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2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes
Autoren: Unbekannt
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wieder an jene Nacht, in der Otarie mit Owara Asa Tagakatha gesprochen hatte. Sie hatte ihm berichtet, um was es bei diesem Gespräch gegangen war, doch er war sicher, dass sie ihm nicht alles gesagt hatte und dass da noch mehr gewesen war. Er glaubte, dass gerade dieser Teil der Unterhaltung Aufschluss über die Zerstörung ihrer Hütte und den Diebstahl Kopfs in den Stunden nach ihrem Gespräch mit dem Priester geben konnte sowie Licht auf die Hintergründe des Anschlags werfen würde, dem Otarie später zum Opfer gefallen war.
    Es half nichts, darüber nachzudenken. Otarie konnte ihm nichts mehr sagen. Sie war tot.
    Mit der Zeit gelang es ihm, sein Allgemeinwissen zu erweitern.
    Begierig nahm er auf, was er aus und in den verschiedenen Teilen der Welt in Erfahrung bringen konnte, wobei ihn die Zaubermaschinen der Arkoniden in besonderem Maße interessierten.
    In einer Hafenstadt nahe dem Äquator gewann er das Vertrauen eines Händlers, bei dem er für einige Wochen wohnte und dem er beim Verkauf seiner Waren half, um ein wenig Geld zu verdienen. „Was ist das?", fragte er und hob ein kleines, stabförmiges Gerät aus dem Wust der Waren hervor, die auf einem Verkaufstisch lagen. Er stand neben dem Händler Goto am Hafen und wartete darauf, dass sich jemand am Stand einfand, der sich für irgendetwas aus dem Angebot interessierte. Es war heiß an diesem Tag. Das Wasser im Hafen war ruhig, und nicht das geringste Lüftchen wehte. Die Seevögel hockten träge auf den Masten der Schiffe. Sie verspürten keine Lust, in dieser Hitze auf Jagd zu gehen.
    Goto nahm ihm das Gerät auffallend eilig aus der Hand, als fürchte er, es zu verlieren. „Du wirst es nicht glauben", flüsterte er, und dabei tat er höchst geheimnisvoll. „Damit reden die Weißen, wenn sie weit voneinander entfernt sind. Ja, mit diesem Gerät. Da ist ein kleines Fenster, siehst du? In dem können sie einander sogar betrachten."
    Es war die erste Begegnung Dandos mit einem mobilen Interkom, und er brauchte einige Zeit, um ihn zu begreifen. „Wir Caiwanen sind blind", klagte er, und dabei schlug er wuchtig und so heftig mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es krachte und die Vorübergehenden erstaunt zu ihm herüberblickten. „Wir haben keine Ahnung von den Möglichkeiten der Weißhaarigen. Wir glauben, uns gegen sie auflehnen zu können, aber wir wissen viel zu wenig, um gegen sie bestehen zu können. Ob es uns gefällt oder nicht - wir sind Wilde."
    Er brauchte einige Zeit, um sich zu beruhigen und seine Gedanken in geordnete Bahnen zu lenken.
    Schon in den nächsten Tagen änderte er seine Strategie. Hatte er bislang eine bessere Entlohnung und mehr Sicherheit in den Bergwerken gefordert, so setzte er nun auf Bildung. Die Arkoniden sollten mehr von ihrem Wissen preisgeben. Als Gegenleistung für die Hyperkristalle sollten sie die Caiwanen unterrichten.
    Er zog von Stadt zu Stadt, immer auf der Flucht vor den Arkoniden und ihren Robotern, die seine Versammlungen störten und ihn behinderten, wo immer sie konnten. Mittlerweile hatte er zahllose Freunde gewonnen. Sie halfen ihm in vielen Dingen, nicht zuletzt darin, den Arkoniden auszuweichen.
    Dabei zweifelte er nicht daran, dass er ihnen in die Hände fiele, würden sie ihre technischen Mittel konsequent gegen ihn einsetzen. Dass sie dies nicht taten, bewies ihm, dass sie bislang nur einen Störenfried, jedoch keinen ernst zu nehmenden Gegner in ihm sahen. Damit hatte er einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Er konnte den Caiwanischen Eigensinn kontinuierlich vorantreiben und weiterentwickeln, bis er die Arkoniden irgendwann mit seinen Forderungen konfrontieren und diesen Forderungen den nötigen Nachdruck verleihen konnte.
    Nach beinahe zehn Jahren Abwesenheit kehrte er nach Takijon zurück. Kaum hatte er die Stadt betreten, als die Erinnerung an die geliebte Otarie geradezu übermächtig wurde. Mit ihr gewann die Frage an Bedeutung, was sie in jener Nacht mit dem Priester im Finger Gottes besprochen hatte. Er wollte es wissen. Eine Antwort konnte ihm nur Owara Asa Tagakatha geben.
    Nachdem er einige Stunden nach dem Priester gesucht und danach eine Weile mit alten Freunden zusammen gesessen hatte, um einen ersten wirklich wichtigen Schritt gegen die Arkoniden vorzubereiten, verließ er Takijon und ritt in die Berge. Spät am Abend erreichte er den Finger Gottes.
    Er durchquerte die Schlucht, ließ sich bis unmittelbar an das Bauwerk herantragen und legte die letzten Schritte zu Fuß
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