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2206 - Gesang der Hoffnung

Titel: 2206 - Gesang der Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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an.
    Rhodan schmiegte sich eng gegen den Rücken des Moka, um einem tief hängenden Zweig auszuweichen. Aus dem Augenwinkel heraus glaubte er eine huschende Bewegung wahrzunehmen.
    Einen Schemen, der geschickt wie ein Affe einen Stamm hinaufkletterte. Er starrte der Erscheinung nach, verzichtete aber darauf, Atlan davon zu erzählen. Es machte keinen Unterschied. Er und der Arkonide hatten den Wald von Pardahn betreten und ihr Schicksal damit in die Hände seiner Bewohner gelegt. Sollten sie beschließen, die Eindringlinge zu töten, ohne Fragen zu stellen, waren er und Atlan verloren.
    Einen „Beleg unserer guten Absichten" hatte Atlan Jadyels Beutel genannt. Rhodan fürchtete, dass er genau andersherum ausgelegt würde. Sie konnten nicht beweisen, dass Jadyel ihnen sein Vermächtnis freiwillig übergeben hatte. Und was ihre Ausrüstung anging ... die Motana mussten schon sehr naiv sein, um zu glauben, dass er und Atlan sie nicht mit Gewalt an sich gebracht hatten. Und Naivität konnten die Motana sich nicht leisten, das ließen die Kybb-Cranar, die sie wie Vieh jagten, nicht zu.
    Wie können wir die Motana nur von unseren guten Absichten überzeugen?, fragte sich Rhodan.
    Sosehr er sich den Kopf zermarterte, der Terraner fand keine Antwort. .
     
    6.
     
    Es geschah, als Atlan sang.
    Die Männer hatten ihr Nachtlager unter einem Baum mit besonders weit ausladender Krone aufgeschlagen, die sich wie ein schützendes Dach über ihnen wölbte. Atlan, der die nachdenkliche Stimmung Rhodans spürte, hatte Äste zusammengesammelt und ein kleines Feuer entzündet.
    Rhodan hatte keine Einwände erhoben. Das Feuer erhöhte zwar die Gefahr einer Entdeckung - aber war es aller Bedenken und Befürchtungen zum Trotz nicht genau das, was sie anstrebten?
    Schweigend hockten die Männer auf dem Boden, aßen und tranken von ihren Vorräten und starrten nachdenklich in die Flammen. Und dann, ohne vom Feuer aufzublicken, räusperte sich Atlan und sang. Anfangs kaum hörbar, Rhodan nahm zuerst nur die Lippenbewegungen wahr, steigerte sich seine Stimme schnell zu einem Brüllen, das einige hundert Meter weit hörbar sein musste. „Atlan, was ist in dich gefahren?"
    Der Arkonide sang ungerührt weiter. Rhodan wollte den Freund an den Schultern packen und schütteln, bis er wieder Vernunft annahm, ließ aber die ausgestreckte Hand sinken.
    Rhodan kannte dieses Lied. Er hatte es gehört, vor wenigen Tagen erst, an einem Ort, der nur wenige Kilometer entfernt lag und gleichzeitig einer anderen Welt angehörte, der Mine des Heiligen Berges.
    Die Motana hatten es gesungen, als eines von vielen. Die Motana, die in jeder wachen Sekunde zu singen schienen, deren Sprache eher wie ein einziger, endloser Gesang anmutete denn wie ein Werkzeug der Verständigung.
    Das Lied, das Atlan jetzt mit aller Kraft sang, war den Motana in den schwärzesten Stunden - die es in der Mine in einem furchtbaren Übermaß gab - über die Lippen gekommen. Die Sterbenden, ausgezehrt durch fortgesetzte Überforderung, die Glieder bei Unfällen zerschmettert, hörten dieses Lied von den Lippen ihrer Kameraden. Diese Worte begleiteten sie in den Tod.
    Der Choral an den Schutzherrn ...
    Der Choral, war es Rhodan erschienen, schenkte den Motana Kraft. Den Sterbenden, um dem Ende ins Auge zu sehen, den Lebenden, um nicht aufzugeben. Er war den Motana Bestätigung ihrer Identität, ein Bekenntnis, allen Widrigkeiten zu trotzen, und zugleich ein Hoffnungsschimmer auf eine bessere Zukunft.
    Und jetzt sang Atlan ganz allein den Choral an den Schutzherrn.
    Rhodan verstand. Es war ein Signal an ihre unsichtbaren Beobachter, so sie denn existierten, eine Botschaft. „Seht her!", sagte sie. „Wir gehören zu euch!"
    Sie mussten nicht lange auf eine Antwort warten. Ein Pfeil zischte heran, bohrte sich in die kleine Pyramide aus brennenden Zweigen. Glut spritzte nach allen Seiten. Rhodan und Atlan sprangen hastig zurück. Der Gesang des Arkoniden brach ab. Stille legte sich über den Lagerplatz. Rhodan hörte aus der Ferne einige Vögel, doch es war bloßes Gezwitscher, nicht das melodische Singen, das er während des Tages wahrgenommen zu haben glaubte. „Wer seid ihr?", hörte er eine Frau auf Jamisch rufen. „Wer seid ihr, dass ihr die Kleider der Motana tragt, auf ihren Moka reitet und doch durch den Wald von Pardahn tappt, als wolltet ihr auch noch das taubste Tier mit euren lauten Schritten vor euch hertreiben? Die ihr wortgenau den Choral an den Schutzherrn singt, doch
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