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2092 - Der Ausgestoßene

Titel: 2092 - Der Ausgestoßene
Autoren: Unbekannt
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hängen.
    Jetzt! dachte der Diener der Materie. Jetzt wird es sich entscheiden!
     
    2.
     
    Musikantenalltag Von der Kuppe des Palandthügels reichte die Aussicht bis weit über das Land der Dremm und Drau.
    Tausende von Jägern standen bereit, den Auftrag des Hohen Hirten zu erfüllen. Ihre grünen Mützen bildeten leuchtende Flecken bis fast zum Horizont.
    „Spielt nun auf!" brummelte Geppenhold und warf Santade einen schiefen Blick zu. In ihm spiegelte sich alles Mißtrauen Burtyns gegenüber den Künsten der Musikanten.
    Santade von Sonnbajir tat, als habe sie es nicht bemerkt. Sie fußelte ein letztes Mal über den Steg und vergewisserte sich, daß sich keiner der Klangkörper des externen Hauptpositivs verschoben hatte.
    „Fertig?" fragte sie leise. Ihr graubraunes Gesichtsfell zuckte kurz.
    Junker verkrampfte sich an seinem Kabremm. „Fertig!" Die Tast-Schnurrhaare neben seiner Schnauze vibrierten.
    Santade breitete die Arme aus. Ihr farbenprächtiger, knielanger Rock, die engen weißen Strümpfe und die schwarzen Stulpenstiefel bildeten einen - nach ihren Begriffen - hübschen Kontrast zu ihrem schreiend bunten Wams.
    „Ihr seid schon fertig?" grummelte es aus der Richtung des Hohen Hirten. „Was soll das heißen?"
    Santade trat nach vorn in die Mitte des Halbrunds. Sie blies das untere, kleine Orawal an und schickte den ersten Dreiklang über das Land. Ein Vierklang folgte. Während sie mit den Füßen die Pedale trat und sich die wuchtigen Blasebälge zu prallen Säcken entfalteten, intonierte sie die ersten vier Takte der Fliegenfänger-Pulaka und führte sie in einen Achtklang über, der sechs Schläge lang schwebte.
    Die Künstlerin warf den Kopf zurück, so daß fast das über das linke Ohr gezogene Federbarett zu Boden gefallen wäre, und zuckte mit den Augenlidern auf und ab. Dreimal insgesamt. Und jetzt!
    Junker setzte ein. Das Kabremm ihres stämmigen Partners erschallte und schickte nacheinander die drei Grundrhythmen über das Land.
    In die grünen Mützen kam Bewegung. Die Jäger verließen ihre Positionen und durchkämmten systematisch das Gelände.
    In diesem Augenblick, mitten in Takt achtzehn, setzte das obere Orawal ein. Erst war es nur ein langgezogenes Tuten, das den Hügel hinabschallte. Nach und nach überrollten die einzelnen Töne einander. Ein Orgeln hallte über das Land.
    Mit Händen und Füßen bediente Santade die Blasebälge. Die Klangkörper sogen geräuschvoll die Luft ein. Sechs- und Achtklänge entfalteten ihre Wirkung. Zwölfklänge folgten.
    Die Musikerin warf einen kurzen Seitenblick auf Geppenhold. Der Hohe Hirte wirkte verunsichert.
    Er bewegte den Kopf hin und her, kam aber völlig aus dem Takt.
    Der Burtyner verriet damit sein streng gehütetes Geheimnis. Er war unmusikalisch und vermochte nicht, Feinheiten in Tönen und Klängen zu erkennen, egal, ob sie aus einem Instrument oder aus der Natur stammten. Es war kein Wunder, daß ausgerechnet in seinem Revier einer der schlimmsten Würmerdiebe aller Zeiten sein Unwesen trieb.
    Die Klangkörper waren jetzt über mehrere Tagesreisen hinweg zu hören. Aber damit erschöpften sich die Möglichkeiten des Ensembles noch lange nicht. Santade hatte die 9-Imbariem so aufstellen lassen, daß sie zusammen mit der Neigung des Abhangs schüsselähnliehe Hohlräume bildeten, in denen sich die Schwingungen fingen. Die Außenflächen der Klangkörper und die am Hang ausgebreiteten Folien verhinderten, daß sie sich überschnitten und gegenseitig auslöschten. Sie sammelten sie und gaben sie verstärkt wieder ab. Schallräume entstanden. Das Geheimnis ihrer Wechselwirkung mit den Klangkörpern sowie die darauf abgestimmte Bedienung des oberen Orawals gehörten zu den Geheimnissen einer Musikantin vom Schlage Santade von Sonnbajirs.
    Die Schwingungen der Klangkörper und die der Schallräume ergänzten sich zu einer harmonischen Sinfonie eines Totalklangs. Auf ganz Burtyn gab es nicht einmal hundert Orte, an denen er in derart vollendeter Form zu hören war. Er eilte den Hügel hinab und verteilte sich über das Land. Er holte die Jäger ein, umgarnte sie mit einem Melodiengesäusel, das hin und wieder zu einem Orkan anschwoll.
    Santade stimmte die Komposition an, die sie sich extra für diesen Tag ausgedacht hatte.
    Jagt den wilden Burschen nun, wollen heut' nichts andres tun! lautete die Titelzeile, die Bardowicks Werbeagentur parallel zu ihrem Auftritt unters Volk brachte.
    Junker bearbeitete sein Kabremm, als gelte es, dem
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