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2102 - Die Hand der Vorsehung

Titel: 2102 - Die Hand der Vorsehung
Autoren: Unbekannt
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in der Medostation sprangen von ihren Pritschen und stimmten in die Hochrufe auf ihren Kapitän ein; und die Bordärztinnen, die sonst jede falsche Bewegung mit strengen Ermahnungen ahndeten, grinsten dazu: den Hikup zu springen...!
    Alle in der Zentrale schlugen sich an die Stirn, auch Kiv.
    Der Hikup war ein kleiner Lurch ihrer Heimatwelt. Weder besonders stark noch ausdauernd, hatte er einen Trick entwickelt, durch den er Angriffe weit größerer Raubtiere dennoch überstehen konnte: Er stellte sich tot, spielte den Besiegten - und sprang im entscheidenden Augenblick in die Höhe, um seine vermeintlichen Bezwinger von oben zu packen, ihnen die Lebensader durchzubeißen oder sie zumindest so weit zu verwirren, dass er sich aus dem Staub machen konnte.
    Kivs Nackenfedern sträubten sich noch im Nachhinein. Es brauchte schon sehr viel Vertrauen in die Schiffsführung, eine derartige Wahnsinnstaktik gutzuheißen und mitzutragen.
    Den Schutzschirm absichtlich zusammenbrechen zu lassen, sich den feindlichen Geschützen wehrlos, wie auf dem Präsentierteller anzubieten, mit der Habgier des Feindes zu spekulieren - im vollen Bewusstsein, dass sie, selbst wenn die Neueinleitung der Transition in der dadurch gewonnenen Zeitspanne gelang, immer noch beschleunigen mussten, über vierzig Pulse lang, in denen die KELTAMMER nicht weniger als 2,81 Millionen Kiloyabaal zurücklegte ...
    So etwas wagte nur einer und kam auch noch damit durch: Roxo Quatron.
    Der glättete jetzt verlegen mit der Hand seine Federn, lächelte in seiner unwiderstehlichen Art und gebot dann mit einer ruckartigen Kopfbewegung Ruhe.
    Das ganze Schiff wappnete sich für den Moment, an dem er zu singen beginnen würde.
    Roxo konnte beinahe alles, doch Dichtkunst und Gesang waren nicht seine Stärken. Aber er pfiff darauf, ersetzte Intonation durch Inbrunst, und gerade wegen dieser kleinen Unvollkommenheit liebten sie ihn noch viel mehr.
    Nein, wer uns den Bürzel gerettet hat, Zum Ichweißnichtwievielten Mal, Mit Manövern, definitiv illegal, War unsere - Itchi Cultega!
    Verschämt schlug die nur 0,89 Yabaal große Pilotin die Augen nieder, als Roxo vor ihr aufs Knie sank, in komischem Pathos die Arme zu ihr erhob und so tat, als würde er sie anbeten, sich das Herz aus der Brust reißen und es ihr zu Füßen legen.
    „Itchi! Itchi! Itchi!", skandierten die Jankaron und wollten schon den Kehrreim der Ballade wieder aufnehmen, da sprachen die Taster an.
     
    *
     
    „Walzenraumer auf Bahnhöhe des vierten Planeten materialisiert", erklang, augenblicklich ernüchtert, die Stimme der Sprecherin des Orternests. „Länge über alles: 376 Yabaal."
    Kiv schluckte.
    Jederjank wusste: Fahrzeuge dieser Größe besaß nur ein einziges Volk.
    Die Shuftarr.
    „Orientiert sich... nimmt Unterlichtfahrt auf ... bereitet Landeanflug auf Mascha vor."
    Nicht umsonst nannte man Roxo den „Schnellschnapper". Er stand bereits wieder auf seinem Platz vor der Panoramagalerie.
    „Ende der Feierzeit", sagte er trocken. „Wir haben einen Auftrag. Und dieser ist soeben noch ein wenig schwieriger geworden."
     
    2. Strophe
     
    Die Transparente Stadt
     
    Das Maschanti-System befand sich im äußersten Drittel des Kugelsternhaufens Virginox. Dieser wiederum lag im Halo der Riesengalaxis Tradom, deren Hauptebene jedoch 42.842 jankarische Lichtjahre entfernt, also praktisch unerreichbar war.
    Mascha, der vierte Planet, die Heimatwelt der Maschiten, stellte seit Jahrhunderten den wichtigsten Handelsplatz für die Völker des Sternhaufens dar. Um den gigantischen, über 35 Kiloyabaal durchmessenden Raumhafen erstreckte sich die Messestadt Masch'kan wie ein sichelförmiges Geschwür bis zu 100 Ky weit ins Land hinein.
    Das Wetter auf Mascha war berüchtigt. Wegen der großen Achsneigung unterschieden sich die Jahreszeiten sehr stark voneinander. Je nachdem, wann man herkam, brannte einem entweder die sengende Sonne das Hirn aus dem Kopf oder man fror sich in klirrender Kälte den Bürzel ab. Innerhalb eines Jahres, das hier 1120 Tage hatte, schwankten die Temperaturen um mehr als hundert Grad.
    Und jetzt, zur Regenzeit, schüttete es ohne Unterlass ...
    „Sollen wir nicht lieber gleich die Raumanzüge anbehalten?", fragte Itchi, die zum ersten Mal auf Mascha war, und starrte fassungslos auf die Bilder der Außenkameras.
    Viel bekam sie nicht zu sehen. Sturzflut auf Sturzflut ging über die dicht geparkten Raumschiffe nieder.
    Gelegentlich blies der böige Wind eine Nebelfahne vorbei,
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