Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2203 - Die neuen Sonnen

Titel: 2203 - Die neuen Sonnen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Stolz klang in der Stimme des Scü mit, während er sich bemühte, uns nicht davonzulaufen. Mit seiner Beinlänge von rund einem Meter dreißig wäre ihm das ein Leichtes gewesen. „Du hast den Zoo also angelegt?"
    „Allerdings. Davon habe ich schon geträumt, als ich mit einem Handelsschiff nach Terra kam. Eigentlich bin ich nur deshalb von Scü-Goom aufgebrochen ...
    Exotische Tiere zu züchten war mein Traum ..."
    „Ich verstehe, was du meinst", warf Mal Detair ein. „Ich liebe Tiere auch."
    Der Scü schlug sich mit der rechten Klauenhand begeistert auf den Harnisch, der seinen federlosen Bauch bedeckte. „Tiere kennen keine Falschheit, nicht wahr?", krächzte er. „In vielen Fällen macht sie das zu den anständigeren Lebewesen."
    Darauf schwiegen wir beide. Mal und ich waren ein wenig überrascht über den bitteren Unterton in Fasohls Stimme.
    Wir betraten ein Laufband, das uns die nächsten hundert Meter zwischen den Reihen mit Hydrotanks hindurchtragen würde. „Bist du schon lange hier an Bord?", nahm ich den Faden wieder auf. „Seit 1327", antwortete der Scü. „Damals wurde die LEIF ERIKSSON überholt, und sie suchten einen Leiter für die Gärten an Bord. Ich schnitt bei den Eignungstests als bester Hydroponik-Spezialist ab. Hatte früher in der Pharmaindustrie hospitiert, weißt du? Die Leute, die mich einstellten, waren ganz begeistert von meiner Idee, einen Nutzzoo einzurichten. Tierzüchtungen in vitro ... Immerhin hat dieses Schiff auch viele diplomatische Aufgaben zu erfüllen. Da muss man den Gästen doch etwas vorsetzen können ... Scherenreiher von Coldaran auf Yareh-Reis oder gedünstete Hindafus an Karde-Blättern ..."
    Der Scü keckerte begeistert, bevor er weitersprach. „Wo soll man so etwas auf den langen Flügen herbekommen, wenn man es nicht züchtet? Aber wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt ... Kollegialität wird leider nicht groß geschrieben. Na ja, wen wundert's? Mein Vorgesetzter, der Leiter für Logistik und Nachschub, ist ein Springer" Er spie dieses Wort aus, als erkläre das seinen Kummer und als wolle er sich von einer schlimmen Erinnerung befreien.
    Dann ruckte sein Kopf zurück. Er warf Mal Detair einen um Entschuldigung heischenden Blick zu. „Schon gut", knurrte mein Freund. „Ich bin Fuertone, kein Springer."
    „Kamafga sei's gedankt. Mein Schnabel ist manchmal etwas schneller als meine Gedanken, wisst ihr, aber das macht die Einsamkeit. Immer nur die Pflanzen, die Tiere und ich ... Das ist auf die Dauer etwas eintönig. Und dann noch dieser Springer, der mir den Erfolg neidet. - Ah, da sind wir ja schon."
    Der Scü deutete auf das Ende des Laufbands. Wir gingen die wenigen Meter bis zur nächsten Halle zu Fuß. Als wir das schallisolierende Kraftfeld passierten, schlug uns plötzlich ein Heidenlärm entgegen. „Ihr müsst schon verzeihen!", rief Taasan Fasohl. „Ich wünschte mir auch, dass ich hier etwas mehr Ruhe hineinbekäme ..."
    Er blieb ruckartig stehen, so dass sein Kopf nachschwang, und machte eine halbkreisförmige Bewegung mit dem rechten Arm. „Bei allen Sternen!", entfuhr es Mal.
    Die Halle war genauso groß wie jene, die wir gerade passiert hatten. Aber statt der Hydrotanks, in denen Pflanzen heranwuchsen, enthielt sie Dutzende von Gehegen, die besonders großen Terrarien glichen.
    Es wimmelte von Säugern, Federvieh und Kaltblütern in allen Größen und Formen, die gackerten, heulten und zischten, als gälte es ihr Leben.
    Der Scü hatte hier ein Bestiarium versammelt, wie, es an Bord eines arkonidischen Raumers undenkbar gewesen wäre. Kein Wunder, dass sein Vorgesetzter nicht gut auf ihn zu sprechen war.
    Taasan Fasohl übertrieb es offenbar mit seinen Zuchtbemühungen. „Wenn ich bitten darf ..." Der Scü bedeutete uns, einen Bereich zur Linken zu betreten, der durch einen Schutzschirm abgetrennt war.
    Als wir darauf zugingen, öffnete sich eine Strukturlücke, hinter der ich eine humanoide Gestalt erkannte. Mondra Diamond.
    Dunkelhäutig, durchtrainiert, in einem engen Pullover, kauerte sie auf dem Boden und drückte ein Tier an sich, das sich allem Anschein nach allein nicht mehr auf den Beinen zu halten vermochte.
    Mondra blickte hoch. „Schön, dass du schon da bist", sagte sie. „Du bist doch Tierheiler?"
    Im ersten Moment glaubte ich, sie meinte mich. Dann bemerkte ich, dass ihre grünen Augen auf Mal gerichtet waren.
    Mein Freund sah das Tier, und alle Verlegenheit fiel schlagartig von ihm ab. „Ist das der Nadfir,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher