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209 - Die fliegende Stadt

209 - Die fliegende Stadt

Titel: 209 - Die fliegende Stadt
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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über den sich Matt langsam vorwärts arbeitete und über den normalerweise die hängenden Amphoren befüllt wurden.
    Frauen, die von Kopf bis Fuß mit frischer weißer Farbe bemalt waren, standen im Hintergrund, intonierten ein Lied, das nur aus einzelnen Vokalen zu bestehen schien, und tanzten sich in Trance. Wärme stieg von den bräunlich verfärbten Metallplatten auf, die unter den Amphoren angebracht waren – offenbar eine beheizte Abwandlung klassischer Duftlampen.
    Denn aus den Hähnen darüber tropfte in regelmäßigen Abständen Flüssigkeit, perlte einen Moment lang über die Plattenoberfläche, verdampfte und verbreitete einen schweren, geradezu betäubenden Geruch. Trotzdem wirkte die Atmosphäre angespannt.
    Rulfan lag gefesselt und nur mit einem Tuch um die Hüfte bekleidet auf dem Altar, die Augen aufgerissen, immer noch nicht bei Sinnen. Um Hals und Unterarme waren Verbände geschlungen, durch die frisches Blut sickerte. Hau Mikh saß seitlich auf einem Stuhl, die Arme mit den Innenseiten nach oben an die Lehnen gebunden. Dünne Rohre ragten aus dem bronzefarbenen Fleisch und leiteten sein Blut in kleine, von Sklavinnen gehaltene Auffangbecken. Er war also das Opferlamm.
    Während Matt weiter kroch, bis er über dem Altar angekommen war, betrat die alte Voodoo-Hexe den Saal, gefolgt von einer Schwarzhäutigen, die wie ein Pfau ausstaffiert war.
    Das muss die Mistress Crella Dvill sein. In ihrer Perücke steckten die gleichen langen weißen Federn wie die auf dem Umhang der Alten, das körperbetonte Korsettkleid schillerte wie Fischhaut. In einer Hand hielt sie eine Reitgerte, die sie bei jedem Schritt gegen die kniehohen Lederstiefel klatschte. Die andere Hand umfasste ein gerolltes Pergament. Ihre Miene verriet Unruhe.
    Matt hockte sich an den Rand des Gerüstlaufs, mit dem Blaster in der Hand, bereit zum Sprung. Für die drängende Frage, wie er die Priesterin, Crella Dvill und die Wachen, die an den Zeltwänden postiert waren, gleichzeitig ausschalten sollte, war ihm bislang noch keine Antwort gekommen.
    Er beobachtete, wie sich die Mistress ans Fußende des Altars stellte und die Hexe zur Tat schritt. Unter an- und abschwellendem Gemurmel schöpfte sie aus einem der Auffangbecken Hau Mikhs Blut, goss es in eine Phiole und gab weitere Essenzen und Pülverchen hinzu, die sie in kleinen Beuteln um den Leib geschnürt trug.
    Ihr Gehabe wirkte auf Matt wie albernes Laientheater.
    Andererseits hatte er die armen Kreaturen mit eigenen Augen gesehen, die wie lebende Tote im Wald unter der Stadt wandelten und von den eigenen Kindern versorgt werden mussten.
    Matt suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Sein Blick glitt wieder und wieder durch den Raum, suchte nach einer Lösung für sein Dilemma.
    Derweil trat die Voodoo-Priesterin zu Rulfan, fasste sein Kinn und wollte ihm den Mund öffnen. Doch der Albino biss die Zähne zusammen und starrte widerspenstig nach oben.
    Matt hob die Hand, doch es war zu dunkel, als dass sein Freund ihn hätte sehen können.
    Während die Alte an Rulfans Kiefer zerrte, trat die Mistress dazu – die Augen weit und verklärt – und rollte das Pergament auf der Brust ihres Auserwählten aus.
    Ein… Filmplakat! Jetzt wusste Matt wieder, woran ihn der Name Orzowei erinnerte. Dieser ganze Hokuspokus basierte auf einer TV-Serie aus den siebziger Jahren! Die Hauptfigur war ein junger Weißer, der von einem afrikanischen Stamm als Baby gefunden und aufgezogen wurde.
    Das… das war lächerlich! Zum Himmel schreiend absurd!
    Als die Priesterin ihr Giftgebräu Rulfan durch die Nase einzuflößen begann, hielt es Matt nicht länger an seinem Platz.
    Plan oder nicht, er musste einschreiten.
    Er feuerte auf die hängenden Amphoren, sprang zu Rulfan auf den Altar hinab und trat der Alten den Giftbecher aus der Hand. Aspergina taumelte haltlos zurück und stürzte auf eine der großen Amphorenscherben. Mit einem krächzenden Schrei bäumte sie sich auf, sackte dann über der Scherbe zusammen und blieb leblos mit weit aufgerissenen Augen liegen.
    Chaos brach aus. Der Inhalt der geplatzten Amphoren hatte sich mit einem Schlag auf die dampfbetriebenen Heizplatten ergossen und verpuffte nun. Würzig schwerer Nebel erfüllte den Raum. So roch kein einfaches Duftöl! Das war irgendeine betäubende Essenz, in geringer Dosierung vielleicht anregend, aber in diesen Mengen…
    Reflexartig zog sich Matt das Hemd über Mund und Nase.
    Dann stieß er die zeternde Alte zurück, befreite Rulfan von
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