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2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch
Autoren: Unbekannt
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Speicherplatz Lul 78-W24 „... die Zeit läuft ab. Dies sind die Tage und Jahre des Untergangs. Gon-Orbhon wird über unsere Welt und ihre ungläubigen Bewohner kommen und die Lebenden in zwei Gruppen spalten: jene, die nach ihrem Tod würdig sein werden, Gon-Orbhon zu dienen, und die armen und bedauernswerten Seelen, die einfach verlöschen müssen. Für Letztere gibt es keine Hoffnung, ihre Existenz wird vergeblich gewesen sein, und ..." Die Stimme klang charismatisch und mitreißend. Innerlich aufwühlend, empfand Julian Tifflor sogar. Und die Erscheinung war die eines Predigers, der sich seiner Wirkung auf die Menge bewusst war. „Wir wissen nicht, was Carlosch Imberlock bezweckt, und wir kennen seine Hintermänner noch nicht", sagte Noviel Residor. „Aber die Sekte hat enormen Zulauf."
    Julian Tifflor war nachdenklich geworden. Sein Blick pendelte zwischen der Holoaufzeichnung und seinem Besucher hin und her. „Der Mann macht auf mich nicht den Eindruck eines Spinners."
    „Genau das bereitet mir ebenfalls Sorgen", bestätigte Residor. „Der TLD ist immer noch flügellahm.
    Alle Nachforschungen mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln verlaufen bislang im Sand. Imberlock ist ein unbeschriebenes Blatt."
    „Einer, der die Gunst der Stunde für sich entdeckt hat?"
    „Ich frage mich, was er will."
    „Geld?"
    „Was zu denken gibt, ist der Umstand, dass noch eine oder zwei weitere Personen von diesem obskuren Gott Gon-Orbhon predigen", murrte der TLD-Chef. „Sie haben nicht Imberlocks Ausstrahlung, aber ..."
    „Gibt es nachweisbare Beziehungen zwischen ihnen?"
    Noviel Residor verzog die Mundwinkel zu einem säuerlichen Lächeln. „Der TLD arbeitet unter desolaten Bedingungen mit völlig unzureichenden Mitteln."
    „Solche Kleinigkeiten müssen sich dennoch feststellen lassen", drängte Tifflor.
    „Vielleicht, wenn ich mit der Taschenlampe in den Syntronspeichern der Stadtverwaltung suche ..."
    Tifflor hob beschwichtigend die Hände. „Keiner von uns ist für die Umstände verantwortlich. Aber selbst wenn dieser Imberlock nur ein harmloser Spinner ist, verwirrt er die Bevölkerung. Und die Leute, die zum ersten Mal seit Tagen wieder auf der Straße sind, reagieren anfällig. – Gon-Orbhon ...?"
    Silbenweise ließ Tifflor den Namen auf der Zunge zergehen. „Gibt es Hinweise auf die Herkunft des Namens? Ein alter terranischer Dialekt? – Ja, ich weiß, NATHAN ist dafür nicht ansprechbar. Aber ich bin froh, dass das Mondgehirn überhaupt arbeitet." Noviel Residor erhob sich abrupt. „Wir könnten diesen Carlosch Imberlock festsetzen." Tifflor blickte ihn durchdringend an. „Mit welcher Begründung?"
    „Das lässt sich doch noch arrangieren."
    „Nein!", wehrte Julian Tifflor entschieden ab. „Ich werde unsere rechtsstaatliche Freiheit nicht antasten. Wir behalten Imberlock im Auge, das ist alles."
     
    *
     
    „Die sind ja verrückt..."
    „Was erwarten die eigentlich? Dass wir uns kaputtarbeiten und die nächsten Tage im Regenerationsbad liegen?"
    „Schaut euch meine Hände an!", rief ein Dritter. „Sensibel, mit feinstem Gefühl. Mit verbundenen Augen forme ich dir jedes Gesicht – aber was diese Techniker verlangen, das ist absurd. Ich könnte nie wieder eine Skulptur formen."
    Sie drängten sich auf der Ladefläche, Männer und Frauen, die den Eindruck erweckten, als wären sie einer Trivid-Produktion entsprungen. Ihre Kleidung war schrill, angefangen von der eng anliegenden Pseudo-Schlangenhaut mit eingewebten Deflektorfäden, die den umschlungenen Körper teilweise unsichtbar erscheinen ließ, bis hin zum steifen Anzug mit Howalgoniumknöpfen und Trichterhose. Kleine körperliche Verschönerungen fielen ebenso ins Auge. Wobei die implantierte Schuppenhaut auf den Wangen noch weniger schreiend erschien als die filigranen Federn, die aus der vermutlich genetisch angepassten Kopfhaut einer jungen Frau sprossen. Derartige kosmetische Manipulationen waren alles andere als billig, das wusste Solk Othaft. Knapp ein halbes Jahr war es her, da hatte TNT im Kultur-Trivid einen Bericht über die Künstlerkolonie Shala Beiantha in Atlan Village gesendet. Maler und Bildhauer, Dichter und Aktionskünstler hatten sich zum Beiantha-Projekt zusammengeschlossen.
    „Wir sind vollzählig", verkündete einer aus der Truppe mit unglaublich heller Stimme. „Du kannst uns nach Hause fahren."
    „Atlan Village? Das sind doch bestenfalls drei Kilometer."
    „Drei Kilometer zu viel", ächzte einer. „Mann, die
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