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2106 - Der weiße Tod

Titel: 2106 - Der weiße Tod
Autoren: Unbekannt
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Eyschant in die Mine schicken muss. Und da sich zwischen mir und ihr seit einiger Zeit gewisse... zarte Bande angebahnt haben, kann ich nicht länger dem Niedergang meines Volkes und meiner Prinzessin zusehen. Aber ich warne dich nochmals!
    Wenn du nicht zustimmst, sag kein einziges Wort zu Scharanay! Sie darf nichts von dem Plan und dem Kommando wissen!"
    Wieder schwiegen sie für Minuten. Liktus Boi wog zischen den Vor- und den Nachteilen des Plans des Hauptmanns ab. Dann nickte er endlich.
    „Du kannst mit mir rechnen, Imm Zuliffer", versprach er. „Wenn es um unsere Freiheit und die Prinzessin geht, bin ich auf eurer Seite. Ich werde eure Aktion begleiten - und wenn es das Letzte im Leben ist, was ich tue. Für die Freiheit ist kein Preis zu teuer."
    Der Hauptmann beugte sich wieder vor und legte ihm eine Klauenhand auf die schmale Schulter.
    „Ich danke dir, Liktus Boi, im Namen unseres Volkes und der Prinzessin. Ich bin sicher, wir werden siegen."
    Der Gelehrte gab keine Antwort. Er hoffte zwar, dass Zuliffer Recht hatte, konnte sich aber auf der anderen Seite nicht vorstellen, dass die E'Valenter so leicht zu überraschen und zu bezwingen sein sollten.
    Aber immerhin gab es keinen Präzedenzfall. Noch nie hatten sich Angehörige des Volkes Derer von Zineda gegen sie aufgelehnt. Noch nie war es zu einem echten Kräftemessen gekommen.
    Allein das war ein Grund dafür, dass er seine Teilnahme zusagte. Wer sonst als er sollte später einmal davon berichten, wie es gewesen war - falls er den Kampf überlebte!
    Er geleitete den Hauptmann und seine Begleiter ins Freie. Die Schwüle der Nacht traf ihn wie ein Hammer. Und wieder schrie ein Vogel ganz kläglich. Er sah ihn am tiefvioletten Himmel davonflattern.
    Es war für den Forscher wie ein böses Omen.
     
    *
     
    Schon am kommenden Tag fanden sich bei Sonnenaufgang zwanzig Soldaten der Wache vor dem Palast ein, in dem die Prinzessin lebte. Der Palast stand im Zentrum der weitverzweigten Stadt. Hohe, spitze Türme ragten zwischen hohen Mauern in den Himmel.
    Zwei der drei Monde standen noch sichtbar am Himmel, als Liktus Boi zu Fuß von seinem Turm eintraf. Trotzdem war ihm bereits heiß. Er hatte fast eine Stunde gehen müssen.
    Die Palastwachen waren in graue Kutten gehüllt, die über ihren Hinterleibern auseinander fielen. Boi wußte, dass dies die zwanzig angeforderten Minenarbeiter sein sollten und dass sich Imm Zuliffer unter ihnen befand. Noch war er aber nicht bereit, sich unter sie zu mischen, zumal er bis zum der Abmarsch eine gute Stunde Zeit hatte.
    Der Gelehrte begab sich in den Palast; es war ihm gleichgültig, was sich der Hauptmann dabei denken mochte. Er hatte sein Wort gegeben, der Prinzessin nichts zu verraten, und das musste - bei seiner Ehre - genügen.
    Liktus Boi ließ sich bei der Prinzessin anmelden und durfte schon eine Minute später in ihr wabenförmiges Schlafgemach eintreten. Diese Gnade wurde nicht vielen anderen gewährt. Er fand Scharanay in einem erschreckenden Zustand auf ihrer Liegestatt.
    Ihr Chitinpanzer war viel ausgebleichter als gewöhnlich. An einigen Stellen war er gekräuselt und rissig. Scharanays Facettenaugen schimmerten blass. Ihre Fühler hingen schlaff herunter. Sie machte den Eindruck eines gebrochenen Wesens, krank und hinfällig, obwohl sie immer noch schön war. Boi fühlte starkes Mitleid mit ihr.
    „Du bist es, Liktus", zirpte sie. „Es tut gut, dich zu sehen. Viel zu lange habe ich auf dich warten müssen. Was sagen die Monde?"
    Er war überrascht, dass sie danach fragte, nahm aber ihre Hand. Sie zitterte leicht. Das Schlimme war, er konnte ihr selbst keinen Halt geben.
    Liktus Boi sah die Käfige mit kleinen, bunten Vögeln, die normalerweise fröhlich zirpten und sangen. Aber jetzt waren sie still. Sie schienen die Verzweiflung der Prinzessin zu spüren und mit ihr zu leiden.
    „Die Monde...", begann er, brach dann ab. Liktus brachte es nicht fertig, ihr die Wahrheit zu sagen. „Die Monde prophezeien, dass alles gut werden wird", log er also. „Es ist vor allem wichtig, dass du, unsere geliebte Prinzessin, wieder gesund wirst."
    „Dos sagen die Monde?", fragte Scharanay mit Zweifeln in ihrer Stimme. „Belügst du mich auch nicht, Liktus?"
    Boi machte eine abwehrende Bewegung mit dem Kopf. „Du musst gesund werden, Prinzessin, dann wird alles wieder gut. Das sagen die Monde."
    Er schämte sich angesichts seiner Lügen, aber was konnte er sonst tun? Scharanay sich ihren Seelenqualen um ihr
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