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2095 - Nekrophoren

Titel: 2095 - Nekrophoren
Autoren: Unbekannt
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unbeschreiblichem Schmerz verging?
    Aber immerhin hatte er seine Bauchwunde verödet, kauterisiert. Er hatte die Blutung zum Stillstand gebracht. Zumindest für einige Zeit.
    „Es kann nicht mehr lange dauern", flüsterte er, „es darf nicht mehr lange dauern ..."
     
    *
     
    Es dauerte nicht mehr lange. Zuerst bemerkte Torr Samaho gar nicht, daß sich der gewaltige Torbogen-Transmitter über Kintradims Höhe endlich aktiviert hatte. Dann sah, er, daß die blauweiß strahlende Energiekugel von 350 Metern Durchmesser mit einemmal zusammenschrumpfte. Sie zog sich ein paar Sekunden lang bis auf eine Größe von fünf Metern zusammen.
    Die Energieballung erglühte zur zehnfachen vorherigen Helligkeit, dann dehnte die Kugel sich wieder aus. Es dauerte nur drei Sekunden, bis ihre Helligkeit auf das Hundertfache gewachsen war und ein gleißender, illuminierender Effekt den gesamten Innenraum der Wolkenkapsel ausfüllte.
    In dem Moment, in dem die Energiekugel ihre ursprüngliche Ausdehnung wieder erreichte, erlosch sie.
    Samaho riß das Zyklopenauge auf.
    Im Inneren des Torbogens war, von Traktorstrahlen gehalten, ein blaues Walzenraumschiff von neunzig Metern Länge aufgetaucht.
    Offenbar ein Beiboot des Raumers, den Cairol der Dritte normalerweise benutzte.
    Einen Augenblick lang sah Samaho sich wieder auf dem Plateau, verspürte tiefe Genugtuung. Nie mehr würde er sehen, wie die blaue Walze dort mit Cairol an Bord erschien ...
    Die Traktorstrahlen beförderten das transmittierte Objekt geräuschlos aus dem Wirkungsradius der riesigen Anlage. Leicht wie eine Feder schwebte das Beiboot vorwärts. Kaum hatte es den Bereich der Energiekugel verlassen, bildete sie sich von neuem und baute sich wieder auf, bereit für den nächsten Transmitter-Transport.
    In Torr Samaho keimte ein schier grenzenloser Triumph auf. Die Transmission mit unbekannter Chaotarchentechnik hatte tatsächlich funktioniert, über Millionen von Lichtjahren hinweg - und nun war Cairol der Dritte hier in ZENTAPHER!
    Doch seine Freude blieb seltsam kraftlos und legte sich sofort wieder. Gewonnen hatte er noch nichts, rein gar nichts.
    Die blaue Walze senkte sich, von dem automatischen Peilstrahl der Anlage geleitet, auf die Plattform nieder.
    Samaho hätte es fast nicht geschafft, brauchte drei Versuche, ehe es ihm gelang, sich zu erheben. 'Er konnte sich kaum auf den heftig zitternden Beinen halten und mußte sich zwingen, in Bewegung zu bleiben und nicht sofort wieder zu Boden zu sinken. Mit verbissenem Zorn taumelte der lebensgefährlich verletzte ehemalige Diener der Materie zu dem Raumschiff des Roboters der Kosmokraten.
     
    *
     
    Die Gestalt aus dem organisch wirkenden Kosmokratenmetall erschien aus dem Nichts, wie damals auf dem Plateau. Und wie damals hatte Samaho den Eindruck, daß sie keineswegs einfach nur materialisierte, sondern längst gegenwärtig gewesen war und nun sichtbar wurde.
    Cairols Körper schimmerte bronzen in einer nahezu vollendeten Asthetik. Er unterschied sich in nichts von denen seiner beiden Vorgänger. Das galt auch für die Augen. Sie waren zwar künstlich, schienen aber dennoch Leben auszustrahlen.
    Und der Blick dieser Augen war eiskalt.
    Samaho riß sich zusammen. Er breitete die Hände aus, wollte es zumindest, doch der rechte Arm versagte ihm noch immer den Dienst. So blieb die Geste ein fast lächerlich anmutendes Stückwerk.
    „Das ist ZENTAPHER", sagte er feierlich. „Hiermit überantworte ich dir als Vertreter der Ordnungsmächte den Chaotender. Er enthält wirkungsvollste Chaotarchentechnik, die Speichereinheiten des Zentralrechners sind möglicherweise noch rekonstruktionsfähig ..."
    Der ehemalige Diener der Materie hielt kurz inne. „Aber ich übergebe dir ZENTAPHER nur unter einer Bedingung." Er zögerte erneut.
    War er imstande, Bedingungen zu stellen? War Cairol der Dritte überhaupt geneigt, sie zu akzeptieren? Oder auch nur anzuhören?
    Der Roboter der Kosmokraten schwieg, betrachtete ihn stumm.
    „Du führst in deinem Beiboot oder im Mutterschiff bestimmt Körperhüllen von Maunari-Fischern mit ... von jenen Wesen, die am Terminalen Ozean in Erranternohre von den Kosmokratendienern gesammelt wurden. Einen dieser Körper verlange ich von dir. Denn nur so kann ..." Die Stimme versagte ihm den Dienst.
    „Denn nur so kann ich weiterleben", vollendete er schließlich den Satz. Gestand er schließlich sein absolutes, endgültiges Scheitern ein.
    Cairol schwieg noch immer.
    Wie soll ich dieses Zögern
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