, setz dich«, sagte er und half ihr, sich auf dem Kissen niederzulassen. »Ich schätze, du hast vieles nachzuholen.«
    Sie sah ihn dankbar an. »Ja, das habe ich«, flüsterte sie.
    »Ein ganzes Leben…«
    ***
    Swamui verfolgte skeptisch jede von Yann Haggards Bewegungen. Anscheinend hatte der sonderbare Mann einen
    »Knoten in der Hirnwindung«, wie Atta bei verwirrten Patienten zu sagen pflegte.
    Hauptsache, er kann das Luftschiff lenken, dachte der Induu zunehmend nervöser.
    Er hatte Yanns Hände losgebunden und bedrohte ihn mit der Macheta. Das spitze Ende der Waffe drückte sich in Yanns Rücken. Der grauhaarige Mann fasste sich immer wieder an den Kopf, als hätte er zu viel Biir getrunken.
    Nervös schaute Swamui aus dem
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