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2207 - Der letzte Gesang

Titel: 2207 - Der letzte Gesang
Autoren: Unbekannt
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legte ihm die Hand auf den Mund. „Nicht jetzt. Ihr habt die Majestät gehört."
    Sie fügten sich und kehrten in das Nest zurück. Lesyde umklammerte Rhodans Hand. Der Terraner hatte das Gefühl, dass das Mädchen sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, ließe er es los. Wie selbstverständlich begleitete Lesyde Rhodan in sein Quartier und ließ sich auf den Boden vor seinem Bett fallen.
    Rhodan ging neben ihr in die Knie, zog seine Decke vom Bett und legte sie über Lesyde. „Hier", sagte er und streckte ihr die Flöte entgegen. „Die ist für dich. Morgen zeige ich dir, wie man sie spielt."
    Lesydes Augen weiteten sich. Sie flüsterte ein „Danke" und nahm die Flöte an sich. Bald darauf war sie eingeschlafen, die Flöte unter dem Kopf, als sei sie ein Kissen.
    Rhodan betrachtete das Mädchen nachdenklich, sank auf das Bett und versuchte, es ihm gleichzutun. Es gelang ihm erst, als in der Dämmerung die ersten Vögel sangen
     
    13.
     
    Das Schlagen von Stöcken riss Rhodan aus dem Schlaf. Er ruckte hoch. Lesyde war bereits auf den Beinen. Sie stand wie erstarrt da und lauschte angestrengt, die Lippen fest aufeinander gepresst. Sie hatte die Knochenflöte unter den Gürtel ihres Anzugs geklemmt.
    Rhodan glaubte in ihren Zügen zum ersten Mal, seit er sie kannte, so etwas wie Furcht zu lesen. „Was ist los?", fragte Rhodan. „Schon wieder Goytani?"
    „Schön wär's." Lesyde sah ihn nicht an. Die Konzentration, mit der sie lauschte, ließ ihren Blick ins Leere wandern. „Zieh dich an, Perry. Schnell!"
    Ihr Tonfall machte klar, dass sie keinen weiteren Fragen zugänglich sein würde. Rasch streifte Rhodan den Lederanzug über, schaffte es sogar trotz der Eile, die Verschlüsse, die die Motana anstatt von Knöpfen verwandten, nicht zu verhaken.
    Wenige Augenblicke später verließen der Terraner und das Mädchen das Quartier. Auf dem kommunalen Platz des Nests herrschte rege, nervöse Aktivität. Motana hasteten hin und her, Bogen und Gewehre in den Händen, bellten einander knappe Befehle zu - in Tonlagen, denen jegliche Harmonie abging.
    Atlan und Zephyda standen einige Schritte von Rhodans Tür entfernt, offenbar ungerührt von dem Alarm. Die Wegweiserin hatte einen Bogen und einen Köcher über die Schultern geschlungen, an ihrem Gürtel steckten zwei lange Messer. Rhodan war es, als sähe er eine erwachsene Ausgabe von Lesyde vor sich, die Frau, zu der das Mädchen heranreifen konnte, jetzt, da sie sich den Respekt ihres Volkes erarbeitet hatte. Die Schwestern verband eine Zähigkeit, eine Sturheit, die ihnen die Fähigkeit verlieh, durchzuhalten, wo andere längst aufgegeben hätten. „Da seid ihr ja!", rief die Wegweiserin.
    Ihre Katzenaugen fixierten Lesyde. „Du kümmerst dich um die beiden, Schwester! Ich stoße später wieder zu euch!"
    Zephyda nahm Anlauf, sprang mit einem Satz auf die Brüstung des Nests und verschwand in dem Gewirr von Motana am Boden der Residenz. „Was hat sie vor, Lesyde?", wandte sich Atlan an das Mädchen. „Wieso hat sie mich nicht mit ihr kommen lassen?
    Ich hätte ihr geholfen!"
    „Du wärst ihr nur im Weg gewesen."
    Hätte Rhodan die Augen geschlossen, er hätte geglaubt zu verfolgen, wie eine erfahrene Veteranin einen hitzigen Rekruten zurechtwies.
    Das Schlagen der Stöcke beschleunigte sich. Aber es kam nicht mehr von allen Seiten. Stattdessen glaubte Rhodan, immer wieder ein durch Mark und Bein gehendes Zischen zu hören, Donnern wie von Explosionen, das Knistern von Flammen.
    Er packte Lesyde an der Schulter. „Was geht hier vor? Raus damit!"
    „Was wohl? Die Kybb-Cranar! Sie ..."
    Der Mattenboden unter Rhodans Füßen bäumte sich auf. Der Terraner verlor das Gleichgewicht. Seine Finger gruben sich tief in Lesydes Schultern. Das Mädchen stöhnte vor Schmerz auf. Einen Moment lang widerstand Lesyde den Stößen, dann wurde sie von" den Beinen gerissen, Rhodan mit ihr. Im Fallen sah der Terraner, dass Atlan und die übrigen Motana, die sich auf dem kommunalen Platz aufhielten, ebenfalls zu Boden gingen.
    Rhodan kam hart auf und drehte sich auf den Rücken. Er machte keinen Versuch aufzustehen. Ein weiterer Schlag war mehr als wahrscheinlich, und es war klüger, sich bereits auf dem Boden zu befinden, als das Risiko einzugehen, sich beim nächsten Sturz zu verletzen.
    Der Terraner sah hinauf zum Baumkronendach der Residenz. Es kam näher. „Verdammt!",rief Atlan. „DieMotana haben die Verriegelung des Nestsacks gelöst! Das Nest fährt hoch. Das
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