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212 - Beim Stamm der Silberrücken

212 - Beim Stamm der Silberrücken

Titel: 212 - Beim Stamm der Silberrücken
Autoren: Jo Zybell
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blieben sie vor ihm stehen. Sie trugen jetzt Bastkleider und waren bis zum Kinn verhüllt. »Ihr seid frei«, sagte Matt. »Geht, wohin ihr wollt. Ein neues Leben beginnt jetzt für euch.«
    Der Voodoomeister huschte an ihm vorbei und kletterte die Stiege hinauf. »Komm, Maddrax, beeil dich. Du willst doch auch den Kaiser sehen, oder? Wir können gemeinsam reisen. Ich will die Zilverbaks und dieses Narbenweib bei ihm anklagen! Ich verlange Genugtuung!«
    »Mein Freund ist verletzt, wir können noch nicht aufbrechen.« Matt ging zur Stiege. Die beiden Frauen folgten ihm.
    Er blieb stehen, sie blieben auch stehen. Er sah sie an, sie senkten die Blicke. Dem Mann aus der Vergangenheit schwante plötzlich Übles…
    ***
    Die Hütte war etwa zwei Meter hoch und drei Meter lang und breit. Sie war über und über mit Laub bedeckt. Lay hatte sie für Rulfan bauen lassen, weil der Albino mit seinen Verletzungen nicht die steile Leiter in die Felshöhle hinunter klettern konnte.
    So jedenfalls die offizielle Version. In Wahrheit hatte Lay die Hütte errichten lassen, damit sie unbeobachtet ihren weißen Mann pflegen und verwöhnen konnte. Matt Drax war so ziemlich der Einzige in der Umgebung des Urwaldriesen, der das noch nicht begriffen hatte.
    Fünf Tage nach Rulfans Sieg über den Zilverbakanführer ging er zu der Palisade, welche die Gorillas um die Hütte gebaut hatten. Sie stand ganz am Rande des halbwegs buschfreien Platzes unter der gewaltigen Krone. Die schwarzen Pelzhünen ließen ihn hinter die Palisade.
    »Wartet hier«, sagte Matt zu Caro und Lora. Seit ihrer ersten Begegnung in der Felshöhle wichen die Frauen kaum noch von seiner Seite. Sie nickten ergeben und ließen sich rechts und links des Hütteneingangs im Gras nieder.
    Der Mann aus der Vergangenheit schob den Vorhang zur Seite und trat ein. Weil er seinen Augen nicht traute, blieb er erst einmal ein paar Atemzüge lang bewegungslos stehen.
    Rulfan hockte auf seinem Lager und lehnte gegen einen Fellsack. Auf seinen Schenkeln lag Lay. Die nackte Schönheit schlief so tief, dass sie schnarchte.
    Matt Drax fasste sich schnell. Ein Abenteuer, dachte er, und Rulfan ist auch nur ein Mann. Er überging den eindeutigen Anblick diskret und ließ sich neben Rulfans Lager auf gekreuzten Beinen nieder. »Lysambwe und Fumo Omani drängen.« Er flüsterte, um die schwarze Amazone nicht zu wecken. »Meinst du, wir können morgen aufbrechen?«
    »Morgen schon?« Rulfan blickte hinunter auf die Schlafende. »Ich weiß nicht recht…«
    Mit einer Kopfbewegung deutete Matt Drax auf die nackte Frau. »Wenn deine Knochen wieder stabil genug für das hier sind, müssten sie eigentlich auch zwei Tage Marsch durchhalten.« Er versuchte ein Grinsen. »Also, was ist?«
    »Schon, aber du darfst nicht vergessen, dass die Gorillamutanten mich als ihren Hordenhäuptling betrachten.«
    Sehr ernst sah Rulfan seinem blonden Freund in die Augen.
    »Ich kann hier nicht so einfach weg.«
    »Bitte?« Matt begriff nicht. »Du willst hier bleiben? Das ist nicht dein Ernst!«
    »Nun, ich kann den Stamm ja nicht führerlos zurücklassen, die haben schließlich ihre Regeln. Ich muss zumindest meine Nachfolge regeln.«
    Der Mann aus der Vergangenheit musterte seinen Blutsbruder ungläubig. »Gut, dann kläre die Angelegenheit noch heute. Eine Sache von zwei oder drei Stunden, schätze ich.«
    »Das dauert mindestens eine Woche«, widersprach Rulfan.
    »Und hinterher muss ich nach Chira suchen. Ich mache mir langsam Sorgen um sie.«
    »Wo, zum Teufel, willst du in einem derart riesigen Kontinent deine Lupa finden? Wo willst du überhaupt anfangen zu suchen?«
    Zwei Atemzüge lang sahen die einander an. »Hör zu, Bruder«, sagte Rulfan schließlich. »Wir sehen uns am Victoriasee.« Matt verschlug es die Sprache. »Ich werde meine Angelegenheiten hier regeln, danach suche ich nach Chira, und wenn ich sie gefunden habe, mache ich mich mit den Zilverbaks von Taraganda auf den Weg zum Victoriasee. Zarr und Lay wissen, wo man die verrückten Wolkenstädte findet.«
    Matthew Drax atmete tief durch. Er war irgendwie enttäuscht, doch er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen.
    »Du bist ein freier Mann«, sagte er schließlich. »Du bleibst, wo du bleiben willst, und du gehst dorthin, wo du hingehen willst.« Er stand auf. »Schlaf noch einmal drüber, wir brechen ja erst morgen auf.«
    Er nickte Rulfan zu und ging zum Eingang. Dort drehte er sich noch einmal um und sah, wie Rulfan zärtlich über den
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