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2243 - Die Mediale Schildwache

Titel: 2243 - Die Mediale Schildwache
Autoren: Unbekannt
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Jahre, womöglich sogar Jahrzehnte vergangen sein? Rhodan fragte sich, was aus ihren Freunden geworden war. Und aus Kantiran, seinem Sohn, den er nur kurz kennen gelernt und der sich von ihm im Zorn getrennt hatte.
    Der Hund hörte ihm geduldig zu. Was auch sonst? Rhodan vergaß nie, dass er eine selbst gebastelte Puppe vor sich hatte. Gleichzeitig tat es unendlich gut, sein Herz auszuschütten. Der Hund besaß unerschöpfliche Geduld - und würde für sich behalten, was Rhodan ihm anvertraute.
    Das waren die guten Tage. An den schlechten zogen mächtige Wolken über dem einsamen Terraner zusammen, als wollten sie ihn erdrücken. Wind kam auf, verdichtete sich zu Stürmen, die den Schnee, der aus den Wolken fiel, vor sich hertrieben und in glühend kalte Nadeln verwandelten, die ihren Weg selbst durch den engen Schlitz fanden, den Rhodans Kapuze frei ließ.
    Dem Terraner blieb keine andere Wahl, als sich in das Zelt zurückzuziehen. Dort lag er in seinem Schlafsack, wartete ungeduldig darauf, dass ihn der Schlaf übermannte, sorgte sich, ob das Zelt standhielt, mehr als alles andere aber, ob der Hund, der ihm ans Herz gewachsen war, dem Sturm trotzte.
    Der Hund tat es, wenn auch leidlich. Das Gestell widerstand dem Zerren des Sturms, aber nach jedem Sturm musste Rhodan feststellen, dass andere Teile seiner Konstruktion fehlten. Mal war es das Fell, mal der Kopf, der davongeweht worden war. Rhodan ersetzte sie aus seinem Vorrat, der ihm mit einem Mal nicht mehr überdimensioniert, sondern gerade ausreichend anmutete.
    Es waren diese langen Stunden, die er in seinem Zelt eingesperrt war, die Rhodan am meisten zusetzten. Die Einsamkeit. Schien die Sonne, saß er bei seinem Hund und genoss die Gesellschaft. Im Zelt dagegen, das sich unter dem Wüten des Sturms schüttelte, fühlte er sich verloren, den Gewalten der Natur, der Dynamik der Ereignisse ausgeliefert.
    Mehr als einmal war er nahe daran, die Hoffnung aufzugeben. Was trieb er hier draußen, in selbst gewählter Einsamkeit? Die SCHWERT hatte das Land Keyzing sorgfältig mit ihren Instrumenten durchleuchtet. Mehrfach. Hier gab es nur Eis und Fels, Kälte und den Tod. Es war kein Ort für Menschen. War es nicht töricht von ihm, hierher gekommen zu sein? Wie ein Kind in naiver Hoffnung, das glaubte, dass ein Wunder geschehen würde?
    Die Motana brauchten ihn. Seine Erfahrung war von unschätzbarem Wert. Und er jagte hier draußen Gespenster! Was bildete er sich ein? Dass die Mediale Schildwache - falls er sich ihre Existenz nicht nur eingebildet hatte - sich ihm öffnen würde? Was für eine Selbstüberschätzung!
    Doch die Jahrtausende hatten Rhodan Geduld gelehrt, und seine Erfahrung und sein Instinkt rieten ihm, diese Tugend auszunutzen, solange er keinen dringenden Ruf von der SCHWERT erhielt.
    Zephyda musste sich bewähren, und notfalls waren auch Atlan und Rorkhete noch da. Und so stand der Terraner die Stürme in seinem Zelt durch, trat im klaren Sonnenschein, der ihnen unweigerlich folgte, hinaus in die Eiswüste und machte sich daran, den Hund von neuem zu modellieren.
    Er musste Geduld haben. Die Schildwache hatte sich ihm schon einmal offenbart, nachdem er mit Atlan und Lotho Keraete über dem Land Keyzing abgestürzt war. Sie würde sich wieder offenbaren. Bestimmt.
    Er musste nur warten.
    Rhodan hoffte, dass es auch die Kybb-Cranar tun würden.
     
    4.
     
    „Zephyda!"
    Die Motana blieb stehen und blickte sich suchend um. Woher kam diese Stimme? „Du bist doch Zephyda, nicht?"
    Eine Gestalt löste sich aus der Masse der Flüchtlinge, rannte ihr barfuß über den von der Nachmittagssonne erhitzten Belag des Landefelds entgegen. Es war ein Mann. Nein, korrigierte sich Zephyda, als der Motana näher kam, ein Junge.
    Der Motana reichte ihr bis an die Brust. Seine Kleidung bestand aus Fetzen, an denen die Dornen der Pflanzen klebten, die sie zerrissen hatten. Seine Wangen waren eingefallen wie die aller Flüchtlinge.
    Seine weißen Augenbälle stachen aus dem schmutzigen Gesicht hervor, muteten an, als wollten sie jeden Augenblick aus den Höhlen treten. „He, wieso sagst du nichts?", rief der Junge, als Zephyda schwieg. „Du bist doch die große Schwester von Lesyde, nicht? Sag bloß, du erkennst mich nicht mehr!"
    „Natürlich tue ich das", sagte Zephyda, um Zeit zu gewinnen. Wer, zum Teufel, war dieser abgerissene Junge? „Du ... du bist..." Etwas in seiner Haltung kam ihr bekannt vor. Sie hatte etwas Angeberisches, Wichtigtuerisches. Zephyda
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