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2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes
Autoren: Unbekannt
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befanden.
    Dando war beeindruckt. Eine derart kostbare Einrichtung hatte er nie zuvor gesehen. „Machen wir es kurz", eröffnete der Priester das Gespräch, wobei er dem jungen Mann mit einer befehlenden Geste bedeutete, sich auf den Boden zu setzen. Dando gehorchte. Er ließ sich in den weichen Sand sinken. „Mit Sorge verfolge ich seit einiger Zeit, dass du die heiligsten Grundsätze unseres Volkes in Frage stellst und dich dem Willen der Götter Sym und Corna widersetzt."
    „Tue ich das?" Dando atmete tiefer als gewöhnlich ein und aus. Er überwand die innere Erregung, die seinen doppelten Herzschlag in die Höhe trieb und die Schaspakenschlitze auf seinem Rücken vibrieren ließ. Er wollte sich nicht von solchen Äußerlichkeiten beeindrucken lassen, wie sie dieses Haus bot. „Allerdings", fuhr ihn der Priester an. „Du verbreitest den ketzerischen Gedanken, dass die Schätze der Natur nicht den Göttern Sym und Corna gehören, sondern den Caiwanen."
    „Ich habe schon lange befürchtet, dass ich missverstanden werde", entgegnete der junge Mann, wobei er seine Arme ausbreitete, um mit dieser Geste anzuzeigen, dass er schuldlos angeklagt wurde. „Ich bestreite keineswegs, dass die Schätze allein den Göttern Sym und Corna gehören, bin aber sicher, dass sie diese Schätze über das ihnen anvertraute Volk der Caiwanen ausschütten möchten."
    „Das ist falsch!", rief Owara. „Woher weißt du das?"
    Der Priester blickte ihn verblüfft an. Für eine kurze Zeit war er sprachlos. Er hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, mit einer Erwiderung in dieser Weise bedrängt zu werden. „Die Götter haben es mir gesagt. Im geistigen Zwiegespräch", sagte er schließlich. „Seltsam!" Dando legte die Hände an die Wangen, als sei er ratlos. „Otarie hat mir etwas anderes von ihrem Gespräch mit dir erzählt. Nun ist sie tot, aber ich hatte ebenfalls ein Zwiegespräch mit den Göttern. Dabei haben sie mir eröffnet, dass die Schätze der Natur allein für die Caiwanen bestimmt sind."
    „Das ist... das ist Blasphemie!" Der Priester war außer sich vor Erregung. „Nur ein Priester kann mit den Göttern reden."
    „Irrtum", widersprach Dando gelassen. „Die Götter sehen das anders.
    Sonst hätte ich sie nicht hören können."
    Owara hielt es nicht länger in seinem Sessel. Er stand auf und eilte erregt zu einem der Gefäße, um den daraus aufsteigenden Rauch tief einzuatmen. Seine Schultern bebten. Dando ließ ihn nicht aus den Augen. Er war sich bewusst, wie viel er damit wagte. Er konnte ebenso wenig beweisen, mit den Göttern gesprochen zu haben, wie der Priester es konnte. Behauptung stand gegen Behauptung.
    Allmählich beruhigte Owara sich. Er kehrte zu seinem Sessel zurück. „Du lässt dich auf ein sehr gefährliches Spiel ein", stellte er fest. „Dein Widerstand gilt den Arkoniden. Dabei hast du keine Vorstellung davon, wie mächtig sie sind - und wie entschlossen, ihre Macht zu gebrauchen. Sie sind in der Lage, uns alle zu vernichten. Sie könnten sogar den ganzen Planeten Caiwan untergehen lassen. Sie werden Gewalt sofort mit noch mehr Gewalt beantworten."
    „Ich habe verstanden." Dando senkte den Kopf und schob die Hörmuschel weit nach vorn, sodass sie sogar die Stirn überlappte. Es war eine Geste der Demut. „Hoffentlich!"
    Die beiden Märten kamen, legten ihm die Hände an die Oberarme und zogen ihn hoch, um ihn nach draußen zu führen. Dando entfernte sich einige Schritte von dem Gebäude, um dann nachdenklich stehen zu bleiben. „Ja, ich habe verstanden."
    In den folgenden Monaten ging er noch behutsamer vor als zuvor. Er forderte eine Beteiligung am Reichtum des Planeten und Sicherheit für die Arbeitskräfte. Unfälle wie jener, dem Otarie zum Opfer gefallen war, mussten unmöglich gemacht werden. Dabei sprach er sich unmissverständlich gegen Gewalt aus. Immer mehr Stadtbewohner schlössen sich ihm an und somit auch eine wachsende Zahl von Minenarbeitern.
    Dando stand mitten auf einem Platz auf einem Felsbrocken und trug einer Menge von mehr als zweihundert Männern und Frauen seine Gedanken vor, als plötzlich Unruhe entstand. Rufe wurden laut, ein Junge drängte sich nach vorn, wobei er alle paar Schritte rief: „In der Mine gibt es Ärger. Niemand arbeitet mehr. Die Arbeiter haben Aerbon verprügelt."
    Dando bat den Jungen zu sich, um Einzelheiten über den Aufstand zu erfahren. Oben am Bergwerk blitzte es sonnenhell auf, und der Lärm von Explosionen rollte zu der Versammlung
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