Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
antiquiert, aber daran störte sich niemand.
    Reiker van Baraffe hatte den Mann sofort erkannt: Homer Gershwin Adams. Die Bewunderung, die er in seiner Jugend für das Finanzgenie empfunden hatte, spürte er sofort wieder ungebrochen. Eine starke Aura umgab diesen Mann.
    „Freunde", sagte Adams leise, doch seine Stimme war bis in den hintersten Winkel des Saales deutlich zu vernehmen. „Ich habe euch rufen lassen, weil die LFT Hilfe braucht. Und es geht nicht um Kleinigkeiten. Ich freue mich, dass jede und jeder erschienen ist."
    „Wir hatten nichts anderes zu tun", erklang ein Zwischenruf.
    Adams lächelte sogar. „Das glaube ich. Aber das wird sich ändern, davon bin ich überzeugt. Vor uns – vor jedem Einzelnen – liegen gewaltige Aufgaben, mehr vielleicht, als sich verwirklichen lassen. In diesem Kreis kann ich aussprechen, was ich sonst nicht in den Mund nehmen würde: Terras Wirtschaftskraft, und nicht nur die, steht vor dem Abgrund. Wenn wir abstürzen, werden wir uns über Jahrhunderte hinweg nicht erholen. Noch haben wir Zeit, das Ruder herumzureißen ..."
    Was folgte, in eindrucksvolle Worte gekleidet, war eine Bestandsaufnahme. Wie es sich für eine ordentliche Bilanz gehörte. Schonungslos und unmissverständlich.
    Adams, der überlegene Praktiker, verglich die LFT mit einem todkranken Patienten, dessen Organfunktionen beinahe zur Gänze ausgefallen waren und der momentan im künstlichen Koma lag. „Aber dieses Koma erhält einen Zustand aufrecht, der nicht wünschenswert ist. In diesem Stadium kann der Kranke nicht an seiner Genesung mitarbeiten. Die ersten Schritte, den Patienten zu stabilisieren, wurden eingeleitet. Die Lebenserhaltung ist gesichert – Nahrungsmittel, Wasser ... die Notvorräte wurden rechtzeitig aufgestockt. Die Energie, das Herz, schlägt wieder und wird mit jedem Tag kräftiger.
    Fusionskraftwerke decken bereits den Bedarf der ersten Stadtviertel. Auch der Kreislauf ist in Gang gekommen: die Rohrbahn, Boden- und Luftgleiter, die ersten Space-Jets verkehren zwischen den Kontinenten. Und, um bei meinem Beispiel zu bleiben, der Stoffwechsel arbeitet. Fabriken, die rechtzeitig auf Low-Level-Produktion umgestellt wurden, produzieren. Täglich werden neue in das Energienetz eingebunden. Für uns gilt es nun, die Rahmenbedingungen zu optimieren. Menschliche Arbeitskräfte sind mehr denn je gefragt. Vorerst wird es unmöglich sein, die gewaltigen Roboterheere in jedem Bereich umzurüsten, aber wir müssen damit beginnen. Es sind enorme Produktionsreserven, die hier brachliegen ..."
    Adams redete lange. Er sprach von der Zeit des Aufbruchs der Menschheit in den Weltraum, von der Konkurrenz der Springer und Aras ebenso wie vom unbeugsamen Willen, den eingeschlagenen Weg zu gehen. Er beschwor die Aufbruchstimmung von einst und fundamentierte zugleich nichts Geringeres als den Umbau des Heimatplaneten. Die Initiative jedes Einzelnen würde in einem Umfang gefragt sein, wie seit dem Ende der Monosherrschaft nicht mehr. Aber damals hatten wenigstens die physikalischen Rahmenbedingungen Gültigkeit besessen.
    „Wir schaffen es! Wir lassen uns den Wohlstand nicht nehmen und ebenso wenig unser Erbe. Das ist unsere Aufgabe, genau das werden wir uns unaufhörlich vor Augen halten: die grundlegende soziale Verpflichtung. – Und noch etwas: Als Residenz-Minister stehe ich selbstverständlich rund um die Uhr für alle wichtigen Belange zur Verfügung."
    Nach Sekunden atemloser Stille brandete Applaus auf. Homer G. Adams hatte eine mitreißende Rede gehalten, die niemanden kalt lassen konnte.
    Reiker van Baraffe nickte zögernd. Noch vor Stunden war er der Meinung gewesen, ihm persönlich könne wenig geschehen. Inzwischen sah er die Dinge aus einer verschobenen Sicht. Es den anderen zu überlassen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, war einfach. Aber Verantwortung wahrzunehmen hieß, die eigenen Kräfte zu mobilisieren.
    „Wir müssen klar erkennen, dass es sehr viel gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt ...!" Der Präsident der Terranischen Kreditbank nickte sinnend. Er würde kämpfen. Seite an Seite mit allen anderen.
     
    7.
     
    „Lunawerft meldet die Landung des Taxit-Frachters. Das Schiff wurde extrem in Mitleidenschaft gezogen, und zweifellos hat es das Solsystem nur wegen seiner Low-Tech-Systeme erreicht. In Zusammenarbeit mit der Besatzung beginnen wir mit eingehenden Untersuchungen. Kapitän McMorris grüßt Homer G. Adams."
    Empfangsprotokoll Solare Residenz Positronischer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher