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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III
Autoren: Karl May
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gehört?“
    „Ja.“
    „Auch daß du eine Frau bekommen sollst?“
    „Auch das.“
    „Was meinst du dazu?“
    „Ich mag keine.“
    „Aber sie ist eine Prinzessin!“
    „Umso schlimmer!“
    „Also nicht?“
    „Nein! Wenn ich mir eine Frau nähme, so könnte es doch wohl keine andere sein als meine Pekala. Die bäckt und kocht. Die kann alles und tut alles. Die erzieht mich sogar. Eine Prinzessin aber müßte ich erziehen, und das ist mir nicht einmal bei meiner Pekala eingefallen und kann mir also bei einer Fremden erst recht nicht einfallen!“
    „Aber du sollst doch von ihr erzogen werden! Das ist es ja eben, was dieser Ahriman Mirza will! Einen dummen Scheik der Dschamikun mit einer verschmitzten, arglistigen, ränkevollen Frau, welche ihren Anhang mit allen Fehlern, Gebrechen und Sünden, an denen wir dann langsam zugrunde gehen sollen, mit zu uns bringt! Und das bezeichnet man als ein Gnaden- und Ehrengeschenk des Schah-in-Schah! Solche Geschenke gibt die Hölle, aber nicht der Beherrscher, der nur das Gute will! Übrigens, mein lieber Tifl, will ich dir ein Wort der Wahrheit sagen. Schau dir den Perser an! Genau!“
    Tifl tat es sehr eingehend.
    „Bist du fertig!“ fragte dann der Scheik.
    „Ja.“
    „Gefällt er dir?“
    „Nein!“
    „Uns auch nicht. Auch wir gefallen ihm nicht, obgleich er, um uns zu überreden, das Gegenteil behauptete. Das war aber von ihm gelogen. Er hat sich über dich lustig gemacht. Er kennt dich nicht, deinen Mut, deine Gewandtheit, deine Fertigkeiten, deine Treue und Liebe, dein reines Herz, dein tiefes Gemüt und alle, alle die tausend Himmelsgaben, die dir von Chodeh verliehen worden sind. Er ist genau und wirklich das, was du vorhin von ihm sagtest: dumm! Wenn der neue Scheik der Dschamikun jetzt gleich bestimmt werden sollte und wir hätten die Wahl zwischen dir und ihm, so versichere ich dir, daß wir dich wählen würden; er aber müßte mit einer Nase abziehen, die gewiß zehnmal größer wäre als der Weg von Teheran nach Isfahan! So, das mußte ich dir sagen, weil wir dich lieben und achten und es nicht dulden können, daß ein Fremder glaubt, seine Prinzessin genüge den Ansprüchen, die unser Tifl machen kann! Mit solchem Köder fängt man keinen Dschamiki! – – – Ich erkläre die Dschema für beendet! Die Versammlung der Ältesten ist nicht da, um Albernheiten anzuhören! Zugleich aber erinnere ich noch einmal daran, daß ich diesen Fremden nur so lange Sicherheit biete, als sie jedes beleidigende Wort vermeiden. Tifl, nimm vierzig Krieger, die sich bewaffnen mögen, und schaffe die ungeladenen Perser bis jenseits des Hasenpasses! Ich wähle dich dazu, damit sie sehen, daß selbst der, den sie für den Allerdümmsten von uns halten, zum Befehlshaber einer ganzen Reiterschar geeignet ist!“
    ‚Unser Kind‘ eilte freudestrahlend fort.
    Einen solchen Ausgang der Verhandlung und eine solche Beantwortung seines Vorschlags hatte Ahriman Mirza nicht erwartet. Er kochte vor Grimm; das war ihm anzusehen. Aber er sah ein, daß er, wenigstens für jetzt, seinem Haß keinen Ausdruck geben dürfe.
    Er hatte von seiner raffinierten Intelligenz geglaubt, daß sie der naiven Klugheit der Dschamikun über sei, und mußte sich nun doch als der von ihr Geschlagene fühlen. Er zwang seine Wut hinunter, aber sie bebte in dem Klang jedes Wortes, als er, indem die Ältesten alle aufstanden, laut ausrief:
    „Ich soll niemand beleidigen, werde aber selbst als dumm bezeichnet! Wir rechnen später hierüber ab! Übrigens habe ich nicht verlangt, daß ihr euch schon heut entscheiden sollt!“
    „Wir haben es aber trotzdem getan“, antwortete der Peder.
    „Ich nehme es nicht an!“
    „Um deine Niederlage nicht einzugestehen!“
    „Schweig! Es bleibt bei dem, was ich gesagt habe: Ich gebe euch Zeit bis zum Tag des Rennens.“
    „Wir werden dann nichts anderes zu sagen haben als heut.“
    „Warte es ab! Man weiß nicht, was inzwischen geschieht. Was die Wette betrifft, so werden wir dich zwingen, an ihr festzuhalten!“
    „Ich habe keine Ursache, zurückzutreten.“
    „Wir kommen alle, alle zwölf!“
    „Uns ist das gleich. Aber wißt ihr auch, was ihr damit tut?“
    „Nun – was?“
    „Der Tag des Rennens ist ein Freudentag für alle Dschamikun und ein Ehrentag für unsern Ustad. Wir feiern ihn seinetwegen. Wenn ihr euch an dieser Feier beteiligt, so ehrt ihr ihn. Das mußte ich euch sagen.“
    Da stieß Ahriman Mirza ein häßliches Lachen aus und
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