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2106 - Der weiße Tod

Titel: 2106 - Der weiße Tod
Autoren: Unbekannt
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geknechtetes Volk überlassen? Nein, das ganz bestimmt nicht!
    Er wünschte, so friedfertig er im Grunde war, Hauptmann Zuliffer jeden erdenklichen Erfolg gegen die Versklaver. Allein schon im Interesse der dahinsiechenden Prinzessin, deren Lebensinhalt er vielleicht tatsächlich geworden war. Dann erinnerte er sich daran, dass er selbst mit ihnen zu den Minen marschieren wollte.
    „Leb wohl, Scharanay", sagte er sanft, „und mach dir keine Sorgen! Die Monde haben uns den Sieg über die Unterdrücker vorausgesagt. Also glauben wir daran."
    „Du ... Ihr habt doch etwas vor, Liktus!", rief ihm Scharanay nach, als er ihr Gemach verließ.
    „Nichts, worum du dir Sorgen machen müsstest, Prinzessin", gab er zurück.
    Liktus Boi hasste sich selbst für seine Lügen.
    Wieder unten angekommen, erlebte er gerade noch mit, wie die Prinzessin von einem Balkon ihres Wohnturms aus die vermeintlichen neuen Arbeitssklaven mit den traditionellen Worten verabschiedete. Und obwohl ihre Stimme schwach war, lag viel Pathos darin.
    Scharanay gab den traditionellen Hinweis auf ein Leben nach dem Tod und sprach den Dank des Volkes Derer von Zineda aus, der den Todgeweihten gewiss sei.
    Es war ein furchtbarer Tag für Liktus Boi, so schrecklich wie viele andere zuvor - nur mit dem Unterschied, dass diesmal auch er die graue Kutte eines Delinquenten trug. Er hatte sie zugeworfen bekommen, kurz bevor er aus dem Palast trat.
    So konnte Prinzessin Scharanay von ihrem Turm aus nicht erkennen, dass er zum Aufgebot gehörte, das sich nun marschierend in Bewegung setzte. Am Westrand der Stadt stieg er mit den Soldaten auf die große Pritsche eines uralten Mehrachstransporters. Von dort aus wurde gefahren - vielleicht einem Traum entgegen, vielleicht dem Tod.
     
    *
     
    Die 21 Männer wurden hart durchgerüttelt. Der Weg von der Stadt zu den im Vorfeld des Gebirges gelegenen Minen war hart und beschwerlich, voller tiefer Schlaglöcher. Und der Transporter war schlecht gefedert. Von seiner Brennstoffzelle getrieben, rumpelte er über die Straße, ächzte und knirschte in seinen Verstrebungen.
    Für Liktus Boi war es ein Wunder, dass er nicht auseinander brach. Die Zineda auf der Pritsche rutschten von einer Seite auf die andere. Manchmal bildeten sich Knäuel aus Leibern, und Boi sah unter den Umhängen die versteckten halbautomatischen Schusswaffen. Nur er selbst war unbewaffnet.
    Sie sahen die Berge schroff in den hellvioletten Tageshimmel wachsen. Fünf Stunden lang mussten sie die Strapazen der Fahrt ertragen, dann waren sie am Ziel.
    Vor ihnen lagen der Eingang der Mine und die Anlagen der Feinde: ihre Wohnunterkünfte, das obere Ende des Lastenschachts, die seltsamen kleinen Fahrzeuge der Unterdrücker. Der Boden bestand in dieser Region fast nur noch aus Fels.
    Lediglich in wenigen Nischen wuchsen Glott-Büsche, und hier und da breiteten sich Flechtenteppiche aus.
    Der Transporter hielt in respektvoller Entfernung an. Der Fahrer stellte den Motor ab. Nach und nach stiegen die „Minenarbeiter" von der Pritsche. Liktus Boi stand neben Hauptmann Imm Zuliffer, als sie sich zu einem Zug ordneten, jeweils zwei Soldaten nebeneinander.
    „Dort sind sie schon", zischte Zuliffer dem Gelehrten zu. „Unser Empfangskomitee. Sie werden als Erste sterben, wenn ich den Befehl zum Losschlagen gebe."
    Es klang eiskalt. Liktus Boi erschrak vor dem Offizier. Aber was hatte er erwartet?
    Er sah die E'Valenter des Reichs im Eingangsbereich der Mine stehen und auf sie warten.
    Die Totengräber Derer von Zineda! Es war das erste Mal, dass er sie aus so unmittelbarer Nähe zu Gesicht bekam. Umso beeindruckter war er - und zweifelte mehr denn je an einem Erfolg des Aufstandes.
    Die E'Valenter zeigten sich als bis an die Zähne bewaffnete, klobig gebaute Wesen in martialischbedrohlichen Rüstungen. Die Grundfarbe dieser Rüstungen war ein dunkles Grün.
    Auf den Brustharnischen prangte ein auffälliges Symbol: vor gelber, vielzackiger Sonne auf weißem Grund ein Quadrat mit einem achtzackigen Stern im Innenbereich. Davor wiederum ein Schwert und zwei helle Kugeln, eine vor und eine hinter der Klinge.
    Die Fremden selbst maßen im Schnitt nur einen Meter achtzig, also deutlich weniger als die Insektoiden von Zineda.
    Dafür aber waren sie umso kräftiger gebaut. Sie standen auf zwei stämmigen Beinen und hielten ihre Waffen in zwei starken Händen. Ihre Mundpartien stachen schnauzenförmig hervor, die Zähne wirkten grob und dunkel. Die Augen konnte man nicht
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