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212 - Beim Stamm der Silberrücken

212 - Beim Stamm der Silberrücken

Titel: 212 - Beim Stamm der Silberrücken
Autoren: Jo Zybell
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und seinem Sohn vom Boden hoch und brachten sie nach oben.
    »Ich danke euch!« Prinzessin Marie hängte sich ihre Waffe um die Schulter und ergriff Matts Hand. »Ich danke euch von ganzem Herzen! Ihr habt dem Kaiser und dem Prinzen das Leben gerettet!«
    »Schon okay.« Matt warf den unbrauchbaren Blaster ins Geröll und wandte sich zur Strickleiter. Dort zogen sie die beiden Kaiserlichen über die Felskante. Ein Erdstoß brachte den Boden zum Schwanken. Geröll löste sich aus der Wand der Erdspalte und stürzte krachend auf die toten Gruh hinab. Neuer Staub stieg auf.
    Die Prinzessin stürmte an Matt vorbei und schloss die Arme um einen Geretteten. »Mon Père! Mon Père…!« Matt Drax registrierte beiläufig, dass der Mann, den sie umarmte und
    »Vater« nannte, nicht viel älter aussah wie sein Sohn.
    »Man hat Uns gebissen!«, rief der Kaiser mit verzweifelter Stimme. Er löste sich aus der Umarmung seiner Tochter. »Ein Todesurteil, mon dieu!« Misstrauisch spähte er erst nach Matt, dann nach dem am Boden liegenden Gewehr.
    »Weg hier, Eure Excellenz!«, rief Lysambwe, der als Letzter aus der Erdspalte nach oben kletterte. »Die Erde bebt, wir müssen Euch in Sicherheit bringen!«
    »Recht habt ihr, Hauptmann«, entgegnete der Kaiser. »Hier ist getan, was getan werden musste!«
    Lysambwe schrie ein paar Befehle, und der große Rückzug setzte ein. Die Situation hatte etwas Absurdes in Matts Augen: der blasierte Weiße, die kostümierten Schwarzen mit ihren Fräcken und Perücken, ihre antiquierte Sprache – und zugleich spürte der Mann aus der Vergangenheit die tödliche Gefahr. Er rannte los, doch der nächste Erdstoß warf ihn und die anderen zu Boden.
    Aus dem Boden grollte es, als knurrte ein Herde Mammutgorillas aus dem Inneren der Erde. Matt sprang auf, fasste die gestürzte Prinzessin an der Hand und zog sie hoch.
    »Mein Knöchel!«, rief sie. Schmerzen verzerrten ihr Gesicht.
    »Rettet euch! Ich kann nicht mehr laufen…!« Matt packte sie kurz entschlossen um Hüfte und Knie, nahm sie auf die Arme und rannte los.
    Der nächste Erdstoß schüttete einen Wall aus Geröll vor ihnen auf. »Wir sind verloren!«, rief Lysambwe.
    Die Prinzessin legte den Kopf in den Nacken und deutete in die Luft. »Die Rettung!«
    Matts Blick folgte ihrem ausgestreckten Arm. Die Umrisse von drei oder vier Luftschiffen schälten sich aus der Wolke aus Rauch und Staub, die sich über der bebenden Erde erhob. In den Gondeln wurden Luken aufgestoßen, Strickleitern fielen herab…
    ***
    »Die Wunde in der Erde hat sich geschlossen«, sagte Prinzessin Marie. Sie stand neben Matthew Drax am Gondelfenster ihres Luftschiffes und zitterte noch immer ein wenig. Gemeinsam blickten sie in die Tiefe. Überall Geröll, überall Rauch.
    Auf etwa dreißig Quadratkilometern war die Erdoberfläche um bis zu drei Meter abgesackt. »Unwahrscheinlich, dass da unten jemand überlebt hat«, sagte Matt in dem besten Französisch, zu dem er fähig war.
    »Fast sämtliche Gruh sind in ihren Höhlen und in der Felsspalte zerquetscht worden.« Prinzessin Marie seufzte tief.
    »Was für ein glücklicher Tag nach all den Wochen des Grauens!«
    Zweihundert Meter tiefer sah Matt zwei Scheiterhaufen lodern. Die Soldaten des kaiserlichen Heeres warfen die Gruh ins Feuer, die es geschafft hatten, aus der Spalte zu entkommen und im Kampf getötet worden waren.
    »Wer seid ihr, Monsieur?«, fragte hinter ihnen eine Männerstimme. Matt und die Prinzessin drehten sich nach ihr um. De Rozier und sein Sohn Prinz Akfat lagen auf Fellen, die man mit Seidendecken belegt hatte. Ein dunkelhäutiger Mann mit roter Perücke versorgte ihre Wunden. Eine Frau mit schokoladenfarbener Haut und dichter schwarzer Mähne kniete zwischen ihnen und spritzte ihnen ein Medikament in die Ellenbeugenvene.
    Matt Drax wusste inzwischen, dass die Frau Tala hieß und de Roziers Leibwächterin war. Und was sie dem weißen Kaiser und seinem farbigen Sohn spritzte, war nichts weniger als das Anti-Serum gegen das Gruhgift. Ein wirksames Gegenmittel!
    Sie und ihr Gefährte, der dabei sein Leben verlor, hatten es aus dem Zentrum der Gruh-Höhlen geholt. Matt sah die Tränenspuren auf ihren Wangen. Die junge Frau musste Unmenschliches mitgemacht haben. Aber sie hielt sich tapfer.
    »Mein Name ist Matthew Drax.«
    »Woher kommt Ihr, und was hat ein Weißer wie Ihr hier verloren?« De Rozier richtete sich auf und presste ein Stück Mull auf die blutende Einstichstelle in seiner
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