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2182 - Der THOREGON-Plan

Titel: 2182 - Der THOREGON-Plan
Autoren: Unbekannt
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Blick, ein Bild des Elends statt gewohnter zorniger Stärke. Sein Gang war schlaff geworden, seine bissigen Flüche ein lautloses Murmeln.
    Erst in dem Moment erkannte Le Anyante, was wirklich in ihrem Gefährten vorging. Curcaryen hatte es geschafft, sie anzulügen. Ihr war entgangen, dass sein Fatalismus nichts anderes war als Schein, vorgetäuscht, um seine wahren Gefühle zu verbergen. In Wahrheit war Curcaryen von innen heraus zerfressen, bereit, alles zu opfern, um seinem Volk das Überleben zu ermöglichen. Aber gerade dieses Opfer würde niemand von ihm annehmen. Es war zu spät. „Curcaryen!" Er quälte sich. Er blickte sie an, doch sein Blick ging durch sie hindurch und verlor sich in endloser Ferne. „Hä?", machte er, ungeduldig und wortkarg wie die Alten, die in den Tag hineindösten und den Tod erwarteten.
    Sie konnte jetzt alles ignorieren, dann gab es keinen Weg zurück. Aber dafür fühlte sie sich zu jung. Ebenso konnte sie versuchen, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und zu beweisen, dass Freiheit keine abgedroschene Phrase war. „Curcaryen, du stinkender alter Bock, du kannst mich nicht täuschen." Diesmal ließ sie ihrem Zorn freien Lauf. „Hast du noch nicht begriffen, dass wir die Verantwortung selbst tragen? Wir haben es in der Hand, das Volk der Algorrian zu erhalten. Und wir sollten es tun." War da ein Aufblitzen in seinen grünen Augen? Glut unter der Asche, die wieder aufloderte? „Irgendwo habe ich ein Tivar-Gewehr gesehen. Natürlich, Le, ich hole es mir, und dann wird THOREGON vor uns zittern. Wir schießen uns den Weg frei." Curcaryen streckte die Arme aus, als würde er tatsächlich eine der beidhändig zu bedienenden Waffen im Anschlag halten. Er fiel von einem Extrem ins andere. Aber das war nur Zynismus. „Wir werden uns offenbaren." Le Anyante ignorierte alles andere. „Wir sprechen vor der Versammlung der letzten Algorrian. THOREGON kann uns nicht einfach aussterben lassen." Varantir lachte bitter. „Ist das nicht die humanste Art, unbequeme Kritiker loszuwerden? THOREGON stand immer auf der Seite von Moral und Ethik. Damals bin ich auf diese verlogene Moral hereingefallen - aber heute? Sie widert mich nur noch an."
    Sie waren wirklich nur ein Zerrbild ihrer selbst. Anyante ließ den Blick über die Versammelten schweifen. Sie sah müde, hoffnungslose Gesichter, die kaum ein Abklatsch früherer Größe waren. Der eine oder andere zeigte sich erwartungsvoll, aber darin offenbarte sich eher Neugierde als wirkliche Hoffnung. Seit Jahrzehnten hatte sich niemand mehr die Mühe gemacht, alle zusammenzurufen. Auch wenn die Gefahr gering geworden war, dass Helioten erschienen, alle hatten ihre Tarnkappe angelegt. Mehrmals war der Versammlungsraum nach Spionfeldern der Kattixu abgetastet worden. Es hatte keine gegeben. Nun aktivierte Curcaryen zudem die hyperenergetischen Sperren.
    Le Anyante hatte geglaubt, dass es einfach sein würde, doch als die Blicke der Alten sie trafen, brachte sie kaum einen Ton hervor. Sie zögerte und registrierte, dass Curcaryen sie anstarrte. Er hatte noch keine Ahnung. „Freunde."
    Der heisere Klang der eigenen Stimme erschreckte sie. „Curcaryen und ich, wir sind fast die Jüngsten. Es ist unverkennbar, dass unsere Zivilisation untergehen wird wie schon viele andere vor uns. Wir waren Genies und können stolz darauf zurückblicken, dass die Algorrian ein Stück kosmische Geschichte geschrieben haben." Zustimmung und Verwunderung schlugen ihr entgegen, aber sie spürte zugleich sehr viel Wehmut. Abschied nehmen zu müssen, auch von einer ungeliebten Welt, fiel stets schwer.
    Wer wusste das besser als sie und Curcaryen? „Aber es gibt noch Hoffnung. Nein, ich rede nicht von Tulacame 2 und Hunderttausenden von uns, die in der Stasis gefangen sind. Wir können sie nicht mehr aus diesem künstlichen Gefängnis befreien und müssen uns damit trösten, dass für sie keine Zeit vergeht. Ob sie jemals befreit werden, liegt nicht in unserer Hand. - Ich rede von zwei Algorrian, die bis heute schon die Ewigkeit gesehen haben, die sogar die Ursprungswelt unseres Volkes kennen, Tulacame in der fernen Galaxis Xantharaan. Die den Bruch mit den Kosmokraten erlebt haben und die Suche nach einer neuen Heimat. Die über Jahrmillionen hinweg Meilensteine in der algorrianischen Kultur erleben durften, denen es aber unmöglich war, den Untergang aufzuhalten. Vielleicht, weil sie zu blind vertraut und die Zeichen der Zeit falsch gedeutet haben. In diesen
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