Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2092 - Der Ausgestoßene

Titel: 2092 - Der Ausgestoßene
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Nähe, der ihn hörte.
    Mehrere Standardtage waren inzwischen verstrichen. Noch immer wartete er auf die Diener der Materie.
    Er wollte seinen Gefährten ins Gewissen reden, künftig eindringlicher im Dienst der Kosmokraten tätig zu sein und nicht ausschließlich den eigenen Neigungen nachzuhängen.
    Ramihyn lebte isoliert in seiner Fabrik, umgeben von untoten Wesen und Robotern, und sammelte Gedichte über das Ende der Welt.
    Pan Owwe hortete in den Gemächern seiner Fabrik Totenschädel aus allen Teilen des Universums.
    Noge Byzan Ore'olk wandelte an den Ereignishorizonten der größten Schwarzen Löcher entlang, die er fand. Nur so konnte er den Gedanken an die Ewigkeit ertragen.
    Farzad Farzamfar unterhielt ein Archiv, in dem er die Namen aller Wesen sammelte, die seit seinem Amtsantritt im Universum gelebt und einen Namen besessen hatten.
    Tomjago träumte davon, den Weg hinter die Materiequellen anzutreten.
    Sie alle hatten sich innerlich so weit von ihren ursprünglichen Aufgaben entfernt, wie es nur irgendwie ging.
    Torr Samaho seufzte. Sein Vorhaben war offenbar zum Scheitern verurteilt. Kein Diener der Materie würde auf ihn hören. Aber wenigstens besaßen sie im Unterschied zu ihm ihre Träume und ihre Kosmischen Fabriken noch.
    Er hingegen hatte nichts mehr, wofür es sich noch zu leben lohnte. Die beiden wichtigsten Träume seines Lebens waren zerstört, einzig und allein durch seine Schuld.
    Cairol der Zweite hatte ihn bedrängt, in die Zentrale zu kommen und das Kommando zu übernehmen. Sein Stasisorehester war ihm wichtiger gewesen. Er hatte es ebenso verloren wie die Kosmische Fabrik. Geplatzt, zerschmolzen, in der Akkretionsscheibe des Dengejaa Uveso verweht.
    Ein einziges Mal in drei Millionen Jahren sollte Torr Samaho tatsächlich seine Kompetenz unter Beweis stellen und zeigen, daß er zu Recht der Kommandant MATERIAS war. Er hatte versagt. Jetzt verfluchte er dieses Zentrums-BlackHole der Galaxis Milchstraße.
    Torr Samaho hielt es nicht mehr in der Enge des elf Meter durchmessenden Universentauchers aus.
    Er verließ die Kapsel und betrat das Plateau. Die Kapsel schickte er weg, hinauf an den diffusen Himmel, wo sie reglos stand und als winzige Lampe ihren Milchglas-Schein verbreitete.
    Diesmal zog es den Diener der Materie nicht zum Rand des Plateaus. Er wußte, wie es dort aussah.
    Der Fels fiel senkrecht in eine unsichtbare Tiefe ab.
    Das Land unterhalb, wenn es überhaupt existierte, verbarg sich unter einer dichten Wolkendecke.
    Ein leichter Wind schob sie im Zeitlupentempo vorwärts. Sie erinnerte mehr an eine Projektion denn an tatsächlich vorhandene Ballungen aus Wasserdampf.
    Der ehemalige Kommandant MATERIAS setzte sich in Bewegung. Ohne sichtliche Eile überquerte er das Plateau und näherte sich dem Gebäude. Das Knirschen der Kieselsteine in der schallschluckenden Bodenkrume erinnerte an das Flüstern vieler Dutzend Stimmen, die seinen Weg begleiteten.
    Was sie ihm zuflüsterten, verstand er nicht. Es bliebe eigentlich seiner eigenen Phantasie überlassen, aber auch diese erkannte nichts.
    Mit jedem Schritt, den er tat, spürte Torr Samaho die Ablehnung. Das Plateau wollte ihn ebensowenig wie damals, als er seinen Zyklopenkörper erhalten und auf die Ankunft der anderen acht Anwärter gewartet hatte.
    Vielleicht, dachte er, vielleicht hätten Hismoom und Cairol damals auf diese abstoßende Ausstrahlung achten sollen.
    Sie hatten es ihm nicht abschlagen können. Ein Wesen mit dem psionischen Potential eines ganzen Volkes stellte in den Kreisen der Diener eine absolute Ausnahme dar. Aus keinem anderen Grund hatte Cairol der Erste damals den Wunsch des Crozeirenprinzen erfüllt und seiner Forderung nachgegeben. So hatte er MATERIA als Kommando erhalten und nicht etwa eine andere Fabrik.
    Der Zyklop näherte sich dem Gebäude. Es handelte sich um einen flachen, buckelartig gewölbten Bau, im Mittelstück nicht höher als zwanzig Meter und mit einem zu den Seiten sacht abfallenden schwarzen Dach. Es bestand aus unregelmäßig geformten Schindeln. Die ovalen Fassungen aus einem weißen Material enthielten Fenster aus einem von außen undurchsichtigen Kunststoff. Sie befanden sich in Augenhöhe Samahos.
    Zielbewußt und ein wenig zu hastig hielt der Diener der Materie auf die acht Meter hohe Pforte zu.
    Er streckte den linken Arm aus. Die Tür löste sich vor seinen Augen in nichts auf.
    Torr Samaho folgte dem dunklen Korridor, dessen Licht diesmal mit erheblicher Verzögerung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher