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2217 - Die FemesÀnger

Titel: 2217 - Die FemesÀnger
Autoren: Unbekannt
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sie bluteten.
    Unter höchster Anstrengung gelang es ihr, den Impuls zu unterdrücken. „Anthloza!" Garombe zog sie vom Fenster weg, tupfte ihre roten Finger trocken, über die dünne Blutfäden rannen. „Es ist bald vorbei!" Die Kopfjägerin richtete ihren Blick nach oben, wo irgendwo über dem Dach des Wagens Ash hing und das Panorama beleuchtete. Links drüben tauchte jenseits des Crythumo die Küste auf, ein hellgrüner Ozean mit azurblauen Ufergewässern. „Ihr Schutzherren!", betete Anthloza laut und im Tonfall der Inbrunst. „Schenkt mir eine Sonne, damit ich sie ins Innere dieses Ungeheuers trage und dort explodieren lasse."
    „Nein!", schrie Shokanda. „Das wirst du nicht tun. Es wäre Mord!" Sie dachte dabei auf keinen Fall an die Kybb-Cranar. „Ich würde es tun, wenn ihr nicht bei mir wärt", fuhr Anthloza fort. „Und natürlich nur, wenn ich wüsste, dass sich außer den Besatzern niemand im Innern der Festung aufhält." Der Zug verlangsamte, bis er nur noch im Schritttempo fuhr. Die Motana vermuteten, dass es mit den Sicherheitsbestimmungen zusammenhing, die für das Crythumo galten. Motanafresser! Jetzt, da das Ungeheuer näher rückte, erkannte Anthloza die schrundige Oberfläche des schwarzen Metalls.
    Irgendwie erinnerte das Bauwerk an einen ins Riesenhafte aufgequollenen Kybb-Cranar. Der Schienenstrang endete an der Außenwandung mitten in einem kreisförmigen Wulst. Anthloza musterte die Artgenossin in ihrer Mitte. Shokanda saß mit geschlossenen Augen da. Sie verhielt sich teilnahmslos.
    Wie alle Frauen auf Curhafe wusste sie, was das verminderte Tempo des Zuges bedeutete. Endstation!
    Nicht mehr lange, und es ist vorbei! Der Zug beschleunigte leicht. Er schien sich in selbstmörderischer Absicht der metallenen Wandung entgegenzuwerfen. Anthloza wusste, dass es sich nicht um technisches Versagen des Steuersystems handelte. Im kreisförmigen Wulst bildeten sich helle Spalten.
    Das metallene Tor zerfiel in zackenförmige Segmente, die rasch zur Seite glitten. Der Zug beschleunigte weiter, raste durch die Öffnung und leitete eine Vollbremsung ein. Die Konturen der Gebäude im Innern des Crythumo schienen in diesen Augenblicken stillzustehen. Kein einziges Geräusch entstand. Keine Bremsen quietschten, wie sie es von den Bahnhöfen des Kontinents gewohnt waren. Die Wagen rüttelten nicht. Es drangen keine Beharrungskräfte durch. Anthloza empfand kurz ein Gefühl, als besäße ihr Körper kein Gewicht mehr. Das war nicht mehr ihre Welt, die sie kannten. Die Umgebung bot sich ihnen so fremd dar wie die Kybb-Cranar mit ihren verstümmelten Extremitäten. Ein leises Klirren drang von draußen herein. Der Zug stand. Anthloza setzte sich hastig in Bewegung. „Kommt! Bringen wir es hinter uns!" Sie warf ihren Begleiterinnen einen aufmunternden Blick zu. Die Jägerinnen wussten aus zahlreichen Einsätzen, wie sie sich verhalten mussten. Gemeinsam nahmen sie Shokanda in ihre Mitte, verdeckten mit ihren Körpern den Blick auf sie. Sie verließen den Zug. Ein schwarzer Bahnsteig nahm sie auf, der sich nach hinten verengte und in einen Gang mündete. Wie immer ging Anthloza voraus. Der Gang führte in eine Halle im Innern der Festung. Ein halbes Dutzend Kybb-Cranar stand Wache. Die Besatzer bewegten ihre Waffenarme. Sie taten es zur Einschüchterung, das hatte Anthloza bei früheren Besuchen schnell herausgefunden. Die zwölf Jägerinnen blieben am Ende der Halle stehen. Anthloza und Garombe nahmen Shokanda in ihre Mitte und traten durch die offene Tür in die spartanisch ausgestattete Kammer. Die beiden Kopfjägerinnen schwiegen. In dieser Situation wäre jedes Wort falsch gewesen. Sie umarmten die Auserwählte, nahmen einen Teil ihres Fiebers in sich auf. Shokanda hielt die Augen noch immer geschlossen. Anthloza kannte keine Motana, die ihre Peiniger hätte ansehen wollen. Zusammen mit Garombe bettete sie die Frau auf die elektrische Liege. Zwei Kybb-Cranar näherten sich der Liege. Sie steckten Shokanda einen Trichter zwischen die Zähne und flößten ihr etwas ein. Anthloza wusste, dass es leicht süßlich schmeckte, aber auch bitter.
    Was es war, konnte sie nicht sagen. Aber es machte den Geist willenlos, den Körper apathisch. Es dauerte nicht lange, bis sich der Körper der Motana entspannte. Anthloza und Garombe hielten Shokandas Hände. „Es geht schnell vorüber", flüsterte die Anführerin. „Wir sind bei dir." Shokanda lallte etwas, das Anthloza nicht verstand. Sie nickte, ohne die
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