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209 - Die fliegende Stadt

209 - Die fliegende Stadt

Titel: 209 - Die fliegende Stadt
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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wieder eine verdammte Zwickmühle, dachte er. Ich scheine ein Abonnement darauf zu haben!
    Um vom Thema abzulenken, fragte er: »Warum sind so viele Kinder aus dem Wald hier oben in der Stadt?«
    »Sie kommen nicht aus dem Wald. Dort leben nur die Verbannten und ihre Nachkommen, aber es gibt noch viele andere Kinder in der Stadt. Ich bin die Einzige, die in beiden Welten wandelt. Sie sehen mich als ihre Anführerin.«
    Also baute Perdita hier oben eine kleine Armee auf, bereit, zuzuschlagen. Eine beachtliche Aufgabe für eine höchstens Dreizehnjährige.
    Matt blickte zu Chira. Die Lupa lag auf ein Kissen gebettet und trug dicke Verbände quer über Brust und Flanke. Einen weiteren Kampf würde sie in diesem Zustand nicht bestehen können. Er musste allein los. Wenn er den Hänfling mit seiner Flüstertüte richtig verstanden hatte, war Eile geboten.
    Also ließ er sich von Perdita alles berichten, was sie über den Palast, seinen Aufbau und die erwähnte Zeremonie wusste.
    »Wenn du da rein willst, ziehst du besser das hier an«, meinte Perdita am Ende und reichte ihm einen Satz verwaschener weißer Dienstbotenkleider samt gepuderter Perücke.
    Matt zögerte – und nickte. Rulfan, mein Freund, dafür habe ich dann aber was bei dir gut!
    ***
    Er schwärzte sich Gesicht und Hände mit Ruß, dann zog er die Perücke über den Kopf. Ein letztes Mal prüfte er den Sitz des Blasters im Bund der Pluderhose, zog den Kummerbund darüber und knöpfte das taillierte Jackett zu. Dann seufzte er schicksalergeben. »Ich bin so weit.«
    Matthew Drax und Perdita brachen auf. Er folgte ihr die Gassen, Hängebrücken und Leitern entlang bis zu einem Anbau des Palasts. Hier bestand laut Perdita die beste Chance, ungesehen in die Höhle des Löwen vorzudringen: durch die Stallungen der Albino-Tiere, die Jakk Son regelmäßig anlieferte.
    Matt war nicht unfroh bei dem Gedanken, dass es quasi der durchgedrehte Forscher und Züchter war, der ihm nun den Zutritt zum Palast ermöglichte.
    Sie gelangten an ein massives Holztor, durch das die ankommende Ware in die Stallungen getrieben wurde. Mit seinem Blaster war es kein Problem für Matt, das Schloss zu knacken.
    Bevor er durch das Tor schlüpfte, wandte er sich noch einmal an Perdita. »Warte in eurem Versteck«, raunte er.
    »Wenn ich hier fertig bin, treffen wir uns dort. Und pass mir gut auf Chira auf, hörst du?«
    Sie sah ihn unglücklich an. »Du willst wirklich allein gehen?«, fragte sie sicher zum zwanzigsten Mal. »Ich kann dir helfen!«
    »Hör darauf, was Ogun-Maddrax dir sagt!«, erwiderte er nachdrücklich. So gern er jemanden bei sich gehabt hätte, der sich hier auskannte, so wollte er das Mädchen nicht in Gefahr bringen. »Und jetzt geh!«
    Sie nickte missmutig und verschwand in den Schatten.
    Matt schloss das Tor von innen. Geduckt schlich er an den Ställen entlang: Die Tiere darin kamen ihm vertraut vor. Vom Perlhuhn mit Kopfhorn bis zur blutrünstigen Albinogazelle – allesamt stammten sie aus Jakk Sons mehr oder weniger gelungenen Zuchten.
    Als er die Stallung zur Hälfte durchquert hatte, wechselte er die Strategie, stolzierte nunmehr in gespielter Hofdiener-Manier weiter, die Nase erhoben, die Hände hinter dem Rücken – getreu der Kriegslist, dass Frechheit siegt.
    Niemand würde jetzt noch einen Eindringling in ihm vermuten.
    Hoffte er zumindest…
    Durch ein zweites Tor am Ende der Stallungen betrat er eine Kombination aus Schlachthof und Großküche.
    Die Bediensteten hielten in ihrer Arbeit inne und blickten ihn unverwandt aus schwarzen Gesichtern an. Keiner rührte sich, keiner sprach ihn an oder schlug Alarm.
    Matt wedelte mit der Rechten. »Weitermachen, husch, husch!«, rief er mit blasierter Stimme. Damit die Worte den richtigen Klang besaßen, hatte er sie zuvor mit Perdita geübt.
    Und sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Bediensteten, in der Rangfolge noch ein paar Stufen unter einem Hofdiener, wandten sich eilig wieder ihrer Arbeit zu. Nach einer genau bemessenen Pause ging Matt auf die gegenüberliegende Tür zu, immer bereit, bei einem plötzlichen Angriff seine Waffe zu ziehen. Doch er blieb unbehelligt.
    Und auch die Wachen und das restliche Personal in den Gängen schienen sich nicht für ihn zu interessieren. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, hektisch Speisen und riesige Amphoren zu schleppen, sauber zu machen oder die Räume zu schmücken.
    Matt griff sich ein herumstehendes Tablett mit Karaffe samt Tuch, das er über seinen
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