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217 - Der Unsichtbare

217 - Der Unsichtbare

Titel: 217 - Der Unsichtbare
Autoren: Michelle Stern
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hölzerne Körbe zu flechten. Ihre braunen Augen waren neugierig auf die beiden Fremden gerichtet, die man da in ihr Dorf gebracht hatte.
    Matt fühlte eine leichte Übelkeit von der wilden Fahrt. Er war vollkommen verspannt. Eigentlich unmöglich, sagte er sich. Doch er wollte nicht aufgeben, daran zu glauben, dass er noch immer einen Körper besaß; irgendwie. Ihm kam ein Satz aus einem alten Film in den Sinn: »Free your mind, Neo.« Aber was auch immer im Strahl mit ihm passiert war, er war wohl kaum in eine »Matrix« versetzt worden, in eine virtuelle Realität.
    Das einstmals weiße Kirchengebäude öffnete seine neu eingesetzten Holzpforten und herausgetorkelt kam ein Mann, dessen Aussehen und Ausstrahlung Matt auf einen Blick versicherten, es mit einem kompletten Idioten zu tun zu haben. Der Fremde trug einen Lendenschurz aus Croocleder und einen weißen Turban mit einer einzelnen Pfauenfeder auf dem Kopf. Sein schwarzer Bauch wölbte sich noch mehr als die der Krieger. In der Hand hielt er eine vor Fett triefende gebratene Keule. Matt sah Abscheu in den Augen des Kaisers, doch wieder bewahrte Pilatre de Rozier Haltung.
    »Was für eine Höllenfahrt«, stöhnte Yann neben ihnen und hielt sich den Bauch. »Diese ›Boda-Bodas‹ sollte man dringend warten lassen.«
    Buran ging dem schwarzen Mann mit dem weißen Turban und der Pfauenfeder entgegen. Jetzt erst fiel es Matt auf: Der Mann war gekleidet wie ein Inder! Er trug sogar einen Punkt auf der Stirn!
    Der dicke Mann mit der Pfauenfeder – offenbar der Häuptling des Stammes – betrachtete die beiden Neuankömmlinge. Die Keule behielt er dabei in der Hand. »Was bringst du mir da, Buran?«
    Ehe der Krieger antworten konnte, ergriff Pilatre de Rozier das Wort. »Mein Name ist Wabo, ich bin ein Diener von Jean-François Pilatre de Rozier, dem Kaiser der Wolkenstädte.«
    Dem Dicken fiel die Keule aus der Hand. Die Hyeenas schossen vor und balgten sich um die fette Beute, während der Häuptling Pilatre de Rozier fassungslos anstarrte.
    »Ihr… seid kein Diener! Ihr seid der Östliche Kaiser selbst!«, stotterte der große Schwarze verängstigt und ehrfürchtig zugleich. Auch er sprach Englisch. »Ich… ich habe ein Bild von Euch in meinem Fort hängen!«
    Vielleicht war der sonderbar angezogene Mann nicht ganz so dumm, wie er aussah? Matt hatte das ungute Gefühl, dass sie hier in eine Situation hineinschlitterten, die kritisch werden konnte. Kam ganz drauf an, wie der Östliche Kaiser hier gelitten war.
    »Ich…« Pilatre der Rozier war blass geworden, doch seine nächsten Worte bewiesen, dass er sich im Griff hatte. »Ich sehe dem Kaiser ähnlich, das stimmt. Deswegen trete ich hin und wieder als sein Doppelgänger auf. Aber Ihr glaubt doch nicht, dass sich der Kaiser selbst in ein solches Abenteuer stürzen würde.« Er bemühte sich um einen festen Stand. »Mit wem habe ich die Ehre, Monsieur?«
    »Ich bin Waluk, Häuptling der Lubaka vom großen See.« Waluk machte ein paar schwere Schritte auf den Kaiser zu und hielt ihm die fetttriefende Hand entgegen. »Willkommen in Aruun, dem Dorf der Lubaka, Majestät.«
    Pilatre de Rozier ließ sich den Widerwillen nicht anmerken und drückte die Pranke. »Freut mich sehr, Häuptling Waluk. Aber ich bin nicht Pilatre de Rozier, wie ich bereits sagte. Jedoch bin ich in seinem Auftrag unterwegs und muss mit diesem Mann sofort Weiterreisen. Außerdem vermissen wir einen dritten Weggefährten, den wir gerne suchen wollen.«
    »Ihr glüht ja!« Waluk ließ de Roziers Hand los. »Ihr habt Fieber…« Er sah ihn abschätzend an. »Ich glaube Euch nicht. Die Dokktress soll herausfinden, wer Ihr wirklich seid, aber zuerst wird sich der Heiler um euch kümmern.«
    Matt sah, wie sich die Augen des Kaisers verengten. Das klang nach weiterem Ärger. Wer war diese Dokktress? Matt erinnerte sich, dass man zu seiner Zeit afrikanische Geisterseherinnen »Witchcraft Doctress« genannt hatte. Noch im 21. Jahrhundert hatten sie Geister und Dämonen in öffentlichen Fernsehshows ausgetrieben – Exorzismus live. Ob diese Dame auch eine Scharlatanin war? Oder steckte mehr dahinter?
    »Versorgt unsere Gäste gut«, sagte Waluk zu Buran. »Sie sollen sich erst einmal erholen. Und sucht diesen anderen Mann, den sie vermissen.« Er sah de Rozier aus seinen kleinen Augen an. »Wir reden, sobald Euer Fieber gesunken ist und Ihr bei klarem Verstand seid.« Er drehte sich um und watschelte schwerfällig davon.
    Buran führte den
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