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218 - Nefertari

218 - Nefertari

Titel: 218 - Nefertari
Autoren: Christian Schwarz
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genommen werden. Aber Mosa hatte vor, beiden zu neuer Blüte zu verhelfen. Ihr gegenüber leugnete er das zwar immer, weil er sie fürchtete. Aber sie wusste es trotzdem und bekam hier wieder eine Bestätigung dafür. Das war auch der Grund gewesen, warum sie den Bau des Tempels am Nil hatte stoppen lassen. Denn er hatte zu Ehren Atons errichtet werden sollen, auch wenn er nach außen als Tempel des Gottes Amun getarnt worden wäre.
    O ja, sie wusste das alles, denn überall im Land taten Spione Dienst für sie. Nefertari hätte die ganze üble Gesellschaft vor ihr am liebsten auspeitschen lassen, aber sie entschied sich dagegen und blieb ungesehen im Schatten der Säule. Denn sie gab sich eine Mitschuld an Mosas Wesen. Auch seine Geschwister, die sie in ihrem Leib getragen hatte, wiesen leichte geistige Defekte auf und hatten weder ihre noch Ramses’ Kraft, Kühnheit und Klugheit.
    Es musste damit zusammenhängen, dass Nefertari in Wirklichkeit eine Hydritin war. Auch wenn sie es nicht erklären konnte, denn es war ja nur ihr Geist, der in einen ansonsten normalen menschlichen Körper eingefahren war, und keine Vermischung ihrer Gene. Aber es musste so sein, denn auch von den dreiundzwanzig Kindern, die sie bisher geboren hatte, war keines normal gewesen. Nicht ein einziges.
    So versuchte sie Mosa und seine Geschwister nicht zu hassen, aber es fiel ihr schwer. Zu gerne hätte sie Ramses, den sie liebte wie keinen Mann zuvor, prächtige Kinder geschenkt, die in seinem und ihrem Sinne aufwüchsen und später einmal die beiden Länder weiterhin in Blüte hielten.
    ***
    Sechs Wochen später erreichte sie die Nachricht, dass Ramses den Nubierkönig Kaptah besiegt und gefangen genommen hatte. Er würde ihn nach Pi Ramesse bringen, ihn öffentlich auspeitschen und an die Stadtmauer hängen lassen.
    Weitere vier Wochen später zog Ramses mit seinen Gefangenen, die an Händen und Füßen gefesselt zwischen den Streitwagen dahin stolperten, triumphal in seiner neuen Hauptstadt ein. Das Volk säumte die Straßen zu Zehntausenden, jubelte dem Pharao zu und verhöhnte die riesigen pechschwarzen Gestalten mit den wulstigen Lippen, die sich tapfer aufrecht hielten, so gut es eben ging. Ihre einst bunte Kleidung hing ihnen in Fetzen vom Leib.
    König Kaptah, der fast so groß wie Ramses war, fehlte ein Auge. Verächtlich spuckte er den Pöbel an, der nach ihm trat und schlug. Das brachte die Ägypter gegen ihn auf. Sie wollten dem Nubier an den Kragen. Die Wagenlenker mussten ihre Peitschen einsetzen, um den wütenden Mob zurück zu treiben.
    Drei Tage nach diesen Ereignissen erschien eine nubische Unterhändlerdelegation in Pi Ramesse. Sie kam im Auftrag des neuen Königs Nedjeh. Der bat, Ramses und seine Große Königliche Gemahlin sprechen zu dürfen, weil er um einen schnellen Tod seines Vaters Kaptah bitten wolle.
    »Entscheide du, meine Schöne«, sagte Ramses zu Nefertari. »Ich habe dir das Leben dieses unwürdigen Pavians schließlich geschenkt.«
    Die Königin machte ein Zeichen der Zustimmung. »Dann werden wir Nedjeh vorlassen und uns anhören, was er zu sagen hat. Es ist gut zu wissen, mit wem wir es zu tun haben und welche Absichten er künftig haben wird. Schließlich hast du die Nubier nicht endgültig besiegt, mein starker Stier. Vielleicht wäre es sogar klug, Nedjeh in unsere Schuld zu stellen, indem wir ihm seine Bitte erfüllen.« Nefertari lächelte versonnen und strich über ihren bereits runden Bauch. »Wir könnten noch mehr tun. Wenn die schönsten Prinzessinnen des Hofes um ihn sind und ihn verwöhnen, wird er zweifellos zu einer von ihnen in Liebe entbrennen. Dann gib sie ihm zur Frau, und Nedjeh wird künftig dein Schwiegersohn sein. Damit wäre dann auch das Problem Nubien gelöst.«
    Ramses lachte laut. »Du bist wahrhaft so klug wie schön, meine Schöne. Ich bewundere dich jeden Tag mehr. So soll es also geschehen. Wir empfangen den neuen nubischen König. Er muss seine Unterhändler sehr rasch losgeschickt haben, um Kaptah zu retten. Sie müssen immer dicht hinter mir und meinem Heer gewesen sein.«
    Die Delegation reiste zurück, um Nedjeh zu informieren, auch dass er freien Abzug aus Pi Ramesse bekommen werde. So fuhr der Nubierkönig auf einem großen Schiff den Nil hinunter. Ramses ließ Nedjeh in Pi Ramesse einziehen. Nicht ganz zwei Monate waren seit diesem Beschluss vergangen.
    Bei dem neuen Nubierkönig handelte es sich um einen noch jungen Mann mit mächtigen Muskeln und ebenholzschwarzer
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