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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III
Autoren: Karl May
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Wette ausgeglichen. Du bestehst im geheimen trotzdem noch auf Blut, und zwar auf dem meinigen. Nun wohl, so trete auch ich nicht zurück und fordere das deinige. Ich habe sogar ein größeres Recht dazu, denn der Scheik der Kalhuran war Moslem, dein Sohn ein Christ, und außerdem ist Kugelblut um vieles, vieles billiger als Peitschenblut. Du packst mich, und ich packe dich, wann, wo und wie es uns paßt. Du bist vor mir nur auf dem Gebiete der Dschamikun sicher. Das merke dir!“
    „So gegenseitig habe ich es nicht gemeint“, sagte er, indem er verlegen vor sich niedersah.
    „Das dachte ich mir, denn ihr hochedlen und vornehmen Beschützer der Massaban denkt nicht anders als sie, die Räuber und die Mörder. Nun aber weißt du, woran du bist!“
    Da war seine Verlegenheit weg, und der Trotz trat ihm wieder in die Augen.
    „Es sei, wie du sagst!“ zischte er mich an. „Also Blut gegen Blut! Das meinige und das deinige! Du kennst mich nicht, kannst mich leider auch nicht kennen lernen, denn der Augenblick, an dem dies möglich wäre, wird der Augenblick deines Todes sein!“
    „Wie das so fürchterlich klingt!“ lachte ich. „Es ist ja gar nicht so! Es ist im ganzen Land bekannt, daß du der größte Feigling Persiens bist. Ich werde dir mit offener Waffe entgegentreten, die aber weder Dolch oder Pistole, sondern etwas ganz anderes ist. Doch du wirst mir nur mit verborgener Arglist kommen, um an mir zum verächtlichen Meuchelmörder zu werden. Ich bin darauf gefaßt. Das sage ich dir in aller Ehrlichkeit.“
    „Gefaßt?!“ entfuhr es ihm. „So sei gefaßt, dreimal oder tausendmal gefaßt; mein wirst du sicher werden!“
    Sein Benehmen in diesem Augenblick war unvorsichtig. Seine blitzschnelle Antwort und der versteckt sein sollende Blick seines heimtückischen Auges ließen mich vermuten, daß er schon einen Plan gefaßt habe. Und da stand für mich sehr fest, daß es ein baldmöglichst auszuführender sei.
    Er eilte zu seinem Pferd, denn die anderen waren schon aufgestiegen. Ahriman Mirza saß in einem reichgeschmückten Schuhsattel, von welchem ebenso wie von jedem Riemen bunte Fransen und Quasten rund um den Leib des Pferdes niederhingen. Er spornte es hin zum Peder, hielt vor ihm an und sagte:
    „Wir reiten fort, hinüber nach dem Hasenpaß, wie du gesagt hast. Aber bevor wir den Duar verlassen, haben wir mit den Reitern des Multasim zu sprechen. Ihr gebt sie nicht frei. Dagegen ist nichts zu machen. Aber er hatte diese Leute seinem Sohn nur geliehen. Er ist ihr Herr und Gebieter und hat sie viel zu fragen und ihnen viel zu sagen.“
    „Ihr Herr und Gebieter bin jetzt ich“, antwortete der Peder. „Er ist, sobald ihr hier angekommen wart, ein Bote nach dem Hohen Hause geschickt worden. Sobald ihr euch dort sehen laßt, wird man auf euch schießen. Mit diesen Leuten darf nur der sprechen, dem ich es gestatte, euch aber erlaube ich es nicht. Richtet euch danach!“
    „Du scheinst nicht zu wissen, wie sehr du dich irrst. Hast du sie für zusammengelaufenes Gesindel gehalten, welches der Muhassil angeworben hat?“
    „Ja. Das sind sie auch!“
    „Nein. Sie sind Milizen, die seinem Vater, dem Multasim, vom Sipahsalar (Kriegsminister), geliefert worden sind. Ihre Uniformen haben sie abgelegt, weil sie einstweilen aus dem Dienst des Krieges in den der Finanzen traten. Ihre Anführer sind wirkliche Offiziere, welche dich beim Sipahsalar verklagen werden, und er wird dich bestrafen lassen. Du hast trotz der Unterschrift des Schah-in-Schah, welche sich nur auf eure Rechte und auf eure eigene Gerichtsbarkeit bezieht, nicht die Erlaubnis, dich an Soldaten zu vergreifen, welche von einem ganz anderen zu richten sind!“
    „Ich richte sie nicht. Ich bestrafe sie nicht. Ich weiß genau, wie weit meine Rechte gehen. Ich habe diese Menschen eingesperrt, weil es in diesen meinen Rechten liegt. Dein Multasim mag mir die vom Sipahsalar unterzeichnete Beglaubigung bringen, daß sie wirklich Soldaten sind! Wir werden mit diesem Zeugnis zum Beherrscher gehen und ihn fragen, ob seine Offiziere und Soldaten etwa vorhanden seien, um gegen friedliche Bewohner seines eigenen Landes Krieg zu führen, oder ob diese Bewohner nur zu dem Zweck Soldaten werden, um wie verachtete Massaban gegen ihre Mituntertanen losgelassen zu werden.“
    „Das wage nicht!“
    „Ich habe dir schon einmal gesagt: Ich wage nicht! Die Ausübung heiliger Rechte ist kein Wagnis!“
    „Die Rechte Ghulams, des Multasim, sind ebenso
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