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2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch
Autoren: Unbekannt
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werfen. „Ich will, dass sich nicht nur der TLD darum kümmert. Was ich brauche, ist eine unabhängige Meinung, ob dieser Imberlock gefährlich werden kann."
    Die Massen mobilisierte er auf jeden Fall und wohl nicht nur wegen seiner stattlichen Erscheinung.
    Bre schätzte ihn auf knapp zwei Meter. Seine Kombination unterstrich den muskulösen Körperbau. Dazu der dunkle Vollbart und das schulterlange, leicht wellige Haar ... Bre ertappte sich dabei, dass sie den Mann eindringlicher musterte, als nötig gewesen wäre.
    Beinahe ärgerlich schüttelte sie den Kopf. Sie hatte nicht versucht, sich in seine Psyche hineinzuversetzen, sie hatte mit ihren Blicken seinen Körper verschlungen.
    Langsam ging sie weiter und suchte nach Mondra Diamond, die sich weit vor ihr von der Menge mitreißen ließ. Einige hundert Menschen hatten sich eingefunden, aber immer noch strömten Frauen und Männer aus den Seitenstraßen heran. Nur sechs Tage nach der letzten verheerenden Veränderung der Hyperimpedanz wurde der Name Carlosch Imberlock von Mund zu Mund getragen. Seine Gebete und Verkündigungen zogen viele an. Gemessen an bisherigen Maßstäben, wären selbst fünfhundert Zuhörer eine lächerlich geringe Zahl gewesen. In einer Zeit ohne funktionierendes Nachrichtensystem, ohne Energie für Akustikfelder und Scheinwerferbatterien war diese Zahl jedoch hoch.
    Carlosch Imberlock pilgerte durch den Zentrumsbereich von Terrania – ein Prophet, der nicht zweimal am selben Ort erschien. Für einen Moment glaubte Bre, seinen Blick zu spüren. Doch als sie überrascht aufsah, stieg er soeben auf ein flaches Podest und breitete die Arme aus.
    „Wir sind Auserwählte." Seine Stimme hallte über den Platz vor der Dolan-Gedenkstätte. „Gon-Orbhon sucht unsere Nähe, er ist der Freund, der jeden von euch zu sich aufnehmen möchte. Aber nicht alle erlauben es ihm. Viele unter uns zeigen sich starr, verschlossen und nur ihren falschen Götzen verpflichtet. Aber ich sage euch: Materielle Werte sind der Grundstock des Verderbens, das euch mit sich reißen wird. Lasst nicht zu, dass neue lästerliche Fabriken errichtet werden, die eure Seelen fressen – sucht vielmehr Gon-Orbhons Nähe schon im Leben, dann wird er euch auch im Tod die Gnade gewähren, ihm zu dienen. Wir sind eine Gemeinschaft, die Kirche Gon-Orbhons. Sagt das allen, die noch nichts von uns wissen. Helft mit, Menschen zu finden, die wie wir denken, die nicht länger falschen Idealen nachlaufen. Wir wollen neue Räume schaffen, in denen wir im Gebet und in der Andacht Gon-Orbhon nahe sein können."
    Weiter vorn entstand Tumult. Eine Gruppe jüngerer Personen skandierte lautstark und beschimpfte Imberlock als Schwätzer.
    „Sie sind Verblendete!", rief der Prophet. „Unser Gott wird niemals ihr Gott sein. Nach dem Tod werden sie erlöschen, als hätten sie niemals gelebt. Ich sage euch: Auch wenn ihr euch heute stark fühlt, morgen werdet ihr euren Widerstand bereuen. Doch es gibt kein Zurück, Gon-Orbhon ist kein Gott, der Wankelmütige zu sich aufnimmt."
    Unaufhörlich war die Menge in Bewegung. Etliche wandten sich ab, andere drängten an den Mann auf dem Podest heran. Jene, die ihn schon erreicht hatten, reckten die Arme, um ihn zu berühren. Unwillig verfolgte Bre Tsinga den sich steigernden Personenkult. Mondra war vor ihr in der Menge verschwunden. „Baut nicht wieder auf, was zerstört wurde! Das sind schlechte Werke. Warum klammert ihr euch an diese Technik, die versagt hat? Verblendung und falscher Wahn leiten euch in die Irre, und ihr glaubt, zufrieden zu sein, aber ihr belügt euch selbst. Ihr belügt euch genauso wie die beiden Frauen in eurer Mitte – sie sind ungläubige Besucher, die von der Solaren Residenz geschickt wurden, um Gon-Orbhons Botschaft zu prüfen. Aber Prüfung heißt fehlendes Vertrauen. Und ohne Vertrauen werden auch diese beiden Frauen nicht in das Reich unseres Gottes aufgenommen werden. – Seht sie euch an, die schlanke Frau mit dem blonden Haar und den großen blauen Augen. Noch zweifelt sie an mir und hält mich für einen Scharlatan, doch ich bete, dass Gon-Orbhon ihr die Augen öffnen mag."
    Bre Tsinga spürte, wie sie sich innerlich versteifte. Sie reagierte instinktiv abwehrend, weil sich die Blicke der Umstehenden auf sie richteten. Das Gefühl aufkommender Bedrohung verstärkte sich. „Ich begrüße die Anwesenheit dieser beiden Frauen in unserer Mitte!", rief Carlosch Imberlock. „Denn Gon-Orbhon wird sich nach dem Tod auch für
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