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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme
Autoren: Christian Schwarz
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eine weitere Verletzung an der linken Schulter. Überall war plötzlich Staub und Rauch.
    Nefertari hustete sich die Seele aus dem Leib.
    Aruula wollte hoch, fliehen, aber Nefertari ließ den Körper erst einmal liegen. Ich habe die Selbstzerstörung des Kombacters aktiviert, erklärte sie. Damit ist er zwar für mich verloren – aber wenn mein Tod die Konsequenz gewesen wäre, hätte er mir auch nichts genutzt.
    Nach einigen Zeiteinheiten verzog sich der Rauch allmählich. Aruula spürte, wie frische Luft in die Grabkammer strömte. Freudige Erregung durchpulste sie. Sie wollte hoch, dem Luftzug entgegen, aber Nefertari hielt ihren Körper immer noch zurück. Das machte die Kriegerin fast wahnsinnig.
    Endlich erhob sich Nefertari und sah sich um. Der Explosionsdruck hatte die Fackeln erlöschen lassen. Aber durch das mächtige Loch in der Wand drang diffuses Licht, das zumindest einige Einzelheiten erkennen ließ.
    In der Grabkammer sah es verheerend aus. Die Explosion hatte die meisten Grabbeigaben buchstäblich in ihre Einzelteile zerlegt. Nur die großen, massiven Dinge schienen weitgehend unbeschädigt zu sein.
    Nefertari nahm Aruulas Schwert vom Boden auf, wankte auf das Loch in der Wand zu und hindurch. Dahinter erstreckte sich die Vorkammer, die Aruula bereits kannte. Auch hier hatte die Explosion für Beschädigungen gesorgt. Weitaus erstaunlicher aber war die Tatsache, dass die Vorkammer in der Zwischenzeit fast vollständig ausgeräumt war.
    Sie waren frei! Aruula hörte sich plötzlich ein Lachen ausstoßen, zu dem sie selbst niemals fähig gewesen wäre. Sie schauderte.
    Nefertari atmete die muffig riechende, aber dennoch frische Luft in flachen Zügen ein. Es stach trotzdem wie tausend Pfeile in den Lungen. Starker Schwindel überkam sie. Es dauerte Minuten, bis sie wieder klar war.
    Der Geist der Königin zwang Aruulas Körper durch den schmalen, schmucklosen Gang nach oben. Einen Teil des Weges musste sie sogar auf allen Vieren kriechen. Dabei wurde es immer heller und wärmer. Nachdem sie zwölf Stufen überwunden hatte, zwängte sie sich durch eine halb geöffnete Bodenplatte ins Freie. Es war Tag, wahrscheinlich Mittagszeit.
    Das grelle Licht blendete, die Sonne brannte auf der Haut.
    Nefertari musste die Augen schließen. Inmitten von Dünen ließ sie sich auf den Boden sinken.
    ***
    Vulkanberge von Raanda, Anfang Juni 2524
    Grao saß neben dem immer noch wütenden Daa’tan auf dem Boden. »Ich habe dir gleich gesagt, dass du eine Dummheit begehst. Du musst deine grenzenlose Selbstüberschätzung endlich ablegen. Und öfters auf mich hören.«
    »Sei einfach still, ja? Ich will mir dein Gelaber jetzt nicht anhören.« Daa’tan funkelte ihn an. »Du hast immer noch nicht kapiert, dass ich mich keineswegs selbst überschätze. Ich bin mächtig. Das ist der Ausgleich für mein kurzes Leben. Das Schicksal will, dass ich in dieser Zeit genügend Spuren hinterlasse, sodass man auch in tausend Jahren noch von mir spricht.«
    »Was redest du da…«
    »Die Wahrheit, was denn sonst? Glaubst du etwa, dass ich hier bis zum jüngsten Gericht sitzen werde? Du solltest mich langsam besser kennen. Ich bin noch lange nicht am Ende, das werden dieser verdammte Yao und seine daher gelaufenen Krieger bald merken.«
    »Du wirst deine Pflanzenkräfte einsetzen.«
    »Ich bewundere deine überragende Intelligenz.« Daa’tan klatschte spöttisch in die Hände. »Sobald es Nacht ist, sollen die mich kennen lernen. Dann werden sie sehen, dass nichts und niemand mich aufhalten kann.«
    Wie immer in diesen Breiten brach die Nacht fast ohne Dämmerung herein. Es wurde empfindlich kühl. Daa’tan fror, aber niemand kümmerte sich um ihn. »He, bringt mir wenigstens eine Decke!«, brüllte er und rüttelte an den Stäben.
    Mit dem Erfolg, dass ihn ein Soldat verhöhnte, indem er die typischen Bewegungen von Monkees imitierte.
    Yao ließ ein Lager mitten in der Grassteppe aufschlagen.
    Zelte hatten allerdings nur die Offiziere. Bald flackerten große Feuer, die Krieger brieten sich Fleisch, tranken Bier und lachten. Erst später kamen sie zur Ruhe. Sie legten sich auf Decken, die sie auf dem blanken Boden ausgebreitet hatten, und fingen schon bald an zu schnarchen. Die Feuer prasselten unvermindert weiter, um Snaaks und anderes Viehzeug fern zu halten. Aus dem Bergdschungel schallte das Gebrüll eines Lepaaden herüber, gefolgt vom quiekenden Todesschrei eines Sozoloten-Ferkels. Es wurde nicht ruhig im Lager.
    Daa’tan,
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