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2200 - Der Sternenbastard

Titel: 2200 - Der Sternenbastard
Autoren: Unbekannt
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hasserfüllt. Unter Tränen, die nicht aus Erregung strömten, wie sonst bei Arkoniden üblich, sondern vor Erniedrigung und Schmerz.
    Niemand hörte mir zu. Sie schafften uns auf Schwebepritschen in einen Erholungsraum, in dem die Medorobots Infusionen gaben. Medosensoren maßen die Körperwerte der Kadetten.
    Ich brauchte eine Stunde, bis ich bei Kräften war.
    Dennoch klang meine Stimme heiser, meine Gelenke und meine Muskeln schmerzten, so als habe ich sie zuvor nie benutzt.
    Auf Namenskarten erhielten wir die Resultate mitgeteilt. „29 von 100", stammelte ich fassungslos. „Ich Narr dachte noch, ich wäre gut!"
    Wütend feuerte ich die Karte weg und starrte zu Thartem, dessen Karte ungelesen neben ihm lag. „Wie viel hast du?"
    Thartem gab keine Antwort. Ich nahm die Karte und las die Zahl. Es war eine 8.
     
    *
     
    Der Tag endete offiziell in der Halle, in der er begonnen hatte. „Dieses Ergebnis ist ein Desaster." Keiphos hob eine bedruckte Folie gerade so hoch, dass jeder sie sehen konnte. „Kein Kadett hat die dreißig Punkte überschritten. Ich selbst erreiche achtzig, obwohl ich ein alter Mann bin. Es gibt Kralasenen, die auf über 95 kommen!" Kralasenen. Die Bluthunde des Imperators. Einige Gesichter wurden bleich, als der Ausdruck fiel. „Jedes Haustier hätte die Vierzig geschafft", sprach Keiphos mit ätzendem Spott weiter. „Die Jugend befindet sich in einem beklagenswerten Zustand. Es wird sich kaum vermeiden lassen, dass wir die Unterrichtspläne modifizieren. Ich verschaffe euch allen hundert Tage Zeit. Knapp drei Perioden. Bis dahin erreicht ihr entweder die Vierzig, ohne die eine Ausbildung nicht möglich ist. Oder ihr verlasst die Paragetha. Ich muss nicht erwähnen, welche Schande dies euren Familien brächte."
    Wir traten wie in Trance den Rückweg in unsere Kammern an. In hundert Tagen auf mindestens vierzig zu kommen, gemessen in einem für mich unbekannten System, klang für meine Begriffe unmöglich.
    Thartem und ich hatten den längsten Weg von allen.
    Mondgesicht warf sich auf sein Bett und öffnete mit zitternden Fingern die Dose mit dem Feingebäck.
    Ich sprang auf, obwohl ich eigentlich so etwas wie Kraft nicht mehr besaß, riss ihm die Dose weg und stopfte sie in den Konverter. „Dummer Essoya!", brüllte ich ihn nieder. „Keiphos gibt uns drei Perioden. Wie willst du es schaffen, wenn du das da frisst?"
     
    *
     
    Die Paragetha war kurz nach Inthronisierung der Imperatrice Theta da Argia I. gegründet worden. Indirekt verdankten wir unsere bittere Lage also Thartems Verwandtschaft.
    Die Schule war kein Flottenlager für die Masse, sondern dem Hof Bostichs I. direkt angegliedert, unterstand also dem Imperator direkt. Die Kadettenschaft bestand aus dem Nachwuchs adliger Höflinge, den Sprösslingen der Admirale und hoch gestellten Offiziere.
    Fragte sich nur, was ich dann hier verloren hatte!
    Der zweite Tag dauerte eine Ewigkeit. Die Prozedur nannte sich mentaler Leistungstest: Erinnerungsvermögen, Vorbildung, verschiedenste Parameter von Intelligenz. Die besten Werte erzielte ich in Wissen über den Feind, also Terranerkunde. Am Ende schnallten sie uns noch mal in die Tanks, bliesen Todesgas hinein und stellten bis zum Kollaps Fragen.
    Die Nacht dagegen war kurz.
    Am dritten Tag, ich fühlte mich wie eine Woche ohne Schlaf, stand die Generaluntersuchung der Mediker an.
    Kaltluft brauste die Decken weg. Es war ein abscheuliches Gefühl. Thartem erwachte mit einem Wimmern. Viel besser fühlte ich mich selbst nicht.
    Unter den Augen der Älteren passierten wir die Arkaden zu einem Gebäude, das abseits der Schule lag.
    Es handelte sich um ein Hospital.
    Thartem verkündete in mattem, beiläufigem Ton: „Ich hab schon ein Kilo weg, Kant. Nicht schlecht für die ersten zwei Tage."
    „Hirnmasse?"
    „Nein", meinte er sehr ernsthaft. „An der Hüfte, weißt du. Ich hoffe, sie merken das bei der Untersuchung. Ich könnte meinen Eltern das Datenblatt nach Ariga funken."
    Zum ersten Mal in der Paragetha ergab sich eine Wartezeit; die ich damit verbrachte, an zu Hause zu denken. An Arachyas Wärme, an Weigels berechenbaren Ehrgeiz, an Torm und den simplen Valizon.
    Und an das Geheimnis meiner Eltern. Daran, dass meine Anwesenheit auf eine unbekannte, dunkle Weise mit ihrem Tod in Zusammenhang stand.
    Dann war Thartem durch. „Kant! Ein ganzes Kilo!", freute er sich. Dann riefen sie mich herein.
    Eine komplette Stunde lang maßen sie meinen Körper. Die Vielfalt der Methoden,
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