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2180 - Objekt Armaire

Titel: 2180 - Objekt Armaire
Autoren: Unbekannt
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dessen Schädel zerrissen ist. Aber auch dieser Körper verwandelt sich, wird zur zylindrischen Säule, höher als eineinhalb Meter. Mir zittern die Knie, als ich näher gehe und die Waffe auf den Obelisken richte. Von links strahlen die Fackeln, und als Amir aus der Luft herunterschwebt und sich der Säule nähert, schaltet er die Helmlampe und den Gürtelscheinwerfer ein.
    Ich starre fassungslos die Säule an. Amir geht um den versteinerten Körper herum, der jegliche Kontur verloren hat. Ich stehe schweigend da und erwarte, dass der Obelisk im starken Licht beider Scheinwerfer einen wuchtigen Schatten wirft, aber der Boden bleibt hell, schattenlos, wie immer sich Amir auch bewegt.
    Die Säule wirft nicht einmal einen grauen Schatten... ... und ich herrsche in bestem Satron den Robotregenten an, obwohl ich nur noch wenige Meter von der roten Warnlinie entfernt bin: „Ich bin Atlan, Kristallprinz des Reiches, Angehöriger des Herrschergeschlechts aus dem Hause der Gonozal, Neffe und Nachfolger Seiner Erhabenheit, Gonozals des Siebten, Admiral der Imperiumsflotte, Chef des Achtzehnten Einsatzgeschwaders unter dem Oberbefehl von Admiral Sakäl, Sieger in siebenundzwanzig Schlachten nahe dem Nebelsektor und Unterwerfer des Methansystems Iskolart im Bereich der Dunkelwolken; Mitglied des Großen Rates von Arkon, Empfänger der Gehirnaktivierung nach Beschluss des Hohen Gremiums, Entdecker und Übermittler einer Waffe, mit welcher der Methankrieg entschieden wurde. Ich fordere Unterwerfung und Gehorsam, wie es einer von meinen Nachkommen erbauten Maschine zusteht." Und... ... und im rasenden Sturm ziehen die Szenen weiter. Ich höre mich vom nassen Wasser krächzen, sehe die Hundertsonnenwelt und die Explosion von Arkon III. OLD MANS Ultraschlachtschiffe ziehen ebenso vorüber wie die Horden der Zentauren und Pseudo-Neandertaler. Die gewaltigen Schmiegschirmblasen des Schwarms erscheinen, Erde und Mond blähen sich im Nebel von Archi-Tritrans. Der Vulkanniederschlag von Karthago II verbrennt meinen Leib, und die von ES blockierten Erinnerungen werden lebendig. Immer schneller, rasender.
    Das Tiefenland. Die Verbannung durch die Kosmokraten. Die Große Leere. Irunas Gesicht überlappt mit dem von Li und dem von Amou, die damals auf Miracle zurückblieb, der ich nach 1971 niemals mehr begegnete. Die Schiffe der Tolkander sind zu sehen, Goedda stürzt ins Dengejaa Uveso, die SOL fliegt in den Mega-Dom ein, und ich sehe, wie sich Delorian als ein Gefäß entpuppt, aus dem ein steter Strom übernatürlicher Lebenskraft fließt. Das Kind wird zur leeren Hülle, die anscheinend nur gefüllt gewesen war mit der Essenz, dem Elixier einer Superintelligenz.
    Das Eiland, über dem ungezählte Schmetterlinge mit spiraligen Zeichnungen auf den Flügeln gaukeln, wurde von den Diplomaten von Ammandul Talanis genannt. Sie erklärten die Schmetterlinge zum Symbol ihrer nach Frieden strebenden Denkweise. Ein an Aberglauben gemahnendes Sprichwort erlangte besondere Bedeutung: Solange die Schmetterlinge von Talanis tanzen, ist der Friede in der Galaxis gesichert...
    Ich fragte mich, wie lange ich über koans meditiert hatte, bis sich satori einstellte. Ich sah Rom brennen und Troja fallen. Ich sah selbst ernannten Gottkönigen bei Gelegenheiten in die fiebrigen Augen, da sie gar nichts „Göttliches" an sich hatten. Die Bilder von Herrscherirrsinn und Sklavenelend, die ich aus hautnahem eigenen Erleben kannte, wechselten mit den Freunden, die ich gewonnen und verloren hatte, im Verlauf der Jahrtausende.
    Und ich sehe die vornübergebeugt gehende Gestalt Senecas. Sein Gesicht und jede seiner Gesten strahlten eine Ruhe aus, die mir nur zu einem geringen Teil verständlich war, damals. Seine Finger zupften an der Tunika; er sagte: „Ich bin Philosoph, und wir von der Stoa sehen alle Dinge anders. Sicher ist es so, dass die wahre Art des Lebens nur wenigen gegeben ist. Das rechte Maß der Dinge, die kluge Lebensführung - dies ist selten und schwierig."
    Und ich erinnerte mich daran, was er in Trostschrift an Helvia geschrieben hatte: Alles, was das Beste für den Menschen ist, liegt außerhalb menschlicher Macht und kann weder gegeben noch entrissen werden, nämlich diese Welt, das Größte und Schönste, was die Natur geschaffen hat, und der Geist, der Betrachter und Bewunderer der Welt, ihr herrlichster Teil, uns eigen und unverlierbar.
    Energisch schwang ich die Beine vom Bett und stand auf. Es wurde Zeit, dass ich in die Zentrale
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