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2199 - Düstere Zukunft

Titel: 2199 - Düstere Zukunft
Autoren: Unbekannt
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auf.
    Der Himmel verdunkelte sich. Wie in einem Zeitraffer raste eine schwarze Gewitterwand heran, materiell und immateriell zugleich. Es waren keine echten Wolken, so viel war Saedelaere klar, und auch keine echten Blitze, die in ihnen zuckten. Würde er von ihnen getroffen werden, würde er trotzdem sterben wie durch einen Hochenergie-Stromschlag.
    Die Wolkenwand prallte auf eine zweite Front, die sich genauso schnell bildete, wie die erste heraufgezogen war. Beide unterschieden sich kaum voneinander. Dort, wo die Fronten aufeinander stießen, sich aneinander rieben und neue Blitze von alles vernichtender Gewalt erzeugten, konnte Saedelaere keine Einzelheiten ausmachen, die ihm halfen, sie auseinander zu halten.
    Die beiden Wolkenbänke dehnten sich rasend schnell immer weiter aus, bis sie schließlich den Horizont verdunkelten. Mehr noch, sie verdunkelten den gesamten Himmel, die gesamte Welt.
    Was geschieht hier? Es war für Saedelaere kaum verständlich. Ein mentales Ringen zwischen zwei Entitäten, ein Zweikampf, dessen Gesetze er nicht verstand, den er nicht im Geringsten beeinflussen konnte.
    Er wusste nur eins: Dieser Kampf fand statt. Und er verfluchte seine Unzulänglichkeit, seinen beschränkten Horizont, sein mangelndes Wissen über diese Wesen.
    Saedelaere stöhnte gequält auf. Das Strahlen unter seiner Maske hüllte die gesamte Umgebung mittlerweile in einen irisierenden Glanz, der jeglichen normalen Geist zerstören würde. In seinem Schädel hämmerte es; das Flackern des Cappin-Fragments bereitete ihm immer heftigere Schmerzen. Er hatte das Gefühl, unbedingt etwas unternehmen zu müssen, sonst würde er den Verstand verlieren.
    Aber was sollte er tun? Etwa in diesen geistigen Zweikampf zwischen einer Superintelligenz und einem Kosmokraten eingreifen, der sich seinem Verständnis völlig entzog? Er, ein Mensch?
    Oder in Deckung gehen, damit er nicht zufällig von einem der Blitze getroffen wurde?
    Die halbmateriellen Humanoiden rückten näher zusammen und fassten sich an den Händen, der Himmel riss auf, und einen Moment lang glaubte Saedelaere, hinter den Wolken etwas anderes zu erkennen, ein rotes Brodeln, wie das des Hyperraums, ein alles umfassendes Wogen und Wabern.
    Eine Existenz hinter der Existenz.
    Es war kein normaler Sturm, der über dem Planeten entfesselt worden war. Über Cencha-3 tobte ein Psi-Orkan. Oder etwas, wofür Menschen keinen Begriff geprägt hatten, weil sie es noch nie beobachtet hatten.
    Der Boden, auf dem er stand, zitterte wie unter einem Beben und schien sich dann aufzulösen.
    Saedelaere schrie auf, erwartete, bis zu den Knien zu versinken und dann tiefer, bis Cencha ihn endgültig verschlingen würde. Doch seine Füße schienen weiterhin festen Halt zu haben.
    Bildete er sich das alles nur ein? Versuchte sein Verstand, etwas in Bilder umzusetzen, was er einfach nicht erfassen konnte?
    Saedelaere schwankte. Es war ratsam, in Cairols Nähe zu bleiben. Der Roboter würde sich zu schützen wissen. Und hoffentlich auch mich. Saedelaere fragte sich, wie er diesen Kampf, dessen Zeuge er wurde, später einmal schildern sollte. Wie sollte er beschreiben, was hier geschah, wenn er es selbst nicht begriff?
    Vorausgesetzt, er würde das geistige Duell überleben. Denn es schien keineswegs festzustehen, dass Hismoom den Sieg davontragen würde. Saedelaere ahnte, dass er sterben würde, falls THOREGON diesen Kampf für sich entscheiden sollte.
    Plötzlich schien sich die ganze Welt umzustülpen. Das rote Brodeln griff nach ihm, als wolle es ihn erfassen und aus dieser Daseinsebene reißen. Saedelaere hatte das Gefühl, von einem Schwarzen Loch angezogen zu werden. Sein Körper schien sich auszudehnen, jede Form zu verlieren. Immer schneller raste er auf das Nichts zu, das immer mehr von seiner Welt ausfüllte.
    Dann stapfte Hismoom durch sein Blickfeld. Der Kosmokrat bewegte sich noch auf dem Gras der Wohnstadt. Seine Füße brannten sich tief in den Boden, und Rauch kräuselte empor. Das Nichts vor Saedelaere wurde immer kleiner, zu einem winzigen Punkt und löste sich schließlich ganz auf, und Cencha-3 wurde wieder substanziell.
    Dafür schien die idyllische Wohnstatt mit einem Mal noch immaterieller zu werden. Sie verblich wie die Illusion, die sie war, wie das Trugbild einer längst vergangenen Zeit, wie eine Erinnerung, die jede Bedeutung verloren hatte und nur noch gehegt wurde, weil sie in nostalgischer Verklärung angenehm war.
    Dann wurden die Flammen, die aus dem
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