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2243 - Die Mediale Schildwache

Titel: 2243 - Die Mediale Schildwache
Autoren: Unbekannt
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schweigend begafften, fühlte sich Zephyda so einsam wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Wenn wenigstens Atlan sie begleitet hätte! Aber Atlan war unabkömmlich. Er verbrachte seine Tage mit Rorkhete, die Köpfe zusammengesteckt, als heckten sie einen Geheimplan aus, um die Kybb-Cranar mit einem Schlag auszulöschen. Zephydas Nachfragen wichen die beiden aus, und ihr fehlte die Kraft, sie zum Sprechen zu bringen. Sie hatte wahrlich Wichtigeres zu tun.
    Zephyda zwang ein Lächeln auf ihre Lippen, ging ihre Runden und zählte die Tage, bis alle Flüchtlinge Baikhal Cain verlassen hatten.
    Bis zu jenem Moment, als eine jugendliche Stimme ihren Namen rief.
    Im Schlaf kam sie zu ihm.
    Anfangs nahm er sie nur indirekt wahr. Kaum hatte Rhodan die Augen geschlossen und war in den Schlaf geglitten, fand er sich draußen wieder, in der Eiswüste. Ein merkwürdiges Licht lag über ihr. Die beiden Monde Mallain und Narmil standen hoch am Himmel, berührten einander beinahe. Mallains Gesicht war von Kratern übersät und leuchtete blutrot, das Narmils war von Linien durchzogen, die an die Falten eines alten Mannes erinnerten, und strahlte in einem sanften Rosa.
    Rhodan hatte die beiden Monde noch nie in so enger Nachbarschaft gesehen. Ihre Bahnen waren kompliziert, und eine Nähe wie die, deren Zeuge er wurde, kam allenfalls im Abstand von Jahrhunderten vor.
    In diesem Augenblick wurde er gewahr, dass er träumte. Keinen gewöhnlichen Traum allerdings - ein Teil seines Bewusstseins war wach geblieben, beobachtete und analysierte.
    Es war nicht kalt im Traumland von Keyzing. Rhodan stellte fest, dass er lediglich die lange Unterwäsche trug, die ihm die Motana mitgegeben hatten, die unterste der vier Kleidungsschichten, unter denen er sich für gewöhnlich ins Freie wagte. Rhodan war barfuß. Als er seine Runde begann, brachen seine nackten Füße bis zu den Knöcheln durch den verkarsteten Schnee, der über dem Eis lag. In einem weiten Bogen marschierte er durch die Eiswüste. Die Luft war klar, und im Licht der beiden Monde sah er mühelos bis zum Horizont. Nichts rührte sich. Keine Keyzen oder anderen Tiere zeigten sich, ebenso wenig Vay Shessod.
    Die Eiswüste war verlassen.
    Immer weiter schritt Rhodan aus. Im Traum kannte er keinen Schweiß, keine Anstrengung, keine Erschöpfung. Ihm war, als könne er bis an das Ende seiner Tage weitermarschieren, ohne zu ermüden. Das Land Keyzing schien endlos.
    Endlos und verlassen.
    Verlassen und das seine.
    Das seine und...
    Er sah sie im Licht der beiden Monde, die unverändert am Himmel standen - in jedem Traum an derselben Stelle, wie er in den folgenden Nächten entdecken sollte.
    Spuren im Schnee.
    Sie führten in gerader Linie von einem Horizont zum anderen. Rhodan ging in die Knie, maß sie mit Daumen und Zeigefinger ab. Sie waren groß. Er richtete sich auf und setzte den linken Fuß in einen der Abdrücke. Der Fuß passte mühelos hinein, ja auf allen Seiten blieben ein oder zwei Fingerbreit Abstand, vorne sogar mehr. Rhodan ging wieder in die Knie, beäugte den vorderen Teil. Die Abdrücke der Zehen liefen spitz zu, wirkten unnatürlich lang, als gingen sie in Krallen über.
    Rhodan blickte sich suchend um. Ein Raubtier?
    Er nahm keine Bewegung wahr. Und irgendetwas an den Spuren wollte nicht zu einem Raubtier passen. Nach langen Minuten kam Rhodan darauf, was es war: Es waren die Abdrücke von zwei Füßen, die eines Zweibeiners. Ein Vay Shessod? Nein, ihre Abdrücke waren runder, weniger länglich. Rhodan hatte lange genug mit den Waschbärenwesen verbracht, um sich ihre Spuren eingeprägt zu haben.
    Aber von wem konnten sie sonst stammen?
    Rhodan ging weiter. Er folgte der Spur in der Hoffnung, ihren Verursacher einzuholen. Es war nur eine schwache Hoffnung. Dem wachen, analysierenden Teil Rhodans entging nicht, dass die einzelnen Abdrücke viel weiter auseinander lagen als die seinen. Das Wesen, das sie hinterlassen hatte, war größer als er, machte weitere Schritte, kam schneller voran.
    Aber egal, er befand sich in einem Traum, analysierte der wache Teil seines Bewusstseins weiter. In einem Traum war buchstäblich alles möglich.
    Rhodan folgte der Spur für lange Zeit. Stille umgab ihn. Sein Atem, das Knirschen, mit dem seine Fußsohlen in den karstigen Schnee sanken, kamen von weit her, als gehörten die Geräusche nicht zu ihm.
    Nach und nach wurde es heller. Anfangs hielt Rhodan seine Wahrnehmung für eine Täuschung - eine Täuschung in einem Traum?, mokierte
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