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2180 - Objekt Armaire

Titel: 2180 - Objekt Armaire
Autoren: Unbekannt
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überhaupt von einem Zeitpunkt, einem Zeitablauf im konventionellen Sinne gesprochen werden? Meiner Erfahrung mit dem Hyperraum nach nicht!
    Die Frage ist auch, welche der potenziellen Zukünfte sich verwirklicht, dachte ich. Welche Kraft bewegt die Informationsketten zur „Wandung" des Kosmonukleotids, was als Anzeichen dafür gilt, dass ein Messenger anlegen wird, um Informationen zu übernehmen? Welche Verbindung gibt es unter den einzelnen Kosmonukleotiden, die das Anlegen von Messengers bewirkt?
    Aufgrund unserer Denkgewohnheit definierten wir den Augenblick, in dem sich Zukunft in Vergangenheit verwandelte. Übersehen wurde dabei völlig, dass Zeit im übergeordneten Kontinuum kein lineares Phänomen war, sondern vielmehr von einer Omnipräsenz gesprochen werden musste, einem alles umfassenden Jetzt, einer immer währenden Gleichzeitigkeit oder gar Zeitlosigkeit.
    Wurden wir Teil des Hyperraums, sprachen wir vom Verlust der Kausalität, weil deren absolutes Gebot nur Teil unserer materiell orientierten Natur war. Der „Zeitpunkt", an dem sich eine potenzielle Zukunft entweder verwirklichte oder in eine potenzielle Vergangenheit verwandelte, ließ sich demnach mit unserem beschränkten Denk- und Wahrnehmungsvermögen gar nicht bestimmen!
    Somit kann es schwerlich eine Unterscheidung zwischen den potenziellen Welten oder Universen innerhalb eines Kosmonukleotids und jenen Paralleluniversen geben, die außerhalb eines solchen zu erreichen sind!, dachte ich.
    Also genau wie es im Zen heißt: Alles ist Eins!
    Der Moralische Kode musste in seinen Psionischen Informationsquanten und Kosmonukleotiden sämtliche Aspekte der möglichen Entwicklung aller Universen enthalten, mochten sie als einander parallel, vergangen oder zukünftig erscheinen. Auf das Ganze bezogen, war die Realität der Universen, der parallelen Zeitabläufe oder wie immer es im Einzelnen genannt wurde, einander gleichberechtigt. Die Kosmonukleotide fungierten hierbei quasi als Schnittstellen, die mit Überlappungen, Verschmierungen und dergleichen verbunden sein mussten, einer „ndimensionalen Unscharfe". Abhängig davon, von welchem Standpunkt aus ein Beobachter eine Entwicklung betrachtete, erschien ein verändertes Bild - genau wie die Messmethode bestimmte, ob ein Quant als Teilchen oder Welle beobachtet wurde.
    Genau betrachtet war dieses Wissen schon in den Mythen weit verbreitet!, dachte ich. Die buddhistische Allegorie von Indras Netz spricht von einem endlosen Netz von Fäden, deren waagerechte durch den Raum und die senkrechten durch die Zeit verlaufen. Jeder Kreuzungspunkt ist ein Individuum in Gestalt einer Kristallperle, und das große Licht des Absoluten Seins erleuchtet und durchdringt jede Perle. Darüber hinaus spiegelt jede Perle nicht nur das Licht einer jeden anderen im Netz, sondern auch jede Spiegelung jeder Spiegelung, womit die vollkommene Verbundenheit von allem mit allem symbolisiert wird ...
    Ich war mir sicher, dass diese Allegorie das, was die Kosmonukleotide tatsächlich darstellten, besser umschrieb, als es Wissenschaftler je könnten: Auch sie sind solche Perlen und ihre quasi unendlichen Spiegelungen ... Oder wie es der Kelosker Dobrak formulierte: Alle Universen sind nichts anderes als funktionierende und in sich geschlossene Illusionen! Und deren Ursprung bezeichnete er als die Große Realität...
    Plötzlich aufgellender Alarm riss mich aus den Gedanken.
    Die Holos überzogen sich mit markanten Silhouetten, die wir inzwischen zur Genüge kannten: Einige Weltraumtraktoren waren in unmittelbarer Nähe materialisiert. Ob aus Zufall oder ob sie eine - in dem Fall anscheinend unpräzise - Ortung von der SOL erhalten hatten, ließ sich nicht sagen.
    Es spielte auch keine Rolle. „Tiefer in die Korona von Lauscher Eins!", befahl ich. „Ortungsschutz! Dort warten wir ab, bis die Traktoren fort sind."
    Seit fast vierundzwanzig Stunden befanden wir uns im Ortungsschatten, unentdeckt und unbehelligt. Die Anzeigenleiste in meiner Kabine zeigte den 4. Mai 1312 NGZ. Halb in Gedanken versunken, halb grübelnd, bestürmten mich plötzlich für erschreckende Augenblicke Bilder, Geräusche und Gerüche. Ich hatte zu viel gesehen, zu viel erlebt. Der Druck des fotografisch exakten Gedächtnisses wurde mitunter übermächtig, und ich ... ... höre Fartuloons sonore Stimme im Tarkihl auf Gortavor, sehe das goldene Oktaeder von Ischtars Varganenraumer in der Wüste von Frossargon, knie am Grab von Farnathia, fühle den kleinen
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