Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2093 - Requiem für einen Ewigen

Titel: 2093 - Requiem für einen Ewigen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
gar töten.
    „Kintradim!"
    Die Stimme des Richters traf mich wie ein Blitz. Automatisch setzte ich mich in Bewegung. Leichtfüßig glitt ich über die Oberfläche des Sees, setzte mit geschmeidigen Bewegungen einen Fuß vor den anderen. Ich hatte das Gefühl, dass nichts und niemand meinen Siegeslauf aufhalten konnte. Ja, ich war auf einmal überzeugt, dass ich der Triumphator über alle anderen sein musste.
    Doch als ich die Mitte des Sees erreichte, kam ich plötzlich nicht mehr weiter. Ich lief auf der Stelle. Und dann erlahmten meine Bewegungen, weil die Oberfläche des Sees zäh und klebrig wurde, so dass ich die Beine nicht mehr heben konnte.
    Nun erklangen nacheinander die Namen der sechs anderen verbliebenen Kandidaten. Sie kamen von allen Seiten auf mich zu. Aber ich hatte nur Augen für Xiantopo. Ich spürte, dass er der einzige ernstzunehmende Gegenspieler war. Registrierte nur nebenbei, wie die anderen nacheinander in Lichtfontänen und mit klirrendem Läuten vergingen.
    Zuletzt blieb tatsächlich nur Xiantopo übrig. Er hatte mich fast erreicht, als er plötzlich von einem Sog ruckartig in die Tiefe gezogen wurde.
    „Ich verfluche dich, Bastard!" konnte er noch schreien. Er versuchte noch, nach meinem Bein zu greifen. Doch vergeblich.
    Gleich darauf stob eine Lichtkaskade in die Höhe, die nicht heller, höher oder langlebiger als die der anderen war; auch seine Todesmelodie war nichts Besonderes. Xiantopo war nur einer von tausend Verdammten gewesen.
    Und ich war der einzige Überlebende. Was hatte ich nun zu erwarten? Was bedeutete es, ein Ewiger zu sein? Ich konnte es nicht fassen.
     
    *
     
    Der Richter zeigte sich mir immer noch nicht, obwohl ihn außer mir niemand mehr hätte sehen können. Aber er sprach zu mir, als könnte er meine Zweifel spüren und meine Gedanken lesen.
    „Ich habe dich all die Jahre genau beobachtet, so wie jeden Schüler. Auch ich habe dir anfangs keine großen Chancen auf einen Erfolg eingeräumt. Es gab gelehrigere Schüler als dich, die auch die besseren physischen Voraussetzungen mitbrachten. Wahre heroische Genies. Aber je länger es dauerte, desto deutlicher kamen deine Qualitäten zum Vorschein. Du entpupptest dich als der Prototyp eines Außenseiters, als geradezu perfekter Einzelkämpfer. Denn das ist es, was die Chaosmächte in dieser Akademie zu lehren versuchen, Eigenverantwortung und Individualismus. Mir war bald klar, dass du diese Eigenschaften in höchstem Maße in dir trägst und nur du den letzten Ausleseprozess überleben konntest. Und ich habe recht behalten."
    Nach einer kurzen Pause richtete der Richter die Aufforderung an mich: „Verlasse jetzt den Seelensee! Er ist mit den Bewusstseinen aller zehntausend Schüler deines Jahrganges aufgeladen. Er muss nun versiegelt, komprimiert und konvertiert werden."
    Während ich über die nun spiegelglatte Oberfläche schritt, die immer mehr Festigkeit bekam, fuhr der Richterfort: „Du wirst schon bald abgeholt und in die Negasphäre gebracht werden. Dort wirst du für lange Zeit bleiben und deine Erhöhung erfahren. Es ist durchaus möglich, dass du in der Negasphäre dem mächtigen Chaotarchen Xpomul begegnest. Aber was immer dir dort widerfährt, du wirst danach keine Erinnerung mehr daran haben. Besteige jetzt das Dach der Akademie."
    Wie in Trance kam ich der Aufforderung nach und erreichte das flache Dach des gewaltigen, sternförmigen Gebäudekomplexes. Die ferne Landschaft, die mich schon bei meiner Ankunft auf Zufragg an einen wuchernden, aber in seiner Expansion erstarrten Organismus erinnert hatte, war nebelverhangen.
    Da senkte sich lautlos ein riesiges Objekt aus dem düsteren Himmel auf die Akademie herab. Es war mindestens doppelt so groß wie die Akademie selbst.
    „Dieses Raumschiff kommt wegen dir aus einer fernen Galaxis", erklang die Stimme des Richters in meinem Kopf. „Du bist der einzige Passagier. Es wird dich in die Negasphäre bringen."
    Als die tiefste Stelle des Rumpfes nur noch fünfzig Meter über mir war, kam das Raumschiff zum Stillstand.
    Eine dunkel wabernde Energieröhre wurde ausgefahren und stülpte sich über mich. Gleich darauf fühlte ich mich schwerelos und schwebte zu einer Bodenluke des Raumschiffes hinauf.
    In diesem Moment öffneten sich rings um die Akademie Tausende von Schleusen, und aus den verborgenen Hangars schossen kleine Raumschiffe ohne Zahl. Sie waren unterschiedlich geformt, aber einige erinnerten mich an jenes Raumschiff, das mich hierhergebracht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher