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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan
Autoren: Ronald M. Hahn
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Onkel Jules nicht zu schaden. Na schön, er ist ein Hasenfuß. Aber er hat sich immer um mich gekümmert und mir beigebracht, wie man mit der Lanze fischt. Ich dachte, wenn ich unterwegs verschwinde, kann man es ihm nicht vorwerfen, denn er hat mich dem Gesandten des Propheten schließlich ordnungsgemäß übergeben.« Sie zuckte die Achseln. »Du verstehst mich bestimmt besser, wenn du weißt, dass ich noch eine andere Befürchtung hatte: Ich weiß, dass der Maitre nur Jungfern zur Braut nimmt. Deswegen habe ich…« Almira schaute verlegen zu Boden. »Ich habe versucht, Rulfan zu verführen. Leider fehlten ihm die Lust und die Kraft, meine Vorstellungen umzusetzen. Er sagte, ich könnte seine Enkelin sein. Nach diesem schief gegangenen Versuch hatte ich Angst, er könnte mich bei Noah verraten.«
    Matt nickte. Er verstand alles. Almiras Geschichte war zwar nicht ohne Tragik, doch ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er Rulfan nun in dem Wissen betrachtete, dass ihn momentan nur pflanzliche K.O.-Tropfen außer Gefecht setzten. Bald würde er wieder bei sich sein. Dann waren sie zu zweit und konnten etwas austüfteln, um den Propheten und seine Vasallen zu überlisten. »Wann wird er erwachen?«
    »Vor Morgengrauen.«
    »Hat das Zeug irgendwelche Nachwirkungen?« Matt schaute Almira an. »Übelkeit, motorische Schwäche oder so was?«
    »Vermutlich Kopfschmerzen.« Almira ging wieder in die Knie und nahm Rulfans andere Hand. »Ich kümmere mich um ihn, Maddrax. Mach dir keine Sorgen.«
    Matt richtete sich auf. Nun galt es die Stunden bis zu Rulfans Erwachen zu überbrücken. Und darauf zu hoffen, dass Maitre Magnan nicht zu früh wieder hier aufkreuzte, Almira an Bord holte und diesen Ort im Fluge verließ.
    Plötzlich: Ein Knarren vor der Tür. Matt reagierte blitzschnell. Er riss sie auf, griff zu und zerrte den völlig verdutzten Doctorus Noah herein.
    Almira schrie leise auf.
    Noah machte protestierende Geräusche, wirkte aber über alle Maßen verschreckt und wehrte sich nicht.
    Hat er uns belauscht? Wie viel hat er gehört? Was sollte Matt tun? Er konnte den Mann doch nicht einfach erwürgen und im Busch verschwinden lassen.
    »Maddrax«, gurgelte Noah, als die Hand seines Gegenübers sein Wams an seinem Hals so fest zusammenzog, dass er keine Luft mehr bekam. »Ich… bitte…«
    Shit. Matt ließ Noah los. Dessen Knie knickten ein. Er sank hustend zu Boden, lehnte sich an die Wand und betastete seinen Hals.
    Almira war sofort zur Stelle und reichte ihm einen Wasserschlauch. Noah trank einige Schlucke. Matt schaute ihm dabei zu. Er kam sich abscheulich vor.
    »Es besteht absolut kein Grund, mich kaltzumachen«, keuchte Noah. »Ich bin nämlich auf eurer Seite.« Er gab Almira den Wasserschlauch zurück. »Ihr wisst doch, dass ich nicht freiwillig für Magnan arbeite. Ich bin nur ein besserer Gefangener. Ich wäre längst wieder in Yusalem, wenn ich eine Gelegenheit dazu gehabt hätte.« Sein Blick fiel auf Matt.
    »Cadiz sagt, dass du Pilot bist. Deswegen wollte ich mit dir sprechen. Bitte, nehmt mich mit, wenn ihr flieht! Eine günstigere Gelegenheit gab es noch nie! Wir haben eine startbereite Roziere, einen ausgeschlafenen Piloten und eine übermüdete Wachmannschaft. Was wollen wir mehr?«
    Ja, dachte Matt. Er hat Recht. Aber kann man ihm trauen?
    ***
    Seine Bedenken schwanden, als Noah seinen Einfluss nutzte, um ihre Fluchtvorbereitungen zu erleichtern: Er ordnete an, Rulfan, »der die Braut des Propheten beim Überfall der Legionäre heldenhaft verteidigt hatte«, in die Roziere zu schaffen, damit sie nach Maitre Magnans Rückkehr schnellstens starten konnten.
    Zu zweit trugen sie ihn zur Gondel. Dort verdeutlichte Noah Kwame, wer der schlafende Fremde war. Kwame löste Matt beim Tragen ab.
    Kurz darauf kehrte Noah zurück. Die Gondeltür fiel hinter ihm zu. Matt atmete auf. Rulfan war verstaut. Er fühlte sich seit Tagen zum ersten Mal erleichtert.
    »Cadiz schläft in der Hängematte«, raunte Noah ihm zu.
    »Bring Almira unauffällig hierher.« Er blickte sich vorsichtig um. Die Posten waren nirgendwo zu sehen. »Ich tue so, als würde ich mich um Rulfan kümmern. Die Luke bleibt angelehnt. Sobald du Kwame ausschaltest, gehe ich zu Cadiz rüber und halte ihn in Schach – falls er überhaupt wach wird.«
    Matt nickte. »Okay.« Er huschte davon.
    Der Mond stand hell am Himmel. Mitternacht war längst vorbei. Er war aufgeregt wie lange nicht mehr: Das Blut rauschte in seinen Ohren. Er wusste zwar, dass
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