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218 - Nefertari

218 - Nefertari

Titel: 218 - Nefertari
Autoren: Christian Schwarz
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großen Teil ihres Grenzgebiets, bis weit hinter Abu Simbel, an Ägypten abzutreten und jedes Jahr tausend Frauen und Männer nach Ägypten in die Sklaverei zu schicken. Missachtest du diesen meinen Willen, werden wir Nubien mit unseren vier Divisionen verheeren und dein Land so klein machen, dass es nie wieder aufsteht. Gehorchst du aber, werden wir fortan mit Nubien in Frieden leben und euch eure Kultur und eure Götter belassen. Fürchte dich von nun an vor Ägypten und genieße den Frieden, der aus dieser Furcht entsteht, Nedjeh. Oder sterbe mit deiner Brut, weil du Ägyptens Willen nicht achtest. Ich bin sicher, dass auch du den Frieden wählen wirst.«
    Der nubische König starrte sie an. »Nun gut«, murmelte er betreten. »Mit diesem Verlauf unseres Gesprächs habe ich nicht gerechnet. Aber ich achte deinen Willen, Königin. Allerdings kann kein nubischer Herrscher eine Entscheidung ohne die Fetischzauberer des Hofes treffen. Ich muss zurück reisen und sie befragen. Erst dann kann ich dir meinen Beschluss mitteilen.«
    Nefertari stimmte zu. Sie gab Nedjeh ein halbes Jahr.
    Bereits fünf Monate später kam der nubische König auf seinem prächtigen Schiff, das der Barke Ramses in nichts nachstand, den Nil herunter gefahren. Die Erlaubnis, am königlichen Kai anzulegen, bekam Nedjeh aber nicht. Er musste sich mit den Kais der Vornehmen begnügen. Nedjeh sagte Ramses die vollständige Unterwerfung seines Landes unter die ägyptische Herrschaft zu und war auch bereit, weite Grenzgebiete abzutreten. Auch die tausend Sklaven für dieses Jahr seien bereits auf dem Weg. Nefertari lachte ihm höhnisch zu. Jedermann, der anwesend war, sah, dass sie Nedjeh hasste. Trotzdem nahm sie die Einladung des nubischen Königs, sich bei einem Essen auf seinem Schiff zu versöhnen, an.
    ***
    Die Nacht war bereits hereingebrochen, als Nefertari mit Leibwache und kleinem Hofstaat, zu dem auch ihre Söhne Mosa und Merenptah sowie die zweite Tochter Nefernefernefer gehörten, im Hafen Pi Ramesses erschien. Zwischen den Lehmhütten der Stadt brannten zahlreiche Mistfeuer, die raffiniert beleuchteten Obelisken und Tempel flammten wie Gold und Feuer in der Dunkelheit. Der Lärm der Stadt war im Hafen nur dumpf zu hören, stattdessen rauschte das nahe Schilf im Wind.
    Nefertari warf einen nachdenklichen Blick auf die dunklen, unergründlichen Wasser des Nils, als sie über die breite Planke auf Nedjehs Schiff ging. Auch dieses erstrahlte in hellster Pracht und alles war gerichtet für ein großes Fest. Während Nefertaris Hofstaat auf Deck versorgt wurde und sich bei Bier und Wein schon bald mit den Nubiern zu verbrüdern begann, verschwand die Königin mit Nedjeh unter Deck, wo er seinen eigenen Raum festlich hatte herrichten lassen. Die Bedenken ihrer Leibwache, sie mit Nedjeh alleine zu lassen, schmetterte sie herrisch ab.
    Plank’tan entschuldigte sich bei E’fah. Er habe noch einmal nachgedacht und sei zu dem Schluss gekommen, dass sie Recht habe. Noch niemals zuvor in den vergangenen Jahrhunderten habe ein so weit reichender Friede unter den Menschen geherrscht. E’fah zeigte sich versöhnlich und trank Wein mit Plank’tan. Sie erzählen sich gegenseitig ihre zahlreichen Erlebnisse unter den Menschen.
    Währenddessen gab sich Mosa auf Deck der Liebe mit einer feurigen Nubierin hin und hatte auch nichts dagegen, dass andere ihm zusahen und ihn anfeuerten. Im Gegenteil.
    Doch der erfreuliche Abend sollte eine dramatische Wendung nehmen.
    Als die ersten Lichter an Deck erloschen und sich zahlreiche Ägypter und Nubier betrunken und schnarchend in den Armen lagen, die Männer der Leibwache ausgenommen, tauchten siebzehn Köpfe aus den Wassern des Nils auf. Hydriten!
    Zehn schwammen auf Nedjehs Schiff zu. Die ersten beiden fassten die beiden Seile, die vom Heck hingen, und zogen sich geschickt daran hoch. Währenddessen enterten die sieben verbliebenen Fischmenschen ein ägyptisches Schiff, auf dessen Deck ebenfalls gefeiert wurde.
    Die ersten beiden Hydriten stiegen über die Reling des nubischen Königsschiffes. Sofort zogen sie ihre Kombacter und sahen sich sichernd um. Überall lagen betrunkene Menschen.
    In diesem Moment lösten sich Männer von Nefertaris Leibwache aus den Schatten hinter dem Mast. Pfeile zischten und spickten die beiden Hydriten. Die Fischmenschen gurgelten und sackten zusammen, ihre Kombacter fielen aufs Deck. Ein weiterer Hydrit, der sich gerade über die Reling gezogen hatte, stieß einen Warnruf aus und
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