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2206 - Gesang der Hoffnung

Titel: 2206 - Gesang der Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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diesem Gewirr könnten sich mehrere Armeen verstecken, ohne dass wir sie bemerken würden."
    Rhodan fasste nach dem kleinen Lederbeutel, den ihm Jadyel vor seinem Tod gegeben hatte. Wie durch ein Wunder hatte er ihn auf ihrer Flucht nicht verloren. Jadyel hatte ihnen gesagt, in dem Beutel befinde sich sein Vermächtnis, und er hatte sie gebeten, es seiner Familie zu überbringen. Rhodan hatte es ihm versprochen - wie hätte er die Bitte eines Sterbenden auch abschlagen sollen? -, ohne davon auszugehen, dass er jemals in der Lage sein würde, sein Wort einzulösen.
    Atlan sah, dass er den Beutel in der Hand wog. „Du willst nachsehen, was darin ist? Ob es uns vielleicht weiterhilft?"
    Rhodan schüttelte den Kopf. Seine Finger spielten mit dem komplizierten Knoten, der den Beutel verschloss. „Nein. Jadyels Vermächtnis ist für seine Familie bestimmt, nicht für uns. Ich möchte das Vertrauen, das er uns entgegengebracht hat, nicht enttäuschen, auch wenn er tot ist." Rhodan schwieg einen Augenblick, dann sagte er leiser: „Zumindest jetzt noch nicht. Wenn wir nicht mehr anders weiterwissen, vielleicht dann ..."
    „Und so weit ist es noch lange nicht!", versuchte Atlan die plötzliche Nachdenklichkeit seines Freundes wegzuwischen. „Jadyel sagte, seine Familie lebe in der Residenz von Pardahn. Für mich klingt das nach einer Stadt. Wir werden sie finden, früher oder später. Und das da ..." Er zeigte auf den Lederbeutel. „Dieser Beutel wird uns als Beleg unserer guten Absichten dienen!"
    Zwei Stunden vergingen.
    Zwei Stunden, in denen der Wald immer dichter und unwegsamer wurde, in denen sie immer öfter gezwungen waren, von den Rücken ihrer Reittiere zu steigen, um überhaupt vorwärts zu kommen, und immer weniger Licht vom fernen, längst zur Erinnerung verblassten Himmel zum Waldboden drang. „Das ... das darf doch nicht wahr sein!" Atlan glitt fluchend vom Rücken seines Moka. „Was ist los? Was hast du?"
    „So werden wir diese verfluchte Residenz nie finden! Wir können froh sein, wenn wir es überhaupt wieder aus diesem Wald scharfen!"
    „Wie kommst du darauf? Wir ..."
    „Siehst du diesen jungen Keulenbaum zwischen den Luftwurzeln? Ja?" Atlan stampfte wütend auf. „Wir sind vor einer Stunde schon einmal an ihm vorbeigekommen!"
    Einen Moment lang starrte Rhodan den Freund ungläubig an, dann stieß auch er einen Fluch aus. Für Rhodan unterschied sich der Baum nicht von Dutzenden anderen, die sie auf ihrem Marsch passiert hatten.
    Für Atlan dagegen ... Das fotografische Gedächtnis zeichnete jede seiner Wahrnehmungen auf. Der Arkonide vergaß nie etwas, seine Erinnerungen begleiteten ihn, solange er lebte, ob es ihm gefiel oder nicht. Wenn Atlan sagte, dass sie diesen Baum passiert hatten, entsprach das den Tatsachen.
    Sie waren im Kreis geritten.
    Rhodan ging zu Atlan, der jetzt in blinder Wut gegen den Baum trat, und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Lass uns weiterziehen. Wir haben sowieso keine andere Wahl. Und wenigstens gibt uns dein Gedächtnis die Garantie, dass wir uns nicht wieder auf dieselbe Weise verlaufen."
    Die Männer bestiegen ihre Reittiere. Atlan setzte sich an die Spitze und schlug einen neuen, unbekannten Weg ein. Die Richtung konnten die Männer nur vermuten, das geschlossene Blätterdach verhinderte eine Orientierung anhand des Sonnenstands.
    Rhodan fühlte sich unwohl, wünschte sich, dass der Wald lichter wurde oder sie ihn sogar wieder ganz verlassen konnten. Ihr im Kreis Gehen hatte ihm vor Augen geführt, dass er und Atlan Fremdkörper waren. Sie hätten es geschafft, am Leben zu bleiben, sich bis zu diesem Punkt durchzuschlagen, mehr als leidlich sogar, aber ihre Unkenntnis prädestinierte sie dafür, sich unwissentlich Gefahren auszusetzen.
    Unruhe stieg in Rhodan auf. Er glaubte aus dem undurchdringlichen Dickicht des Waldes von tausend unsichtbaren Augen beobachtet zu werden. Bei jedem Zweig, der ihm, von Atlans Moka zur Seite gebogen, entgegenschnellte, schreckte er auf. Das Knacken von Ästen, das seit Tagen ihr ständiger Begleiter war, schien anzuschwellen, näher zu kommen, als kröche eine Armee heran, um die Eindringlinge auszulöschen. Auch die Vogelstimmen wurden zahlreicher. Und sie waren ...
    Rhodan brauchte lange, bis er auf den richtigen Begriff kam. Geordneter. Sie wirkten nicht mehr wie ein Hintergrundgeräusch, geformt aus Hunderten, voneinander unabhängigen Gesängen. Nein, Rhodan muteten sie immer mehr wie ein einziges, vielstimmiges Lied
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