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2132 - Der Saltansprecher

Titel: 2132 - Der Saltansprecher
Autoren: Unbekannt
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Gabe, wie Tieger sie hat, verlangt nach Kontrolle und Führung. Dazu ist er nicht in der Lage."
    „Aber man könnte ihm beibringen, diese Gabe zu kontrollieren." Lemna schien das Argument vorausgeahnt zu haben, denn ihre Antwort kam ohne Zögern. „Und wer sollte ihm das beibringen? Sebor vielleicht? Wenn er das tut, gesteht er damit seine Fehlentscheidung. Eine solche Schande könnte ihn das Leben kosten."
    Lemna verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will, dass Sebor Tieger nach Follmonk schickt." Rufas hätte beinahe laut gelacht. „Follmonk?
    Sebor würde eher seinen mishim zerbrechen, als Tieger eine solche Ehre zu erweisen. Das ..." Er ließ den Satz unvollendet, als er Lemnas verkniffenes Gesicht bemerkte. Der Moment der Hoffnung, den sie bei der Zeremonie erlebt hatte, definierte jetzt ihr gesamtes Leben und ließ sie mit der Macht der jahrelangen Enttäuschung um das Wohl ihres Sohnes kämpfen. „Ich glaube, du könntest es tatsächlich schaffen", sagte Rufas leise, „aber bist du sicher, dass Tieger diese Ausbildung wirklich will?" Lemna sah ihn an, als habe er den Verstand verloren. „Was sollte er sonst wollen?"
    Erpressung...
    Dieses ehrlose und doch so effektive Wort hatte Sebor in eine Lage gebracht, die ihm fremd und unangenehm war. Seit seiner Jugend hatte er stets Befehle gegeben und nicht empfangen, und es schmerzte ihn, dass er kurz vor seinem Tod eine solche Schmach erleiden musste. Sein Blick fand Lemna, die mit erhobenem Haupt neben ihrem Sohn stand. Erst vor wenigen Tagen hatte sie Sebor angesprochen, hatte es gewagt, ihn innerhalb der Wände seines eigenen Hauses zu bedrohen - und nicht nur ihn, sondern das ganze Dorf. Ich werde den Prinzenkrieger über Tiegers Prophezeiung benachrichtigen, hatte sie gesagt. Er soll erfahren, dass der Tod seiner Kinder hätte verhindert werden können, wenn das Komitee der Neun nicht zu feige gewesen wäre.
    Sebor zweifelte keinen Moment daran, dass Lemna ihre Drohung ernst meinte. Und so tat er, was sie verlangte, nicht für sich, sondern für das Wohl des Dorfes. Es war wahrscheinlich, dass der Prinzenkrieger sie alle hinrichten ließ, sollte er je von der Prophezeiung erfahren. Jeder Dorfbewohner kannte die Bedrohung und akzeptierte stillschweigend die Entscheidung, die das Komitee getroffen hatte. Nur Lemna nutzte sie zu ihrem eigenen Vorteil. Du wirst bereuen, jemals meinen Weg gekreuzt zu haben, dachte Sebor, während er nach außen lächelte.
    Das Komitee hatte sich mit Tieger, seinen Eltern, Rufas und einigen Freunden am Rande des Dorfes versammelt und wartete auf den Gleiter, der den Jungen zum Raumhafen bringen sollte. Vor allem Kyren hatte Sebors Entscheidung, Tieger zur weiteren Ausbildung nach Follmonk zu schicken, begrüßt, wenngleich er nichts von den Hintergründen ahnte. Jetzt stand er neben der Familie und versuchte Tieger das Ziel seiner Reise zu erklären. „Siehst du das?", sagte Kyren und zeigte auf die holografische Karte, die über seiner Handfläche schwebte. „Das ist die Speiche Máer, und hier ganz am Rand liegt Loan. Das ist die Welt, auf der wir leben."
    Tieger sah zum Boden und dann zum Himmel, begriff sichtlich nicht, dass es einen Zusammenhang zwischen der Darstellung auf der Karte und der Realität gab. Kyren ließ sich davon jedoch nicht beirren. „Und das hier", fuhr er fort, „ist die benachbarte Speiche Kaza. Siehst du diesen Punkt? Das ist der Planet Phitter." Er zoomte die Darstellung näher heran. Tieger lachte und stach mit dem Finger danach. Sebor hätte ihn am liebsten geohrfeigt.
    Jetzt war der Planet deutlich zu sehen: die weißen Polkappen, das von blauen Flüssen durchzogene Grün üppiger Vegetation und die braungelben Gebirge, die den Planeten an seinem Äquator wie ein Gürtel umgaben. „Dort", sagte Kyren, „in diesen Bergen liegen die Stadt Follmonk und das Kloster, in dem man dich ausbilden wird." Zum ersten Mal reagierte Tieger auf etwas, das man zu ihm sagte. „Ist es weit?", fragte er. „Ja, mehr als tausend Lichtjahre entfernt." Tieger sah zu seiner Mutter. „Ist das weit?" Sie ergriff seine rechte Hand, um fasste die unermüdlich zählenden Finger und brachte sie zur Ruhe. „Es ist weit, aber du darfst keine Angst haben. In Follmonk wartet deine Bestimmung, denk immer daran."
    „Wirst du mich besuchen tun?"„Ja, ich nehme das erste Schiff, das dort hinfliegt." Sebor bemerkte Ters' Blick und nickte knapp. Im Hintergrund trat Rufas nervös von einem Fuß auf den anderen. Er
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