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209 - Die fliegende Stadt

209 - Die fliegende Stadt

Titel: 209 - Die fliegende Stadt
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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seinen Fesseln und zog ihn hoch. Der Albino kam schwankend auf die Beine, doch seine stecknadelgroßen Pupillen zeugten von den Drogen, die immer noch in seinem Körper wirkten.
    »Du musst dich übergeben!« Matt schüttelte seinen Freund und steckte ihm schließlich selbst den Finger in den Rachen, bis Rulfan würgte und sich erbrach.
    »Hier, nimm das und drück es dir auf Nase und Mund«, befahl Matt und riss seinem Freund das Lendentuch von den Hüften. »Besser bloßgestellt, als von Drogen benebelt!«
    Tatsächlich taumelte der Rest der Anwesenden bereits wie im Rausch durch das dunstgefüllte Zelt, lallte, faselte oder riss sich hysterisch gackernd die Kleider vom Leib. Allen voran Crella Dvill.
    Matt glaubte seinen Augen nicht zu trauen: Das verdammte Zeug war ein Aphrodisiakum!
    In Auflösung begriffen und mit entblößten Brüsten, die Arme vorgestreckt und auf Knien rutschend kam die Mistress auf Matt zu. »Lass ihn mir! Ich gebe dir alles, was du verlangst! Macht, Geld, diese ganze verfluchte Stadt. Doch lass mir den Auserwählten, damit er mir die Kinder schenkt, die ich mir immer gewünscht habe!«
    »Du hast bereits Kinder. Kümmere dich um die und all die anderen Verstoßenen«, entgegnete Matt voller Verachtung, schlug ihr die Perücke vom Kopf, packte sie an den Haaren und zerrte sie mit sich. »Aber zuerst hilfst du uns hier raus!«
    ***
    Dank der Geisel schaffte es Matt mit Rulfan im Schlepptau, unbehelligt den sich im orgiastischen Treiben versinkenden Zeltpalast zu verlassen. Er ließ die berauschte Mistress frei, die sich hemmungslos vor Lüsternheit auf den nächstbesten Diener stürzte, der des Weges kam, und tauchte im Dunkel der Nacht zwischen den Zelthäusern unter.
    Rulfan trug inzwischen wieder sein Lendentuch. Er war ansprechbar, doch durch die Tortur der letzten Tage geschwächt und ausgelaugt. Matt hoffte, dass er sich bald erholen würde. Sie brauchten beide ihre klaren Sinne, wenn die weitere Flucht gelingen sollte.
    In der Nacht sah diese Stadt gänzlich anders aus. Untermalt vom Schein der glühenden Vulkankrater am Horizont, tanzten Schatten hinter den Zeltwänden der matt erleuchteten Häuser.
    Die Plattformen wirkten wie ein einziges riesiges Theater, in dem Hunderte von Stücken gleichzeitig gespielt wurden.
    Schaurig schön anzusehen, eine passende Kulisse zu diesem Theater der Groteske.
    Mehrere Male musste Matt innehalten und sich orientieren, aber schließlich fand er den Weg zurück zum Versteck von Perdita und ihrer Bande.
    Er bedeutete Rulfan zu warten, blickte sich um, ob jemand sie verfolgt hatte, klopfte dann gegen ein herabbaumelndes Schild und schob die Eingangsplane beiseite.
    »Jemand hier?«
    Im abgetrennten zweiten Raum raschelte es. Die Silhouetten der Kinder zeichneten sich auf dem Stoff ab. Aber niemand antwortete.
    »Chira, hier ist jemand, der dich vermisst hat«, versuchte es Matt erneut. Als es auch diesmal still blieb, war klar, dass etwas nicht stimmte.
    »Komm ruhig näher, Maddrax«, erklang da eine altbekannte Stimme, »und bringt deinen Albinofreund gleich mit.«
    »Jakk Son!« Matt zückte den Blaster und trat in den Nebenraum.
    Die Kinder saßen aufgereiht am Boden, die Hände auf den Rücken gebunden. Chira lag, zu einem zähnefletschenden Paket verschnürt, davor, Perdita mit Knebel im Mund daneben.
    Fünf Sowosamas standen bei ihrem Herrn.
    »Dachte ich mir doch, dass du abermals ein Wunder vollbringen wirst«, sagte der Safaariman und tippte sich anerkennend an den Tropenhelm.
    Matt wollte etwas erwidern, doch Jakk Son schnitt ihm das Wort ab. »Machen wir es kurz: Ich will deinen Freund. Dafür bekommst du die Gören und die Lupa. Außerdem verlange ich deine Waffe.«
    Matt hielt Rulfan fest, der drauf und dran war, sich auf den hoch gewachsenen Schwarzen zu stürzen.
    »Nicht doch!«, tadelte der Forscher und Züchter. »Du kannst mir im Gegenteil dankbar sein – hier, ich habe dir sogar deine Kleidung mitgebracht. Dein Anblick ist wahrlich nichts für Kinderaugen.« Damit warf er Rulfan ein Kleiderbündel vor die Füße. Der Säbel war nicht dabei, den trug er unter dem Gürtel, wie Matt mit einem kurzen Blick feststellte.
    »Wenn ich bekomme, was ich will, lasse ich dich und deine kleinen Freunde hier gehen«, fügte Jakk Son hinzu. »Du hast mein Wort als Ehrenmann.«
    Perdita schüttelte mit aufgerissenen Augen den Kopf.
    Ein kritischer Blick auf den Albino, dann senkte Matt den Blaster und machte einen Schritt auf Jakk Son zu.
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